Review Fakten + Credits


Caveman Filmstill

Caveman ©2023 Constantin Film Vertriebs GmbH

Wir müssen über die deutsche Filmförderung sprechen. In letzter Zeit stand die Filmförderung in der Kritik. Es werden scheinbar hauptsächlich Filme gefördert, die ein gewisses Maß an Prestige mit sich bringen. Zum einen werden dabei große Hollywood-Produktionen unterstützt. Immer wieder sieht man im Abspann von Marvel-Filmen die deutschen Filmförderanstalten auftauchen. Zuletzt wurde unter anderem SHAZAM: FURY OF THE GODS unterstützt. Viel mehr wurde die Filmförderung allerdings kritisiert durch die Zusammenarbeit mit Til Schweiger. Der Schauspieler und Regisseur hat zuletzt Schlagzeilen durch eine vergiftete Atmosphäre an seinen Sets gemacht. Mit MANTA MANTA: ZWOTER TEIL hat er einen Film inszeniert, der von der Öffentlichkeit zerrissen wurde. Hier wurde von der Filmförderung nicht auf die Qualität des Stoffes geachtet, sondern nur der Name Til Schweiger bezahlt. Immer wieder hört man von kleineren Filmemacher*innen, die Schwierigkeiten haben, an die begehrten Fördergelder zu kommen.

Um hier etwas konkreter zu werden, hat der aufstrebende Filmemacher Julian Richberg seinen Film ARBORETUM aus eigener Tasche bezahlt. So ergeht es vielen angehenden Filmemacher*innen in Deutschland. Selbst ein renommierter Regisseur wie Fatih Akin hat sich zuletzt über die Filmförderung beschwert. In seinem Film RHEINGOLD erzählt er die Geschichte von Rapper Xatar, einem Einwandererkind in Deutschland. Seine Anträge auf Filmförderung wurden zuerst abgelehnt, so sagt der Regisseur, weil es sich hier nicht um eine deutsche Geschichte handle. Warum aber nun dieser Aufschrei? Sollte es hier nicht um den Film CAVEMAN gehen? Ganz genau. Bei CAVEMAN handelt es sich um einen Film, der Filmförderung erhalten hat. Allerdings ist CAVEMAN das beste Beispiel dafür, warum man hinterfragen sollte, welche Filme gefördert werden und welche Filme einen Mehrwert bieten.

Darum geht es…

Robert “Bobby” Müller (Moritz Bleibtreu) träumt schon als Kind davon, Komiker zu werden. Doch sein Vater hält ihn von diesem vermeintlichen Unsinn ab. Er soll einen ordentlichen Beruf erlernen, um Geld zu verdienen. Nachdem er mehrere gescheiterte Beziehungen durchlebt, entscheidet er sich, dem Rat seines Vaters zu folgen, und wird Autoverkäufer, um seine neue Freundin Claudia (Laura Tonke) zu beeindrucken. Gemeinsam ziehen sie später in ein Haus und heiraten, aber ab dem Zeitpunkt der Ehe scheint die rosarote Brille verschwunden zu sein. Der Alltag kehrt ein und es entstehen Konflikte zwischen Mann und Frau. Während er es liebt, in Ruhe vor dem Fernseher zu sitzen, möchte sie über ihre Gefühle sprechen und interessiert sich für Mode. Sie möchte das Haus in Ordnung halten, während er unordentlich ist. Die beiden streiten immer mehr, bis Bobby schließlich erkennt, dass der Grund seine männliche Natur ist. Er stammt vom Höhlenmenschen, dem CAVEMAN, ab. Kein Wunder, dass die beiden nicht miteinander kommunizieren können.

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Rezension:

“Frauen! Kennste?! Kennste?!” Auf dieser fragwürdigen Phrase hat der Komiker Mario Barth eine ganze Karriere aufgebaut. Bevor Barth mit seinen sexistischen Programmen die Stadien in Deutschland gefüllt hat, wurde bereits im Jahr 1991 das Broadway-Stück “Defending the Caveman” von Rob Becker aufgeführt. Nun wurde es von Regisseurin Laura Lackmann auf sehr fragwürdige Weise in einen Film umgesetzt. CAVEMAN nimmt das Bühnenstück und verfrachtet es ungeschickt in ein filmisches Gewand. Dabei wird Moritz Bleibtreu zum Alter Ego von Rob Becker. In seiner Rolle als Bobby Müller sehen wir ihn auf der Bühne eines Comedy-Clubs stehen, während er gerade seine Geschichte erzählt. Zu Beginn erklärt er uns, dass er gerade von seiner Frau verlassen wurde und sein Comedy-Programm erklärt und den Weg dorthin. Bobby wird zum allwissenden Erzähler, der uns seine Perspektive der Geschichte erzählt, aber auch immer wieder zum allwissenden Erzähler wird, der uns Details berichtet, die er nicht wissen kann. Bereits hier zeigen sich die oberflächlichen Schwächen des Drehbuchs.

