Die 74. Internationalen Filmfestspiele Berlin, besser bekannt als Berlinale, sind zu Ende gegangen. Wie jedes Jahr strömten Filmfans aus aller Welt in die deutsche Hauptstadt, um die neuesten Produktionen zu erleben und das glitzernde Filmfestival zu genießen. Doch die diesjährige Berlinale war nicht frei von politischen Kontroversen, die sowohl Lob als auch Kritik hervorriefen.
Die Auswahl der diesjährigen Filme war breit gefächert und bot eine Vielzahl von Genres und Perspektiven. Unter der Leitung der kenianischen Schauspielerin Lupita Nyong’o, die die Jury leiten wird, konkurrierten in diesem Jahr insgesamt 20 Filme um den Goldenen und die Silbernen Bären, darunter auch zwei deutsche Produktionen. Der Wettbewerb, bei dem internationale Produktionen um den Goldenen Bären konkurrierten, war zweifellos ein Höhepunkt der Berlinale.
Folgende 20 Filme kämpften in diesem Jahr um den Goldenen und die Silbernen Bären:
ANOTHER END – Piero Messina
ARCHITECTON – Victor Kossakovsky
BLACK TEA – Abderrahmane Sissako
DAHOMEY – Mati Diop
A DIFFERENT MAN – Aaron Schimberg
DES TEUFELS BAD – Veronika Franz und Severin Fiala
GLORIA! – Margherita Vicario
HORS DU TEMPS – Olivier Assayas
IN LIEBE, EURE HILDE – Andreas Dresen
KEYKE MAHBOOBE MAN – Maryam Moghaddam
LA COCINA – Alonso Ruizpalacios
LANGUE ÉTRANGÈRE – Claire Burger
L’ EMPIRE – Bruno Dumont
MANODROME – John Trengove
MÉ EL AÏN (WHO DO I BELONG TO) – Meryam Joobeur
PEPE – Nelson Carlos De Los Santos Arias
SHAMBHALA – Min Bahadur Bham
SMALL THINGS LIKE THESE – Tim Mielants
STERBEN – Matthias Glasner
VOGTER – Gustav Möller
YEOHAENGJAUI PILYO – Hong Sangsoo
Trotz des Glanzes und der Vielfalt des Festivalprogramms gab es auch Kritik an der Berlinale. Inmitten des Filmfestival-Trubels gab es einige Kontroversen über die politische Haltung der Veranstaltung. So waren trotz des Boykottaufrufs „Strike Germany“ die meisten eingeladenen Filmemacher und ihre Werke in Berlin präsent. Die Berlinale, berühmt für ihre politische Atmosphäre, blieb diesem Ruf auch bei ihrer 74. Ausgabe treu. Dies spiegelte sich nicht zuletzt in der Vergabe des Hauptpreises, des Goldenen Bären, an den Dokumentarfilm DAHOMEY wider.
Regisseurin Mati Diop beleuchtet in ihrem Film die Rückgabe von Kolonialobjekten an Benin und setzte ein Zeichen für postkoloniales Kino. Einige bemängelten jedoch das Fehlen herausragender Werke und die mangelnde Auseinandersetzung mit aktuellen Themen wie KI und der Rolle von Streaming-Diensten in der Filmindustrie. Auch politische Kontroversen rund um die Einladung von AfD-Politikern und die Solidaritätsbekundungen mit Palästina sorgten für Diskussionen.
„I stand in solidarity with Palestine!“ – diese Äußerungen wurden von einigen Gästen bejubelt, während andere, wie die WELT-Redakteurin Anna Schneider, dies als besorgniserregenden Ausdruck von Antisemitismus betrachteten. Sie kritisierte die Veranstaltung und bezeichnete sie als „realitätsblindes Milieu in aparter Selbstbesoffenheit“, das Steuergelder verschwendete. Ähnlich äußerte sich auch der Tagesspiegel, der die Berlinale als „Pro-Palästina-Show“ titulierte und den Kulturbetrieb dafür kritisierte, nicht die Sichtweise Israels einzunehmen und Empathie für das Leid der Israelis zu zeigen.
Das sind die Sieger der Hauptpreise 2024:
- Goldener Bär — DAHOMEY von Mati Diop
- Großer Preis der Jury — TRAVELER’S NEEDS von Hong Sang-soo
- Silberner Bär — L’ EMPIRE von Bruno Dumont
- Bester Hauptdarstellende — Sebastian Stan für A DIFFRENT MAN
- Bester Nebendarstellende — Emily Watson für SMALL THINGS LIKE THESE
- Silberner Bär für herausragenden künstlerischen Beitrag — Martin Gschlacht für die Kameraführung in DES TEUFELS BAD von Veronika Franz und Severin Fiala
- Beste Regie — Nelson Carlos De Los Santos Arias für PEPE
- Silberner Bär für das beste Drehbuch — Matthias Glasner für STERBEN
Die Berlinale 2024 markierte das letzte Festival unter der Leitung von Mariette Rissenbeek und Carlo Chatrian, die das Festival in einem Jahr des Übergangs leiteten. Während die Berlinale weiterhin ein wichtiger Treffpunkt für die internationale Filmindustrie bleibt, steht sie vor der Herausforderung, sich für ihr 75. Jahr neu zu erfinden und den Spagat zwischen politischer Relevanz und ästhetischer Innovation zu meistern.
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