Die Produktion eines Films ist mittlerweile äußerst komplex geworden, und im Laufe des Entstehungsprozesses wandert ein solcher Streifen durch unzählige Hände. Während beispielsweise die Brüder Lumière in der Frühzeit des Films noch vollkommen eigenständig produzierten, entwickelten und veröffentlichten, benötigen wir in der heutigen Zeit Produzent*innen, Drehbuchautor*innen, Regisseur*innen, Tontechniker*innen, Kameraleute und Lichttechniker*innen. Und dabei haben wir gerade einmal an der Oberfläche gekratzt. Nicht selten sehen wir mittlerweile im Abspann der Filme einen Vermerk, dass teilweise zwischen 5.000 und 25.000 Menschen in irgendeiner Form mitgewirkt haben. Und selbst wir, die diese Filmrezension hier verfassen, gehören im weitesten Sinne dazu, denn durch unsere Arbeit werden die Filme promotet und vermarktet und den endkonsumierenden Personen vorgestellt.
Doch den wesentlich größeren Beitrag liefern natürlich hervorragende Schauspielende wie Penélope Cruz, Antonio Banderas und Oscar Martínez. Letzterer ist hierzulange vor allem für seine Rolle in WILD TALES: JEDER DREHT MAL DURCH bekannt. Das argentinische Regie-Duo Gastón Duprat und Mariano Cohn arbeiteten zudem mit Martínez an DER NOBELPREISTRÄGER, welcher international auf vielen Filmfesten gezeigt wurde und einige Preise abräumte.
Darum geht es
Nachdem Humberto Suárez in seinem Leben als großer Pharmamogul eigentlich alles erreicht hat, steht er an seinem 80. Geburtstag vor einer Sinneskrise. Er sieht sich mit der Frage konfrontiert, welches Vermächtnis er hinterlassen würde, und sieht sich einer sehr mageren Erkenntnis gegenüber, dank welcher er zu dem Schluss kommt, mit seinen Reichtümern etwas Langlebiges zu schaffen. Ein filmisches Meisterwerk kommt ihm in den Sinn. Die beste Regisseurin und die besten Schauspielenden sollen den besten Film aller Zeiten produzieren und mit Humbertos Namen auf dem Plakat ein Denkmal für alle Zeit erbauen. Doch wird es dem engagierten Dreigespannt von Profikunstschaffenden auch gelingen, die Erwartungen des Multimilliardärs zu erfüllen?
Rezension
Marketingtechnisch liefert uns StudioCanal mit DER BESTE FILM ALLER ZEITEN natürlich ein Glanzstück ab. Wir bekommen einen Filmtitel, der mehr als neugierig macht, denn mit dieser aufgedruckten Eindeutigkeit besitzt das Werk natürlich auch eine gewisse Qualitätsbürde, die entweder einen grandiosen Streifen vorweist oder eine totale Katastrophe, die im zerstörerischen Selbst ein ironisches Unterhaltungsfeuerwerk bietet. Obendrauf setzt der Film auf einen Cast, der zwar über den Zenit der eigenen filmischen Karriere hinaus ist, aber dennoch immer ein Klang im Ohr des Filmfans darstellt. Die Zutaten sind somit vielversprechend, doch schaffen es die beiden Köche, diese in ein delikates Mahl zu verwandeln?
Leider hat sich das Filmteam hier ordentlich verkalkuliert. Statt einen durch und durch unterhaltsamen Film abzuliefern, entstand ein dröges und unkreatives Filmallerlei, welches zwanghaft versucht, witzig zu sein, es aber zu keiner Sekunde ist. Cohn und Duprat konnten sich offenbar zu keinem Zeitpunkt so wirklich entscheiden, was dies für ein Streifen werden solle, denn einerseits machen sie mit ihrem Film Avancen, die Filmindustrie zu dekonstruieren und dem Publikum die Perversion eines milliardenschweren Business vor Augen zu führen. Die Ansätze hierfür sind teilweise fantastisch gelungen, und gerade die Auftaktszene macht sehr neugierig, wie sich das Duo diesem Thema annimmt. Gleichzeitig verliert sich das Team jedoch in belanglosen Erzählsträngen und läuft orientierungslos durch die eigene Handlung. Auf der anderen Seite sollen Oneliner helfen, die Begeisterung einzufangen und dem Werk ein gewisses Tempo zu verpassen, doch da diese völlig lieblos und haltlos angesetzt werden, bleibt das Resultat erstaunlich ernüchternd.
Film im Film anders gedacht
Statt gut getakteter Unterhaltung bekommen wir langatmige und endlose Szenerien vorgesetzt. Eine Sache wird jedoch ausnahmsweise einmal gut gemacht, denn statt die üblichen Filmproduktions-Pannen aufzugreifen, die wir mittlerweile zig Millionen Mal in Filmen über Filme gesehen haben, fokussiert sich DER BESTE FILM ALLER ZEITEN auf die schauspielerische Vorbereitungsphase und die Probenzeit und orientiert sich damit am letztjährigen Überraschungshit DRIVE MY CAR. Dadurch bekommen wir einmal einen etwas anderen Einblick in die Filmwelt, auch wenn all das trotzdem noch sehr oberflächlich wirkt und jede Sequenz bewusst auf die Spitze getrieben wird, um einen unfreiwilligen Lacher zu provozieren.
