FilmkritikCast
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Originaltitel: Cats
Kinostart: 25.12.2019

FSK 0

FSK 0 ©FSK

Länge: ca. 111 Minuten
Produktionsland: USA
Regie: Tom Hooper
Schauspieler: Francesca Hayward | Jennifer Hudson | Idris Elba | Taylor Swift | Ian McKellen | Rebel Wilson | Jason Derulo | Judi Dench
Genre: Musical | Drama
Verleih: Universal Pictures Germany

CATS ist eins der wohl bekanntesten und vor allem erfolgreichsten Musicals aller Zeiten. Erstmalig wurde es am 11. Mai 1981 im New London Theatre aufgeführt. Seit dem wurde es 21 Jahre lang gespielt und konnte über 50 Millionen Zuschauer in seinen Bann ziehen. Von wem kann solch ein Erfolgswerk kommen, wenn nicht von dem großartigen Komponisten Andrew Lloyd Webber, der auch für Evita und Das Phantom der Oper verantwortlich ist.

Cats

Cats ©2019 Universal Pictures International Germany GmbH

Ähnlich wie viele große Musicals hat sich die USA nun an eine Verfilmung von CATS gewagt und mit Tom Hooper einen nicht unerfahrenen Regisseur gesucht. Mit THE KING’S SPEECH, LES MISÉRABLES und THE DANISH GIRL zeichnen drei der wichtigsten Filme der 2010er Jahre seine Vita. Insbesondere LES MISÉRABLES konnte für viel Aufmerksamkeit sorgen mit unzähligen hochkarätigen Nominierungen und Auszeichnungen und einem großartigen Cast.

Der Jellicle Ball

CATS hat eigentlich eine sehr simple und unspektakuläre Geschichte, denn es geht im Wesentlichen nur um das Leben von Katzen und ihrem jährlichen Treffen in London, bei dem eine Katze gekürt wird ein neues Leben zu beginnen. Im Film wird die Katze Victoria ausgesetzt und von den vielen anderen anfangs misstrauisch beäugt. Irgendwann beginnen sie ihr zu erklären, was in der kommenden Nacht für ein großes Ereignis ansteht. In mehreren Songs stellen sich die einzelnen Tiere vor und erklären, warum sie es verdient hätten ein neues Leben zu beginnen.

Plötzlich taucht Macavity auf, der den gesamten Ball terrorisiert durch die Entführung der nominierten Katzen. Was sollen die Anderen nur tun? Als Alt-Deuteronimus, das Oberhaupt aller Katzen, auftaucht sind keine Kandidaten mehr da außer Macavity selbst, der schon lange diese Wahl gewinnen möchte. Doch weigert sich Alt-Deuteronimus strikt ihn zu erwählen und wird daraufhin selbst noch entführt.

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Diese Rezension wird ohne Kenntnis des originalen Musicals verfasst. Einzig die Songs und die Basisgeschichte sind mir für Vergleiche bekannt.

Musikalisch nah am Original mit starken Synchronisations-Problemen

Nachdem CATS als solch großes Musical in die Geschichte eingegangen ist, waren die Erwartungen generell recht groß an eine Verfilmung. Diese wurden jedoch stark gemindert durch den ersten Trailer, der bereits Schreckliches befürchten lies. Schon die ersten Minuten verschlimmerten die Befürchtungen noch deutlich, denn die Ouvertüre erschlägt den Zuschauer mit einer schrecklichen Neufassung des Einführungssongs. Doch dann scheint der Film noch die Kurve zu bekommen, denn plötzlich werden die Musikstücke nicht mehr so frei interpretiert wie zu Beginn. Sie schmiegen sich sogar recht nah an die originalen Stücke an.

Cats

Cats ©2019 Universal Pictures International Germany GmbH

Dabei zeigt sich jedoch schon das nächste Problem, denn in der deutschen Fassung wurden ausnahmslos alle Texte synchronisiert und teilweise, um den rhythmischen Stil zu wahren, mit originalen englischen Begriffen versetzt. Für viele deutsche Zuschauer sicherlich eine Erleichterung was das Verständnis angeht, doch geht darin auch viel Charme der Songs verloren, da die englische Sprache einfach nicht ganz so hart und emotionslos wirkt wie die Deutsche. Eine bessere Lösung wäre wohl gewesen, ähnlich wie bei LES MISÉRABLES die Dialoge zu synchronisieren und die Songs unberührt zu lassen.

Große Unübersichtlichkeit

Da die Musik recht nah an der originalen Vorlage ist, muss fast schon zwangsweise auch die Handlung sich dicht daran entlang hangeln. Es dauert anfangs ein wenig das Verständnis aufzubauen, was eigentlich mit dem Werk erzählt werden soll, doch nachdem der Groschen einmal gefallen ist, ist die Handlung recht simpel und logisch nachvollziehbar. Größtes Problem hierbei sind jedoch vor allem die vielen Figuren. Diese sind zwar auch im Musical existent, können jedoch im Film nur schwer auseinander gehalten werden, da sich viele Katzen im Design ähneln und nicht sofort klar wird, welche von ihnen für die Geschichte wirklich wesentlich sind.

Cats

Cats ©2019 Universal Pictures International Germany GmbH

Musical oder Film?

