FilmkritikIn KürzeDarsteller:innen und RollenDas sagen die Kolleg:innen
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Originaltitel: Mikra omorfa aloga
DVD/Blu-ray – Release: 06.05.2021

FSK 16

FSK 16 ©FSK

Länge: ca. 107 Minuten
Produktionsland: Griechenland | Belgien | Deutschland
Regie: Michalis Konstantatos
Schauspieler:innen: Yota Argyropoulou | Dimitris Lalos | Alexandros Karamouzis
Genre: Drama
Verleih: Neue Visionen Filmverleih

All the pretty little Horses

All the pretty little Horses ©2020 Neue Visionen Filmverleih

Wenn wir an griechische Filme denken, fallen uns sofort Werke ein wie MAMMA MIA!, ALEXIS SORBAS oder gar DIE ZWEI GESICHTER DES JANUARS – doch schon bei der Nennung dieser Titel sollte auffallen, dass es sich dabei gerad einmal um die im Film fokussierten Spielorte handelt und nicht um die eigentliche Produktionsstätte. Tatsächlich spielt, und das kommt wohl nicht so überraschend, Griechenland nur eine kleine Rolle im Filmbusiness, denn dort werden vor allem kleine lokale Arthouse-Schinken produziert, wie CHEVALIER, WORLDS APART oder ALPS. Viele davon schaffen es nicht einmal auf die internationale Bühne. Verschärft durch finanzielle Krisen, sind es gerade die letzten 40 Jahre, die nur wenig nennenswerten Stoff hervorbrachten. Einzig in den 60er Jahren konnte der griechische Film ein tatsächliches Hoch verzeichnen mit mehr als 100 gedrehten Filmen und rund 137 Millionen Besuchern.

Darum geht es…

Das Ehepaar Aliki und Petros haben es nicht leicht, denn wegen einiger Rückschläge müssen sie ihr gutes Leben in Athen an den Nagel hängen und aufs Land ziehen, wo sie beide mit ihrem Sohn einen Neustart schaffen. Während Aliki als Pflegerin voll eingespannt ist, sucht sich Petros eine Arbeit als Hausmeister in einer großen Villa. Die Sehnsucht nach dem alten Leben ist groß, insbesondere im Angesicht der kleinen und engen Wohnung, in welcher die drei derzeitig hausen müssen. Besuche auf Petros Arbeit stellen sich jedoch als wunderbare Erholung raus und schon bald kommt ein Gefühl von Heimat, welches dazu führt, dass sich die drei beginnen immer mehr dort einzunisten. Da die Bewohnerin viel beschäftigt und gerne auf Reisen ist, steht dem auch kaum etwas im Wege. Doch wo soll das nur hinführen?

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Rezension

ALL THE PRETTY LITTLE HORSES ist einer der Filme, der für jeden Kritiker eine Herausforderung darstellen dürfte, denn er bietet nur wenig Ansätze, die überhaupt einer Erwähnung wert wären. Wohl am markantesten ist dabei, dass hier eine ziemliche Ähnlichkeit zum südkoreanischen Filmerfolg PARASITE zu erkennen ist. Die Basisgeschichte entspricht in groben Zügen der preisgekrönten Geschichte von Bong Joon-ho, in welcher sich eine Familie ebenfalls beginnt in einem reicheren Adelshaus einzunisten. Doch gerade dieser Vergleich ist natürlich auch äußerst schädlich für das hiesige Werke, denn sofort wird deutlich, wie man es richtig macht und wie nicht. Während die Grundidee zwar weiterhin ein nettes Gedankenspiel ist und zudem auch recht viel über die Persönlichkeiten aussagt, ist es jedoch zugleich eine Herausforderung dieser Geschichte Leben einzuhauchen, so dass der Konsum zum Genuss wird.

All the pretty little Horses

All the pretty little Horses ©2020 Neue Visionen Filmverleih

Genau daran hapert es hier auch. Ganz zu schweigen davon, dass hier ein ziemlich langsames Pacing zu erkennen ist, welches sich vor allem dadurch auszeichnet, dass viele Szenen ohne Geräusch- und Musikkulisse auskommen müssen, sind es vor allem die Dialoge, die das gesamte Geschehen nur schwer verdaulich machen. Diese sind sehr schlicht und bruchstückhaft gehalten, so dass eine flüssige und enthusiastische Kommunikation zu keinem Zeitpunkt möglich ist. Bekommen wir jedoch tatsächlich mal eine musikalische Untermalung zu hören, so ist diese meist düster und verheißungsvoll und scheint einen dramatischen Wendepunkt anzukündigen. Stets ist die Erwartung gegeben, dass irgendwann, ähnlich wie bei PARASITE, der große Knall kommt und eine unerwartete Handlung das ganze System zum Bersten bringt.

