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Review Fakten + Credits


Borrego Filmstill

Borrego ©2022 Plaion Pictures

Laut Angaben der US-amerikanischen Behörden wurden seit dem Jahr 1992 alleine in Südkalifornien insgesamt 90 unterirdische Tunnelsysteme aufgespürt, die den mexikanischen Drogenkartellen als einfache Handelswege zum Export von illegalen Rauschmitteln in die Vereinigten Staaten von Amerika dienten. In eben jener Region des US-Bundestaats befindet sich auch die rund 2.400 Quadratmeter große Anza-Borrego Wüste, die als Schauplatz für Jesse Harris‘ Verfolgungs-Thriller BORREGO herhalten muss. Nun führt der Weg der Drogen in diesem Fall nicht etwa unter, sondern über die mexikanisch-amerikanische Grenze und endet dabei abrupt mit einem Flugzeugabsturz. Auch wenn die Drogenpolitik und die Auswirkungen des Konsums illegaler Rauschmittel in BORREGO keine große Rolle spielen, finden zumindest ein paar informative Klarstellungen in eingeblendeten Texttafeln zu Beginn und am Ende ihren Platz. Dass Drogen nicht gut sind, sollte klar sein. Alleine für diese offensichtliche Botschaft lohnt es sich jedoch nicht extra die Blu-ray des enttäuschenden Thrillers in den heimischen Player zu legen…

Darum geht es

Als Botanikerin treibt es die junge Elly (Lucy Hale) in die Wüste von Borrego Springs im Süden Kaliforniens, um dort eine seltene Pflanzenart zu erforschen. Ihre friedliche Arbeit findet ein jähes Ende, als ein kleines Flugzeug unweit ihres Standorts abstürzt und in Flammen aufgeht. Elly eilt dem verletzten Piloten zu Hilfe, ohne zu ahnen, in welche lebensgefährliche Lage sie sich dabei begibt. Bei der Propellermaschine handelt es sich nämlich um ein vollbeladenes Kurierflugzeug des mexikanischen Drogenkartells. Ehe sich die hilfsbereite Frau versieht, wird sie vom gestrandeten Drogenschmuggler Tomas (Leynar Gomez) überwältigt und gefangen genommen. Elly soll ihm helfen, die restliche, noch unbeschädigte Ware sicher an den ursprünglichen Übergabeort zu bringen. Die gleißende Sonne Kaliforniens ist dabei nicht die einzige Gefahr bei ihrem beschwerlichen Marsch durch die Wüste. Der kaltblütige Killer Guillermo (Jorge A. Jimenez) wartet bereits auf seine Drogenlieferung und macht sich kurzerhand selbst auf die Suche nach seinem Boten und dessen Begleiterin. Eine Zeugin kann er sich nicht leisten. Mit dem engagierten Sheriff Gomez (Nicholas Gonzalez) naht jedoch bereits Hilfe – vorausgesetzt er ist schneller als das Kartellmitglied.

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Rezension

Es ist erst wenige Monate her, dass sich der HIGH SCHOOL MUSICAL Darsteller Zack Efron den mannigfaltigen Gefahren der Wüste stellen musste. Das dystopische Survival-Drama GOLD verlangte dem vornehmlich als Sonnyboy bekannten Hollywood-Star sowohl körperlich als auch darstellerisch allerhand ab und unterstützte ihn bei seiner Emanzipation vom Föhnwellen-Image mit Zahnpastalächeln zum waschechten Charakterdarsteller. Eine ähnliche oder auch nur annähernd so beeindruckende Katharsis bleib Lucy Hale in ihrem Ausflug in die trostlosen Weiten der Wüste verwehrt. Auch Hale machte bislang größtenteils als makelloser Teenie Star auf sich aufmerksam, nur wird sich dies nach ihrer Performance – anders als bei Efron – in Zukunft vermutlich nicht ändern.

