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Black Adam Filmstill

Black Adam ©2022 Warner Bros. Entertainment Inc.

2019 hat SHAZAM! als einer der wenigen Filme aus dem DC Extended Universe nicht nur die Kinokassen zum klingeln gebracht sondern auch den Fans ein Lächeln aufs Gesicht gezaubert. Obwohl nicht alles perfekt war, so sticht das Werk aus der jüngsten Vergangenheit der Verfilmungen des Comicgiganten positiv heraus. Bereits 2014 kündigte man offiziell an, dass Dwayne Johnson eine Rolle in dem Film spielen würde, ohne jedoch zu spezifizieren, welche es sei. Doch wurden die Pläne drei Jahre später geändert und Warner Bros. verkündete, dass er als Black Adam einen komplett eigenen Film bekommen würde. So kam es nicht einmal zu einem Gastauftritt in David F. Sandbergs Film. Nach entsprechender Zwangsverschiebung durch die COVID-19-Pandemie, sorgt der Film des Actionregisseurs Jaume Collet-Serra nun für viel Hoffnungen beim Publikum.

Darum geht es

Vor 5.000 Jahren hat ein mutiger Junge für das Ende der Sklaverei in Kahndaq gesorgt und dem Volk die Freiheit zurückgebracht. Dies war ihm möglich durch gottgleiche Fähigkeiten, die ihm die Macht gaben, den machtbesessenen König vom Thron zu stoßen. Als Champion gefeiert wurden seine Fähigkeiten nun nicht mehr gebraucht und es vergingen Jahrtausende in Frieden. In der Gegenwart jedoch versuchen Söldnertruppen erneut die Unterdrückung einzuführen und sogleich auch die uralte Krone des ehemaligen Königs wieder zu finden, welche dem Träger eine ganz besondere Macht verleihen soll. Als die Wissenschaftlerin Adrianna Tomaz auf das Artefakt stößt mit der Absicht es zu finden und zu verstecken, führt sie die Söldner geradewegs zu ihrem Ziel. Ihre einzige Aussicht auf Rettung ist ein Hilferuf an Teth-Adam, den einstigen Champion, auf das er Kahndaq erneut die Freiheit zurückbringen würde.

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Rezension

Die schier wichtigste Frage bei einem neuen DC-Film scheint mittlerweile zu sein: Bekommen wir erneut ein Trauerspiel liebloser Charaktere verpackt in ein Armutszeugnis, dass sich Drehbuch nennt? Um direkt die Kuh vom Eis zu schieben: BLACK ADAM enttäuscht auf mehreren Ebenen und das selbst, wenn man schon ohne große Erwartungen in den Film hinein geht. Nun muss relativierend erwähnt werden, dass uns der Film in der deutschen Synchronfassung gezeigt wurde. Dies soll in der folgenden Besprechung zwar mildernd berücksichtigt werden, aber da wir in Deutschland gute Synchronstudios haben, rettet dies bei weitem nicht die wieder einmal viel zu platten Dialoge, die nicht selten aus witzlosen Onelinern bestehen. Es kommt regelrecht der Eindruck auf, als wollten sich die Figuren vor ihrem Dialogpart in Deckung bringen, indem sie immer wieder sofort den linguistischen Ball einer anderen Rolle zu spielten. Doch wer erwartet schon tiefsinnige oder gar bedeutsame Gespräche in einem solchen Werk?

Black Adam Filmstill

Black Adam ©2022 Warner Bros. Entertainment Inc.

Statt mit eloquenten Auseinandersetzungen schießt der neue Comicfilm lieber mit Filmreferenzen aus vollen Rohren. Wobei an dieser Stelle schon in Frage gestellt werden muss, ob es sich hierbei noch immer um Referenzen handelt oder ob nicht einfach nur blind abgekupfert wurde und uns womöglich ein filmisches Genreallerlei vorgesetzt wird. Während die Bildgestaltung arg an Zack Snyders 300 erinnert (und auch spätere Werke des MAN OF STEEL Regisseurs) und damit scheinbar das einzige Erfolgsrezept übernommen werden sollte, welches DC in den vergangenen zehn Jahren hervorbringen konnte, wirkt BLACK ADAM wie eine schlechte Schwarzmarktkopie der Marvelfilme. BLACK PANTHER, CAPTAIN AMERICA und vor allem auch die X-MEN sind in jeder zweiten Szene wiederzufinden, ganz zu schweigen davon, dass die Figuren wie 1:1 Übertragungen von Dr. Strange und Ant-Man wirken.