All the pretty little Horses

All the pretty little Horses ©2020 Neue Visionen Filmverleih

Wie sie sehen, sehen sie nichts

Auch im Bilddesign kann der Film sich nicht gerade in einem rühmlichen Licht präsentieren. Die Qualität des Bildes wirkt eher mangelhaft, was tatsächlich schon lange nicht mehr in diesem Ausmaße zu sehen war. Die Aufnahmen sehen aus wie aus einem völlig anderen Zeitalter und als wären sie mit einer recht veralteten Kameratechnik aufgezeichnet wurden. Der Qualitätsverlust kann womöglich damit zusammenhängen, dass es sich hierbei nur um eine DVD-Sichtung handelt – fraglich ist also, ob dies auch im Kino oder auf Blu-ray so aufgefallen wäre. Ansonsten gibt es auch in der Bildgestaltung kaum bemerkenswerte Punkte, außer dass der Regisseur offenbar Tarantino nacheifert und scheinbar einem Fußfetisch freien Lauf lässt – jedenfalls haben wir lange nicht so viel Bein gesehen, wie in ALL THE PRETTY LITTLE HORSES.

Wenn wir schon beim Filmtitel sind, so sei gleich ergänzt, dass die Handlung im Prinzip nichts damit zu tun hat und auch eine Bedeutung nur schwer zu erahnen ist. Wir bekommen zwar genau einmal ein Pferd gezeigt und auch ein Karussell-Spielzeug, welches mit Pferden bestückt ist, doch abseits dessen spiegelt sich der Titel kaum wider. Auch mit dem gleichnamigen Song, welcher mehrfach neuinterpretiert wurde, aber im Grunde auf Lyn Ellen Lacy zurückführt, sind nur minimale Parallelen erkennbar. Im Grunde wird der Titel somit einzig und allein ein Vermerk darauf sein, dass dieses Karussell eine Art Symbolkraft von Luxus ausstrahlen soll, welche jedoch eher weithergeholt wirkt.

All the pretty little Horses

All the pretty little Horses ©2020 Neue Visionen Filmverleih

Fazit

Alles in allem kann ALL THE PRETTY LITTLE HORSES leider nur enttäuschen, auch wenn es wirklich schön ist auch aus Griechenland mal eine Filminszenierung zu sehen. Die Protagonisten sind zwar sympathisch, harmonieren aber kaum miteinander – jedenfalls kann eine Verbundenheit kaum wahrgenommen werden. Darüber hinaus ist die Intention, die in der Synopsis des Films beschrieben wird nur sehr schwer herauszusehen oder gar nur erkennbar, wenn einem klar gemacht wird, was tatsächlich ausgesagt werden soll. Einzig und allein der Einsatz von gelegentlicher dramatischer Musik und Ansätzen, die eine tragische Wendung vermuten lassen, bieten Hoffnung auf einen guten Film, lassen uns aber schlussendlich äußerst enttäuscht zurück, da selbst der vermeintliche Höhepunkt in erzählerischer Leere verpufft. Schade eigentlich, doch grundlegend ist ein Potential erkennbar und vielleicht bekommen wir künftig häufiger mal Werke aus der Region zu sehen. Tatsächlich ist auch die FSK 16 ziemlich überflüssig.

All the pretty little Horses

All the pretty little Horses ©2020 Neue Visionen Filmverleih

Eine Flasche Ouzo bitte und zum Essen bitte die Metaxasauce – wer kennt sie nicht die üblichen griechischen Indizien, die in so ziemlich jedem Film, der am selbigen Ort spielt, auftauchen. Nicht jedoch im hiesigen, der als einer der wenigen sogar tatsächlich griechischer Herkunft ist. Ob Zufall oder nicht, bekommen wir nur wenige Zeit nach dem südkoreanischen Erfolg Parasite bereits einen Lowbudget-Abklatsch der gleichen Geschichte, die zudem jedoch noch deutlich abgespeckt wurde – leider jedoch an den völlig falschen Enden. In fast schon unerträglicher Trägheit wird hier eine Geschichte erzählt, die teilweise versucht spannende Elemente aufzubauen, uns dann jedoch immer wieder den dicken Daumen zeigt und die gut aufgebauten Szenen nicht bis zu Ende führt. Dadurch schleicht sich eine ätzende Langeweile ein, die auch durch die nicht gerade von Qualität zeugende Bildgestaltung und die oftmals ausgedehnten und flusslosen Dialoge, wahnsinnig zu machen scheint. Auch wenn das Ensemble wohl noch einer der lobenswertesten Punkte ist, so schaffen sie es bei weitem nicht dem Film das nötige Leben einzuhauchen. Schade eigentlich – gerne hätte ich mal einen tollen griechischen Film genossen.

All the pretty little Horses

All the pretty little Horses ©2020 Neue Visionen Filmverleih


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