Borrego Filmstill

Borrego ©2022 Plaion Pictures

Wo GOLD mit aufgeplatzten Lippen und vor Schweiß triefenden Körpern noch Mut zur Hässlichkeit bewies und seinen Hauptdarsteller in einen körperlich spürbaren Überlebenskampf schickte, bei dem man den Dreck förmlich schmecken konnte, ist BORREGO viel zu glatt geraten. Lucy Hale mag zwar nicht unbedingt „Red Carpet“ Flair versprühen und muss sogar ein bisschen was einstecken, ihre angeblichen Strapazen bleiben dabei dennoch lediglich Behauptung. Ihr Leidensweg passt weniger zu einem Überlebenskampf in der Wüste als zu einem zweiwöchigen Aufenthalt im Ferienlager, in dem man zwar ein bisschen schmutzig wird und sich auch mal die Knie aufschürft, vor dem Schlafengehen aber dennoch brav die Zähne putzt und etwas feuchtigkeitsspendende Gesichtscreme aufträgt. Survival-Feeling geht anders…

Ähnlich glatt poliert wie die Produktion, ist auch das Skript. Kaltblütige Killer, gefährliche Gangster und die raue Wildnis. Auf dem Papier bietet BURREGO eine Vielzahl an potenzieller Gefahrenquellen, die aber stets nur Behauptung bleiben. Werder Hunger und Durst noch die menschlichen Antagonisten oder die gleißende Hitze werden als spürbare Gefahr für Elly dargestellt. Selbst ihr unfreiwilliger Begleitung entpuppt sich als eigentlich gutmütige Haut, die die falschen Dinge aus den richtigen Gründen macht. Ein echtes Gefühl von Bedrohung will sich nie einstellen, wodurch auch die quasi nicht vorhandene Spannung komplett auf der Strecke bleibt – und mit ihr auch jegliche Form von Empathie und Mitfiebern seitens der Zuschauer*innen. Das macht BORREGO zu keinem Survival-Thriller, ja nicht mal zu einem Thriller – sondern einfach nur langweilig und ermüdend.




Borrego Filmstill

Borrego ©2022 Plaion Pictures

Oberflächliche Figuren in einem orientierungslosen Plot

Dass der US-amerikanische Genrefilm dennoch sein Publikum finden wird, dürfte alleine durch den Namen Lucy Hale gesichert sein. Eine echte Bereicherung ist die US-amerikanische Schauspielerin für das B-Movie jedoch nicht. Im direkten Vergleich zum restlichen eher unbekannten Cast, welchem darstellerisch rein gar nichts abverlangt wird, sorgt ihr bekanntes Gesicht zumindest für einen gewissen Wiedererkennungswert. Dabei liegt das Problem weniger bei den Darsteller*innen selbst, sondern am oberflächlichen Drehbuch, dass seine Charaktere mehr als nur stiefmütterlich behandelt. Nicht einmal Elly als Hauptfigur bekommt eine eigene Hintergrundgeschichte oder ein tiefergehendes Profil und muss spätestens nach dem ersten Drittel für weitere uninteressante Subplots Platz machen. Die Entscheidung, ihre Reise zugunsten der Geschehnisse rund um die Nebenfigur immer wieder zu verlassen, will sich nie wirklich erschließen, vor allem da keiner von ihnen etwas zu erzählen hat. Kartell-Killer Guillermo will seinen Stoff, wohingegen Sheriff Gomez von einer Lokation zur anderen fährt, orientierungslos durch die Wüste marschiert oder Hügel hoch und runter klettert, während der Score anschwillt als begleite er gerade eine epische Schlacht.

Fazit

Eine tödliche Verfolgungsjagd durch die brandgefährliche Wildnis nahe der mexikanischen Grenze! Genau das ist BORREGO nicht! Statt das Publikum mit einem körperlich anstrengenden Survival-Thiller zu fordern, versucht Regisseur Jesse Harris gar nicht erst einen fesselnden Überlebenskampf auf die heimische Mattscheibe zu projizieren. Austauschbare Charaktere begeben sich auf eine spannungsarme Hatz durch die Wüstenlandschaft Kaliforniens, während der Score in den banalsten Situationen nach oben getrieben wird, ohne sein unheilvolles Versprechen inhaltlich je einzulösen.

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