Caveman Filmstill

Caveman ©2023 Constantin Film Vertriebs GmbH

Dabei sehen wir neben einem unglaublich schlechten Moritz Bleibtreu auch einen lispelnden Wotan Wilke Möhring. Alle Figuren im Film sind vollkommen überzeichnet und versuchen, unsere niedrigsten Instinkte anzusprechen. Wer findet es heute noch witzig, wenn Moritz Bleibtreu auf der Toilette sitzt, zu uns Zuschauer*innen spricht und dabei vollkommen ungeniert furzt? Dieser Moment ist bezeichnend für den gesamten Film. Statt auf subtilen und cleveren Humor zu setzen, scheint die Regisseurin noch nicht in der Gegenwart angekommen zu sein. Jeder Moment des Films ist überzeichnet. Ob Moritz Bleibtreu nun dümmlich in die Kamera grinst, um uns zu zeigen, wie einfach gestrickt Männer angeblich sind. Das Ganze geht so weit, dass wir den Darsteller später in einem Höhlenmenschenkostüm sehen und sämtliche Szenen mit comichaften “Boing-Doing” Geräuschen untermalt werden.

Zurück in die Steinzeit!

Man könnte das Ganze noch halbwegs ertragen, wenn CAVEMAN nicht so überaus problematisch wäre. In den letzten Jahren haben Frauen einen mühseligen Kampf geführt, um als gleichwertige Mitglieder der Gesellschaft anerkannt zu werden. Doch anstatt Brücken zu bauen und den Fortschritt weiter voranzutreiben, nimmt sich die Regisseurin (!) ein 32-jähriges Bühnenprogramm und hält es für eine gute Idee, diesen vollkommen überholten Stoff auf die Leinwand zu bringen. Dabei bedient sie spießbürgerlich konservative Klischees, gegen die junge Frauen noch heute kämpfen. Ein Putzmann wird als seltsam dargestellt, Bobbys Frau Claudia wird während ihrer Periode als unberechenbares Monster gezeigt, und es wird sich über “heutige Männer” lustig gemacht, die scheinbar nicht mehr die “harten Kerle” von früher sind. Insgesamt wirkt der Film mit seiner ganzen Prämisse wie eine filmgewordene Kommentarspalte, in der Menschen verweilen, die unsere moderne Welt nicht mehr verstehen und sich vor dem Fortschritt fürchten. Nach dem Motto “Früher war alles besser”.

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Caveman ©2023 Constantin Film Vertriebs GmbH

Und hier kommen wir erneut zur fragwürdigen Entscheidung, einen solch problematischen Film mit Fördergeldern zu unterstützen. Wie kann es sein, dass kleine Künstler ihre Filme aus eigener Tasche finanzieren müssen, während sexistische Filme wie CAVEMAN, die ein vollkommen veraltetes Weltbild propagieren, mit Steuergeldern gefördert werden? Und was ist mit Moritz Bleibtreu los, dass er solche fragwürdigen Rollen annimmt (das gilt natürlich auch für den Rest der Besetzung wie Wotan Wilke Möhring, Laura Tonke, Martina Hill, Jürgen Vogel sowie Guido Maria Kretschmer und Thomas Hermanns in Gastrollen)? Anfang der 2000er Jahre galt Bleibtreu als aufstrebender Star am deutschen Filmhimmel, aber seine letzten Rollen zeigen, dass von diesem Glanz nicht mehr viel übrig ist. Jetzt entscheidet er sich lieber für Rollen, in denen er zeigt, dass Männer emotionale Volltrottel sind und Frauen manipulative Monster. Herzlichen Glückwunsch!

Fazit:

CAVEMAN ist ein Film, von dem ich mit aller Nachdrücklichkeit abraten möchte. Der Film bedient vollkommen veraltete Rollenbilder und versucht durch den Unterschied zwischen Männern und Frauen billige Lacher zu erzeugen. Sollten wir im Jahr 2023 nicht bereits weiter sein? Regisseurin Laura Lackmann spielt hier mit vollkommen veralteten Klischees und trägt zu einer bereits aufgeheizten Debatte bei. CAVEMAN ist das beste Beispiel dafür, was sowohl mit der Filmförderung als auch mit der deutschen Komödie schiefläuft.

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Review Fakten + Credits


Originaltitel Caveman
Kinostart 26.1.2023
Länge: 101 minuten
Produktionsland Germany
Genre: Komödie
Regie Laura Lackmann
Executive Producer Martin Moszkowicz
Producer Lydia Elmer | Christoph Müller | Patricia Schnitzler
Kamera Pascal Schmit
Musik Till Brönner
Cast Moritz Bleibtreu, Wotan Wilke Möhring, Jürgen Vogel, Laura Tonke, Martina Hill, Esther Schweins, Meikel Engelmann, Jochen Matschke, Matthias Kupfer, Isabell Vogelsang, Jannis Hain, Guido Maria Kretschmer, Agnes Kiyomi Decker, Thomas Hermanns, Didem Ercin, Christo Klahr, Marcus Morlinghaus, Patricia Ivanauskas, Nicolle Döring, Jutta Brings

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