Review
Schnörkellose Beobachtungen dokumentieren den Alltag einer kleinen syrischen Familie zwischen Wohnkomplex-Kosmos, Engagement in der Gemeinde und gesellschaftlichen Aus- und Eingrenzungserfahrungen. Schleichend drängt sich schon zu Beginn des Films ein unausgesprochenes Gefühl des Unwohlseins ins Familiengeschehen, das fortan unbenannt, aber unterschwellig gegenwärtig bleibt. Sei es in der Person des Vaters, des Arztes ohne Linzenz, der fachliche Unterstützung anbietet, wo er nur kann oder in Person der Mutter, die sich neben ihren verschiedenen Jobs als Verkäuferin und Schauspielerin unmittelbar in der Gegend engagiert. CONCRETE VALLEY entwirft ein unverstelltes Familien- und Milieusporträt inklusive zweier divergenter Wege des Zurechtfindens und der persönlichen Weiterentwicklungen. Mitunter distanziert von seinen gezeigten Emotionen, der Nähe zu den Familienmitgliedern aber auch nicht immer ausweichend.
Frei von dramatischen Höhepunkten inszeniert Antoine Bourges seinen neusten Spielfilm mit vielen Laiendarsteller*innen und als entschleunigte Bestandsaufnahme. Verschiedene Dimensionen abtastend, widmet sich der Regisseur aktuellen Fragestellungen der Integration vor allem auf individueller Ebene der Betroffenen. Mitunter weitet sich der Blick auf nachbarschaftliche Verhältnisse, Orientierung bietet jedoch stets das Befinden und die Beziehung Farahs und Rashids. Mit dem Verzicht auf eine emotionalisierende, überhaupt eine ausführliche Einbindung der Migrationsgeschichte, legt CONCRETE VALLEY sein Augenmerk auf die Gegenwart, in welcher der Film individuelle Konstitutionen und Blickwinkel zu sezieren versucht. Mitunter strapazierend nüchterne Figuren- und Alltagseinsichten.
Inmitten der Betonbauten, denen der Film seinen Titel verdankt, ist eine Verwirklichung eigener Vorstellungen und Ziele nur mit Einschränkungen erreichbar. Belastende und wie Beton starre Strukturen des Nicht-Anerkennens und der Ausgrenzung dringen vom sozialen Umfeld der Figuren bis tief in die Beziehung untereinander ein und sorgen für angespannte zwischenmenschliche Entwicklungen. Der langwierige Prozess von Bemühungen um gleichwertige Anerkennung und Chancen in der Gesellschaft überträgt Bruchteile seiner Last auf das Publikum, welches mit einem pessimistischen Schlussakkord aus der Geschichte entlassen wird.
Fazit
Mit seinen unauffälligen Wohnblock- und Nachbarschafts-Observationen sowie Einblicken in ein Familienleben ist CONCRETE VALLEY ein nüchtern eingefangenes, geradlinig und trocken erzähltes und durch seine Laiendarsteller*innen authentisch beobachtetes Sozialdrama.
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