Langreview Kurzkritik English Version Fakten + Credits
Nur wenige Sekunden mehr und Shuri hätte ihrem Bruder das Leben retten können. Mit ihm stirbt nicht nur ein geliebter Mensch und der König von Wakanda, sondern auch der letzte Black Planther. Des König Mutter übernimmt nun die Geschäfte und sorgt sich um das Volk. Seit Wakanda seine Geheimnisse der Welt preisgegeben hat, versuchen viele Mächte Einfluss zu gewinnen und das Vibranium in die Hände zu bekommen, um mit dessen Macht eigene Interessen zu verfolgen. Doch das Land muss feststellen, dass Sie sich nicht nur vor den USA, Frankreich und anderen Staaten schützen müssen, sondern auch ihr diplomatisches Geschick gefordert ist, denn auch ein anderes Volk macht sich zur Gegenwehr bereit und Shuri und Königin Ramonda müssen entscheiden an wessen Seite sie kämpfen und welchen Standpunkt sie vertreten. Doch werden sie es auch ohne den Black Panther schaffen diese Herausforderungen zu bestehen?
Rezension
Erst vor wenigen Monaten hat der Comic Gigant Marvel bekanntgegeben, dass die Phase 4 des MCU (Marvel Cinematic Universe) vorzeitig beendet werden würde. Mit BLACK PANTHER: WAKANDA FOREVER ist dieser Schlussstrich nun erreicht. Doch angesichts der massiven Kritik, die die jüngsten Filme und Serien des Franchise erleiden mussten, steht der Nachruf auf den zwischenzeitlich verstorbenen Hauptdarsteller des ersten Teils, Chadwick Boseman, auf wackligen Füßen und muss in mehrerlei Hinsicht abliefern können. Schon der frühere Film ist nicht ungeschoren davongekommen, auch wenn er zu den erfolgreichsten Werken des fiktiven Universums zählt. Tatsächlich stammen viele positive Rezeptionen aus den Bereichen der PoC, die diese Reihe als weiteren Erfolg im schier hoffnungslosen Kampf gegen Unterdrückung betrachten. Der Black Panther gibt insbesondere den afrikanischen Menschen eine Stimme auf dem Weltmarkt der Filmindustrie.
Eine große Bürde für einen einzelnen Film. Offenbar so groß, dass Ryan Coogler, der bereits den Film aus 2018 realisiert hat und sowohl als Drehbuchautor als auch als Regisseur für die Community der PoC eintritt, keine andere Wahl gesehen hat, als den zweitlängsten Film aller 30 Marvel Filme zu entwickeln. Diese Zeit nutzt er, um dem Publikum völlig neue Welten vorzustellen, mehr Einblicke in das Leben in Wakanda zu liefern und außenpolitische Themen aufzugreifen, die bereits im vorherigen Streifen angekündigt wurden. Zudem bekommen wir eine Hommage an Boseman, die den Nachruf an Stan Lee in der Filmreihe noch weit übertrumpft, ohne jedoch dabei das Vermächtnis zu verschandeln und den Tod unehrenhaft auszuschlachten. Wohlgemerkt widmet sich der Film diesem Thema zwei Mal intensiv, wobei die zweite Szene etwas über das Ziel hinausschießt.
Viel Gelaber um Nichts
Viel hilft nicht immer viel. Und so werden nach einem unmittelbaren Einstieg ohne Vorspan, die 161 Minuten Spieldauer teilweise zu einer langwierigen und nervtötenden Tortur, auch wenn die Zeit wie im Fluge vergeht. Rund 50 Minuten hätte BLACK PANTHER: WAKANDA FOREVER wohl eingekürzt werden können, ohne dabei inhaltliche Verluste zu erleiden. Nicht selten werden Dialoge unnötig in die Länge gezogen, um eine Scheindramaturgie zu entwickeln, die eigentlich gar nicht vorhanden ist. Zudem entsteht der trügerische Eindruck, dass die zusätzliche Zeit aufgewendet werden könnte, um die fantastischen neuen Welten vorzustellen, doch tatsächlich geschieht dies nur recht kurz und zumeist so düster, dass es recht schwer ist die volle Pracht genießen zu können. Zudem erinnern viele Szenen und Handlungsentwicklungen an AQUAMAN, IRON MAN, AVATAR und schrecklicherweise sogar an THE GREAT WALL, wodurch Coogler sich selbst die Hürde der Vergleichbarkeit in den Weg stellt und an dieser immer wieder scheitert.