Soviel vielleicht zu dem “Positiven”, wie ich es einfach mal nenne. Denn alles was nun folgt, enthält nichts Lobenswertes mehr. Es fängt damit an, dass sich die Produzenten offenbar nie entscheiden konnten, ob sie nun einen Film drehen wollten oder eine neue Inszenierung des Bühenstücks. Alle wesentlichen Merkmale deuten arg auf eine Bühnenpräsentation hin (wenig Schauplätze, große Ensemble-Auftritte, minimalistischer Requisiteneinsatz). Dem entgegen steht jedoch das doch sehr unschöne digital aufbereitete Katzendesign einer jeden Figur. Via CGI haben alle Darsteller ein Katzenkostüm angelegt bekommen, welches insbesondere bei näherer Betrachtung schon ziemlich schlecht aussieht.

Doch dabei bleibt es leider nicht, denn wenn man sich die Figuren einmal genau anschaut, so bewegen Körper und Kopf sich nicht immer wirklich passend zueinander. Besonders auffällig dürfte das bei James Corden in der Rolle von Bustopher Jones zusehen sein, an dessen Grenze zwischen Katzenkörper und Anzug sehr skurile Körperverschiebungen stattfinden.
Neben diesen ergibt das Kostümdesign dazu noch nicht einmal so recht Sinn. Während einige Figuren zwar durch weitere Kleidungsstücke näher charakterisiert werden, haben immer wieder auch ein paar der Tiere völlig überflüssige Garderobe (zum Beispiel Schuhe) erhalten, welche wiederum die Sinnhaftigkeit des digitalen Kostüms in Frage stellen.

Mögliches Karriereende für gleich mehrere Schauspieler

Cats

Cats ©2019 Universal Pictures International Germany GmbH

Auch Abseits der modischen Einflüsse gibt es viele Probleme. Dieses Werk hat nämlich das Potential Schauspielerkarrieren zu beenden. So lobenswert die Balletttänzerin Francesca Hayward sich auch präsentiert, so gruselig sind die Auftritte fast aller anderen Darsteller. Allen voran wie immer natürlich Rebel Wilson, der man schon fast ein Lob aussprechen muss. Sie schafft es tatsächlich in all ihren Werken den gleichen Figurenstil beizubehalten und sich ihrer Linie damit durchaus treu zu bleiben. Gleichzeitig ist diese natürlich sehr geprägt von einem enormen Maß an Ekelmaterial. Es ist wohl Geschmackssache sich eine rekelnde Rebel Wilson anzuschauen, die sich nah am Geschlecht kratzt und dabei auf dem Rücken lasziv hin und her rollt.

Sonstige Darbietungen profitieren einzig und allein von den tänzerischen Einlagen, die mutmaßlich nicht von den Darstellern selbst eingespielt wurden. Doch auch diese sehen nicht immer wirklich gut aus. Insbesondere bei Sprüngen von einem Gegenstand auf einen Anderen wurde entweder das Bild sehr schlecht geschnitten oder die Sprünge wurden durch das nicht sichtbare Anleinen der Figur an ein Seil künstlich verlängert. Dies ergibt stets einen ziemlich unangenehmen visuellen Bruch der nur noch von den Perspektivverschiebungen verschlimmert werden konnte. Zudem kommt noch, dass die Schwänze der Katzen sich völlig ohne Sinn und Verstand bewegen und keine natürlichen Reaktionen zeigen. Wer eine Katze besitzt, sollte dies bestens einschätzen können.

Das große Problem der Perspektiven

Cats

Cats ©2019 Universal Pictures International Germany GmbH

Nun noch zum Bühnenbild, welches stets aus der Perspektive von Katzen aufgebaut wurde. Sprich normale Alltagsgegenstände wurden vergrößert dargestellt, um den Zuschauer in die kleine Lebensform einer Katze hineinzuversetzen. Doch auch dabei sind große Schnitzer aufgetreten, denn die Proportionen und Verhältnismäßigkeiten sind oftmals nicht gut getroffen. Während Mäuse in der Größe von Kakerlaken auftreten, sind Laternenpfähle so groß wie ein Wolkenkratzer und Katzen sind nur minimal größer als eine Gabel.

Die Frage ob diese Verfilmung von CATS also ein Top oder Flop ist dürfte sich wohl kaum stellen. Doch sollte man in diesem Fall wohl eher sagen, dass der Zuschauer einfach die Augen schließen und sich an der Musik erquicken sollte. Denn noch nie war die Leinwand so unattraktiv wie bei diesem Film. Verzichtet man jedoch darauf sich dieses visuelle Gemetzel anzuschauen, bleibt zumindest die großartige Musik von Andrew Lloyd Webber.

Schauspieler:in Rolle
James Corden Bustopher Jones
Judi Dench Old Deuteronomy
Jason Derulo Rum Tum Tugger
Idris Elba Macavity
Robbie Fairchild Munkustrap
Mette Towley Cassandra
Daniela Norman Demeter
Jaih Betote Coricopat
Ian McKellen Gus the Theatre Cat
Laurent Bourgeois Socrates
Francesca Hayward Victoria
Jennifer Hudson Grizabella
Laurie Davidson Mr. Mistoffelees
Rebel Wilson Jennyanydots