Extra langsam für noch mehr Langeweile

Die Parallelen gibt es natürlich auch in den Comicvorlagen, weshalb es schwer ist an diesem Punkt wirklich Kritik an der Umsetzung zu äußern. Was jedoch mehr als makelhaft ist, sind die schwachen Persönlichkeiten aller Charaktere. Wir erfahren kaum etwas über sie, denn insbesondere die Justice Society taucht aus dem Nichts aus und niemand kennt sie, niemand weiß, was sie tut und niemand kann sich mit diesen identifizieren. Denn wohlgemerkt müssen solche gravierenden Elemente nicht nur Comiclesende abholen, sondern auch das konsumierende Filmpublikum. Während Pierce Brosnan seiner Darstellung als Doctor Fate zumindest noch durch sein einnehmendes Wesen eine gewisse nahbare Figurenzeichnung verleiht und Sympathien transportieren kann, wirken nahezu alle weiteren Rollen vollkommen fehl am Platz. Das geht sogar so weit, dass die von Quintessa Swindell gespielte Cyclone in ihren Fähigkeiten eher mit Zeitlupen assoziiert, wird als mit ihrem eigentlichen Talent.

Black Adam Filmstill

Black Adam ©2022 Warner Bros. Entertainment Inc.

Damit das Mainstream Blockbustergelage natürlich auch in vollem Rahmen ausgeschöpft werden kann, dürfen selbstverständlich auch unzählige Hits der Musikgeschichte, die in den albernsten Momenten eingespielt werden, um noch eine dämliche Pointe herauszukitzeln, nicht fehlen. Von den Smashing Pumpkins geht es über The Rolling Stones bis hin zu Ennio Morricones „The Trio“ aus THE GOOD, THE BAD AND THE UGLY. Noch schlimmer kann es eigentlich nur noch durch ein unterirdisches CGI werden – und was soll man sagen: auch das bekommen wir. Auch wenn wir einmal die vielen Kämpfe, die vor Lichtblitzen, Feuerwalzen und Luftverwirbelungen strotzen außenvorlassen, da DC bei weitem nicht die einzigen sind, die hiermit ihre Probleme haben, bleibt noch immer eine abstrus magere Darstellung des ehemaligen Profiwrestlers, auf welche sein viel zu großer Kopf einfach drauf gepflanzt wurde. Es ist schockierend, dass offenbar niemandem im Schaffensprozess diese überaus seltsame digitale Kreation oder auch Kreatur aufgefallen ist.

Black Adam Filmstill

Black Adam ©2022 Warner Bros. Entertainment Inc.

Kinderkino war auch schon besser

Wenn wir nun tatsächlich auch noch einen Blick auf die Handlung werfen wollen, weil es der Anstand gebührt, so sei darauf verwiesen, dass hier kein besseres Wort für BLACK ADAM übrigbleiben wird. Unzählige Storyansätze werden ohne jegliche Logik eingestreut und den Zuschauenden im „Friss oder Stirb“ – Prinzip vor die Füße geworfen. Erklärungen bleiben offen, die Antagonisten sind so langweilig wie selten zuvor und auch vom eigentlichen Antihelden bleibt unter dem Zwangscut für eine bessere Altersfreigabe wenig übrig. Statt den ursprünglichen rabiaten, brutalen und psychisch verstörenden DC-Weg weiter zu verfolgen, bekommen wir lieber abgeschwächten Blödsinn, damit das Zielpublikum noch einmal massiv erweitert werden kann. Und natürlich sagt ein ungeschriebenes Gesetzt, dass man nicht in Frage stellt, wo die anderen Helden des gleichen Filmuniversums zu der Zeit waren und warum sie nicht eingreifen, aber wer stümperhaft versucht auf all diese Werke auch noch zu verweisen, muss sich diese Kritik einfach gefallen lassen.

Fazit

Der neuste Versuch des Comicgiganten endlich mal einen Film für die Fans zu produzieren, der nicht unter einem Shitstorm abgestempelt wird, schlägt somit wieder einmal fehl und punktet lediglich in der Abspannszene. Das Trauerspiel ist genauso kreativ wie die Namensgebung, die uns im Film damit erläutert wird, dass der eigentlich „Teth-Adam“ heißende Protagonist endlich mal einen neuen frischen Namen bräuchte und deswegen künftig Black Adam heißen solle. Scheinbar hat man sich nicht nur um schlappe 400 Jahre im Storytelling verrechnet, sondern auch noch in der Gleichung vergessen, dass der immer selbe Einheitsbrei schon in der Vergangenheit mehrfach auf Gegenwehr gestoßen ist. Statt den Erfolg von Zack Snyder endlich anzuerkennen und ihm freie Hand beim Aufbau eines eigenen Universe zu lassen, imitiert man lieber seinen Stil, ohne dabei zu merken, dass es ein gewisses filmisches Feingefühl braucht. Manche wollen es halt einfach nicht lernen.

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