Doch das Sequel ist kein grundsätzlich schlechter Film. Tatsächlich kann er fast schon als Highlight der vierten Phase des Franchise betrachtet werden und gliedert sich zudem als eine der wenigen Neuerscheinungen wieder angemessen in das Universe ein, ohne dabei jedoch seine Eigenständigkeit zu verlieren. Zudem bietet uns die Produktion einen fantastischen Einblick in die afrikanische Kultur. Rituale, Musik, Kunst, Tänze und Kampftechniken orientieren sich stark an den Gebräuchen der BPoC und werden damit erneut für einen großen Hype sorgen. Viele sonst typische Amerikanisierungen bleiben außen vor und werden sogar auf den Kopf gestellt indem dezente Kritik an der Machtausübung internationaler und vor allem US-amerikanischer Regierungen und Regierungsorganisationen geübt wird. Coogler bleibt dabei jedoch überraschend sanft und teilt lieber gegen die Franzosen aus als die USA als alleinige Übeltäter zu präsentieren.
Schwer erkennbare Gänsehautmomente
Hinter der Kamera bekommt Autumn Durald Arkapaw, die schon für LOKI und unzählige Kurzfilme als Kamerafrau tätig war, ihre große Gelegenheit ihre Fähigkeiten zu präsentieren. Trotz toller Landschaftsbilder, aufregenden Kamerafahrten und großen Emotionen, die durch lange und unnachgiebige Einstellungen erzeugt werden, schafft sie es leider nicht zu überzeugen. Viele Szenen haben ein erschreckendes Schärfeproblem und lassen die Frage aufkeimen, warum das niemandem aufgefallen ist oder ein entsprechender Nachdreh angesetzt wurde. Es ist schließlich deutlich erkennbar, dass es sich hierbei nicht um künstlerisch effektive Unschärfen handelt, sondern diese sogar kontraproduktiv zum sonstigen visuellen Erlebnis funktionieren. Mastermind Ludwig Göransson, der auch schon für den ersten Teil die Gestaltung des Scores übernommen hat, zeigt im Gegensatz zur Kamera auch hier wieder sein Können.
Coogler präsentiert uns die gesamte Palette der Emotionen und lässt uns lachen, weinen, mitfühlen und mitjubeln. Sogar der ein oder andere Gänsehautmoment ist vertreten. Dies passiert jedoch nur in wenigen Moment und wird überschattet von langen eintönigen Handlungssträngen, die sogar narkoleptische Aussetzer provozieren. Der Geist von Chadwick Boseman schwebt indes über dem gesamten Werk – was eigentlich ein Lob mit sich bringen müsste, fällt dem Team hier jedoch auf die Füße, denn zu keinem Zeitpunkt schafft es BLACK PANTHER: WAKANDA FOREVER loszulassen und sich von dieser Bürde zu befreien. Zeitgleich werden unzählige Figuren neu etabliert und wieder aus dem Film geschrieben, so dass der rote Faden vergeblich gesucht wird und schließlich ein Rivalen Verhältnis heraufbeschwört, welches vollkommen überflüssig ist und noch belangloser aufgelöst wird.
Wrights Verzögerungen des Drehs beeinflussen nicht ihr Talent
Es ist klar zu erkennen, dass einem großen Teil der Besetzung dieser Film unglaublich wichtig ist, wodurch der Cast das ganze Talent abruft und mit voller Leidenschaft insbesondere in den kulturell angehauchten Szenen auftritt. In grandiose Kostüme gekleidet, geben Letitia Wright, Lupita Nyong’o, Danai Gurira und Florence Kasumba absolut alles, um mit ihrem Spiel die durch die Storymängel verlorene Aufmerksamkeit der Zuschauenden wieder zurückzugewinnen. In Kombination mit Martin Freeman, der nun eine deutlich wichtigere Rolle als in früheren Marvel Filmen einnimmt, ergibt sich eine wunderbare Dynamik, die nur davon überschattet wird, dass der Überblick über die vielen Personen und ihre immer wieder wechselnden Rollen in Wakandas Hierarchie leicht verloren werden kann.
Fazit
Black People of Color werden diesen Film lieben, denn Coogler versäumt es nicht, atmosphärisch und inhaltlich die Aufmerksamkeit im großen Stil auf die Community zu lenken und ihnen in einem Multimillionen Dollar Projekt eine markante Stimme zu verleihen. Insbesondere Frauen bekommen dabei viel Aufmerksamkeit gezeigt und werden facettenreich und elementar dargestellt, auch wenn immer wieder der Hang dazu durchscheint, sie den männlichen anwesenden und nicht anwesenden Figuren zu unterstellen. Doch die Begeisterung über die Relevanz dieses Films täuscht schnell über die mangelnde Qualität im Storytelling und der technischen Umsetzung hinweg. Ähnlich wie bei THE WOMAN KING wird somit der kinematographische und inszenatorische Fehlschuss bedeutungslos werden. Sehr gerne hätten wir es gesehen, wenn die PoC Community nicht nur einen relevanten Streifen bekommt, sondern auch noch einen fabelhaft inszenierten und durchdachten.
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