Das fliegende Klassenzimmer |
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Veröffentlichung: 2023-10-04Genre: FamilieLänge: 89 minutenBudget: $ 0 | |
ÜbersichtMartina hat es nicht leicht: Sie wohnt mit ihrer Mutter und ihrem kleinen Bruder in einer Hochhaussiedlung in Berlin. Die Mutter kann wegen der Schichtarbeit nicht immer auf den kleinen Bruder aufpassen, also übernimmt Martina das. Doch eines Tages ändert sich ihr Leben schlagartig, denn sie hat es geschafft, am begehrten Johann-Sigismund- Gymnasium im Alpenstädtchen Kirchberg aufgenommen zu werden. Doch schon am ersten Tag machen Jo, Boxer Matze und der kleine Uli klar, wer den Ton angibt. An der Schule ist allgemein bekannt, dass Stadt- und Dorfkinder keinen Kontakt miteinander haben, da zwischen denen eine alte Rivalität herrscht. Die charismatische Ruda und ein geheimnisvoller Junge ziehen schliesslich Martinas Aufmerksamkeit auf sich. Als es eines Tages zu einem Streit zwischen den Gruppen kommt und Ruda involviert ist, kann Martina sich nicht mehr raushalten und greift ein. Ob das die richtige Entscheidung war? Quelle: www.themoviedb.org |
Rezension
Alte weiße Männer sind keine jungen Mädchen mit ethnischem Hintergrund, die Mittelklasse ist nicht die Unterschicht, Autoritätsfiguren sind keine Vertrauenspersonen. Klingt ganz selbstverständlich, aber Gerrit Hermans und Carolina Hellsgård realisieren es trotzdem nicht. Jedenfalls nicht in ihrer vorgeblich zeitgemäßen Verfilmung Erich Kästners gleichnamigen Kinderbuchklassikers, der dieses Jahr 90 wird. Entsprechend altbacken und aufgesetzt wirken die Konflikte und Charaktere des Entstehungsjahrs 1933, das mit der Gegenwart immerhin ein paar politische Parallelen aufweist. Die sind nicht nur realistischer als der seit Generationen bestehende Streit zwischen den „Internen“ Internatskindern und „Externen“ Ortskindern des malerischen Dorfschauplatzes, sondern wären wie geschaffen für eine überfällige Modernisierung.
Eine solche ist trotz demonstrativer Diversität und weibliche Umdefinierung von Großstadtkind Martina (Leni Deschner), Internen-Anführerin Jo (Lovena Börschmann Ziegler) und deren Erzfeindin Ruda (Franka Roche) augenscheinlich nicht gewollt. Nicht aus Treue zum Original, dem ein rockender Rektor (Tom Schilling) und die Vermischung der erzählenden Autorenstimme mit dessen Aussteiger-Ex-Kumpel „Nichtraucher“ (Trystan Pütter) zugemutet wird. Die Inszenierung zeigt keinerlei Interesse an den individuellen Problemen ihrer Figuren, deren Freundschaft Behauptung bleibt. Letztes gilt noch mehr für die sozialen Konfliktthemen Klassismus, Xenophobie, Bullying und Gruppendruck, die bereits bei Kästner paternalistische Klischees blieben. Sämtliche Differenzen werden vorab nivelliert oder deren Bedeutung negiert. Eine Kinolektion in Scheinheiligkeit.
Fazit
Ohne die rigoros reduzierten und bagatellisierten Rivalitäten, Familienschwierigkeiten und Kämpfe der kindlichen Figuren fehlen Carolina Hellsgårds krampfiger Inszenierung auch Tempo und Dynamik. Die jungen Darstellenden mühen sich vergeblich, ihren verflachten Figuren Persönlichkeitsprofil zu verleihen. Bezeichnenderweise existiert das essenzielle Freundschaftsmotiv in der humorlosen Handlung nur zwischen Jungen und Männern, wobei Zweite auch als bessere Pädagogen erscheinen. Ein Lehrbuchbeispiel dafür, wie die Modernisierung eines alles andere als zeitlosen Werks nicht funktioniert.
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Originaltitel | Das fliegende Klassenzimmer |
Kinostart | 4.10.2023 |
Länge: | 89 minuten |
Produktionsland | Germany |
Genre: | Familie | Komödie | Drama |
Regie | Carolina Hellsgård |
Producer | Tobias Timme | Georgina Fugger |
Kamera | Moritz Anton |
Musik | Freya Arde |
Cast | Leni Deschner, Lovena Börschmann Ziegler, Morten Völlger, Wanja Valentin Kube, Jördis Triebel, Tom Schilling, Hannah Herzsprung, Trystan Pütter, David Bredin, Franka Roche, Leander Schumann, Anna Ewelina |
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