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Das Mädchen deiner Träume

Das Mädchen deiner Träume ©2021 splendid film

Psychische Erkrankungen sind immer eine Herausforderung. Für die Betroffenen, die Familie, aber auch für Filmschaffende, die sich der überaus komplexen, oft stigmatisierten und vorurteilsbehafteten Thematik annehmen und versuchen bewegende wie beeindruckende Geschichten zu erzählen, die weder die Realität romantisieren, noch in das nächst Beste Fettnäpfchen treten: Denn bewegt man sich mit seiner Handlung in solch sensiblen Gefilden, sind Fehltritte kaum verzeihlich und können schnell zu einer (bisweilen fatalen) Fehldarstellung führen. Regisseur Luke Eve und Autor Glen Dolman sind dabei allerdings keine Neulinge auf dem Gebiet und „Das Mädchen deiner Träume“ bereits das dritte Projekt mit schwergewichtiger Kernthematik. Während die Serienproduktionen „Low Life“ Depressionen und in „High Life“ die bipolare Störung behandelten, begleitet der erste Langfilm des australischen Duos Eve und Dolman den jungen Musiker Devon, dessen Realität durch seine unvorhersehbar hervorbrechende Schizophrenie gehörig ins Wanken gerät und ihm immer wieder Steine in den Weg legt.

Darum geht es…

Der aus Perth stammende Devon Cassidy (Brenton Thwaites) ist passionierter begabter Sänger und Songwriter. Wenn da nicht die beiden Stimmen wären, die den jungen Mann seit seinem zwölften Lebensjahr begleiten, wäre sein Leben wohl auch alles andere als spektakulär. Als dann aber der Auftritt bei der Hochzeit seines Bruders Nick (Joel Jackson) gewaltig daneben geht, werden seine imaginären Begleiter zunehmend lauter und streuen Zweifel, Angst und Risiko. Nach einem Klinikaufenthalt, kommt er zunächst nochmal bei seinem fürsorglichen Bruder und seiner Frau Olivia (Zahra Newman) unter. Da die beiden allerdings ihr erstes Kind erwarten bleibt für Devon nicht mehr viel Platz in dem Zuhause und der Auszug scheint die einzig logische Konsequenz. Schockiert und zugleich von seinen krankhaften Episoden geplagt, ohne Mut und Zuversicht, stürzt er sich vom Dach eines Hauses. Jedoch, wie durch ein Wunder, erwacht er am nächsten Morgen in der Wohnung von Lucy (Lily Sullivan). Die lebensfrohe und draufgängerische Frau erobert Devons Herz im Sturm und nach einer erfüllenden gemeinsamen Nacht, bleibt nicht viel mehr übrig als eine Notiz, die Devon dazu bringt quer durch das Land von Perth nach Sidney zu reisen.

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Rezension

Als romantisches Drama bedient sich „Das Mädchen deiner Träume“ zunächst einmal der klassischer Erzählstruktur einer Rom-Com und folgt dieser auch ziemlich starr in der ersten Filmhälfte. Denn wenn Devon eben in einer kurzen Einführung dem Publikum seinen bisherigen holprigen Weg vor Augen führt, ist klar, dass die Hochzeit sogleich kein gutes Ende nehmen kann, aber auch dass der Sprung vom Dach des Hauses noch nicht das Ende seiner Geschichte und Lucy wohl kaum mehr als ein Traum sein wird. Oder, dass der Tag mit ihr lediglich seiner Phantasie entsprang und in der Form wohl nie stattgefunden hat. Leider grätscht der deutsche Titel hier mit aller Offensichtlichkeit genau in diese Situation, die doch eigentlich das Publikum dazu bewegen sollte mit Devon mitzufiebern.

Das Mädchen deiner Träume

Das Mädchen deiner Träume ©2021 splendid film

Hier weiß der Film einfach insgesamt zu wenig zu überraschen und geht lieber auf Nummer sicher. Dabei ist es wohl vornehmlich noch Brenton Thwaites zu verdanken, dass dem Film dennoch ein charmanter Zauber innewohnt, dem man sich über die Laufzeit tatsächlich nur schwer entziehen kann und der ein wenig über den nur mäßig guten ersten Abschnitt des Films hinweghilft. Denn stereotype Figuren (Lucy scheint sogar die Rolle der Retterin für die Hauptfigur zugeschrieben zu bekommen) oder der zufallslastige (und dadurch nicht ganz realitätsnahe) Roadtrip, sind da markantere Eckpunkte die für den Film nicht unbedingt funktionieren und die Geschichte zu sehr stilisieren.

Das Mädchen deiner Träume

Das Mädchen deiner Träume ©2021 splendid film

Hingegen, wenn das Publikum immer wieder mal Zeuge wird, wie die gesundheitlichen Einschränkung Devon das Leben und den hoffnungsvollen Roadtrip mitunter zur Hölle machen und wie auch seine Medikamente nicht immer den Zweck erfüllen, den sie eigentlich sollten, spielt der Film eine gewisse Stärke aus. In den Momenten gewährt „Das Mädchen deiner Träume“ einen Einblick in das Krankheitsbild der Schizophrenie, wo sich abrupten Gedankensprünge und Realitätsverzerrungen sonst nur schwer nachvollziehbar zeigen und die natürlich auch immense Herausforderungen bedeuten.

Das Mädchen deiner Träume

Das Mädchen deiner Träume ©2021 splendid film

So ergeht es auch nämlich Devons Bruder Nick, der sich selbstverständlich in der Verantwortung sieht und seinem jüngeren Bruder so gut es geht unterstützen und helfen möchte, dennoch immer wieder vor scheinbar unüberwindbaren Hürden steht, sodass manche Situationen in Verzweiflung und Ratlosigkeit münden. Damit gelingt es dem Film „Das Mädchen deiner Träume“ vorrangig dann in der zweiten Hälfte eine neue Facette hinzuzufügen und dem Publikum eine neue Möglichkeit zum Mit- und Einfühlen zu bieten. Mit zwei Charakteren, die nun sehr viel deutlicher und jeweils sehr unterschiedlich mit der Gegebenheit umzugehen haben, eröffnet sich der Regisseur zudem auch die Möglichkeit sich von der klassischen Rom-Com zu verabschieden und ein, wenn auch nicht allzu schweres, Drama zu etablieren. Denn erst gegen Ende kann das Ensemble ihren Figuren noch mehr Tiefe verleihen und der Geschichte ein Stück Ernsthaftigkeit hinzufügen, sodass man am Ende doch gern noch ein wenig mehr gesehen hätte.

Stilisierter Negativfilm mit roter Ziffer 6Fazit

Das Mädchen deiner Träume beginnt als klassische, zuweilen fast zu stereotype Rom-Com, mündet aber in einem charmanten Drama mit guten schauspielerischen Leistungen, die im Verlauf gleich mehrere Facetten entfalten und nahbare Berührungspunkte bieten. Wenngleich die erste Hälfte des Films und die zufallsgestützte Erzählstruktur nicht ganz zu überzeugen weiß, so verbirgt sich unter dem Deckmantel des romantischen Dramas, ein kurzweiliger, mal leichtfüßiger, manchmal auch mitreißender Film.

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