Den wohl interessantesten Aspekt hat dieses Werk wohl in der Soundgestaltung zu bieten, denn während wir visuell eher business as usual zu betrachten bekommen, hat sich das Sound Department hier einige Leckerbissen einfallen lassen und spielt mit Klangwelten, die in der Filmproduktion durchaus Beachtung finden müssen. Natürlich ist die Übersteuerung durch Kombination unzähliger Mikrofone oder die einseitige Soundwahrnehmung keine Revolution des Kinos, doch bringen diese Elemente zumindest ein wenig Farbe in die sonst recht triste Gestalt des Films.
Das Lachen bleibt im Halse stecken
Das schreckliche ist, dass man uns glauben lässt, wir würden hier eine bitterböse Satire zu sehen bekommen, die durch einen geschickten Kniff, den tiefschwarzen Humor zum Ende hin auf den maximalen Kontrast dreht. Diese Hoffnungen sind jedoch vergebens. Der krampfhafte Drang, witzig zu sein, gelingt nur ein einziges Mal vollends, und selbst diese Szene fußt wieder einmal auf dem Spiel mit Tönen. Tragischerweise wird auch das erschreckende Bild der Filmbranche nur oberflächlich beschmutzt, obwohl dieses Business wohl genug Ansätze bietet, es sarkastisch unter die Lupe zu nehmen und dem Publikum einmal vor Augen zu führen, welcher Geschäftssinn wirklich hinter dem System steckt. Diese sehr zahnlose Komödie ist somit gerade einmal in den Anfangsszenen ein wenig bissig und kritisiert sanftmütig die Überschwemmung des Filmmarktes mit Möchtegern Qualitätsproduktionen, zu denen DER BESTE FILM ALLER ZEITEN nun auch gehört.
Fazit
Unterm Strich bleibt leider nur ein mangelhafter Versuch einer Satire über das Filmbusiness, der sogar noch einschläfernder ist als Netflix‘ THE BUBBLE und in welchem einzig Penélope Cruz damit überrascht, dass sie unter ihrem prachtvollen Rothaar-Lockenkopf kaum wieder zu erkennen ist. Da Antonio Banderas nur eine schlechte Version seiner selbst präsentiert und Oscar Martinez gar keine Relevanz entwickeln kann, retten nicht einmal die Schauspielenden dieses verkorkste Beinah-Kammerspiel.
Es gibt zwei Möglichkeiten, wie der Film nun aus dieser sich andeutenden Misere herauskommt: Entweder wird tatsächlich ein überragender Film produziert, der seinem Filmtitel gerecht wird und uns einen absoluten Hit wie zuletzt EVERYTHING EVERYWHERE ALL AT ONCE liefert, oder aber das Regieduo Mariano Cohn und Gastón Duprat dekonstruiert die Filmbranche in einem schwarzhumorigen Film im Stile eines SchleFaZ-Werks. Bekommen tun wir jedoch die dritte Variante: einen mit prominenten Schauspielenden aufgeblasenen, viel zu langen und einschläfernden Film, der zwar glücklicherweise nicht auf die gleichen Inszenierungen setzt wie jede andere Produktion, in der ein Film im Film gemacht wird, aber dennoch eine auf Onelinern basierende zahnlose Komödie darstellt, die keines Wegs witzig ist und nur oberflächlich versucht, Kritik zu äußern an einer perversen Geldmaschinerie, die sich Filmbusiness nennt.
The production of a film has become extremely complex, and in the course of the creation process, such a film passes through countless hands. Whereas the Lumière brothers, for example, produced, developed and released films entirely on their own in the early days of film, today we need producers, scriptwriters, directors, sound engineers, cameramen and lighting technicians. And we have only just scratched the surface. It is not uncommon to see a note in the credits of films that between 5,000 and 25,000 people were involved in some way. And even we who write this film review here are among them in the broadest sense, because through our work the films are promoted and marketed and introduced to the end-consumers.
But the much greater contribution is, of course, made by outstanding actors like Penélope Cruz, Antonio Banderas and Oscar Martínez. The latter is best known here for his role in RELATOS SALVAJES. Argentine director duo Gastón Duprat and Mariano Cohn also worked with Martínez on EL CIUDADANO ILUSTRE, which was shown internationally at many film festivals and won several awards.
This is what it is about
After Humberto Suárez has actually achieved everything in his life as a big pharmaceutical mogul, he faces a crisis of purpose on his 80th birthday. He is confronted with the question of what legacy he would leave behind and faces a very meagre realisation, thanks to which he comes to the conclusion to create something long-lasting with his riches. A cinematic masterpiece comes to his mind. The best director and the best actors are to produce the best film of all time and build a monument for all time with Humberto’s name on the poster. But will the dedicated trio of professional artists succeed in fulfilling the multi-billionaire’s expectations?
Review
Marketing-wise, StudioCanal of course delivers us a gem with OFFICIAL COMPETITION. We get a film title that more than arouses curiosity, because with this unambiguousness imprinted on it, the work naturally also possesses a certain quality burden that either presents a grandiose flick or a total disaster that offers ironic entertainment fireworks in its destructive self. On top of that, the film relies on a cast that may be past the zenith of its own cinematic career, but is always a sound in the film fan’s ear. The ingredients are thus promising, but do the two chefs manage to turn them into a delicate meal?
Unfortunately, the film team has miscalculated badly here. Instead of delivering a thoroughly entertaining film, the result is a dull and uncreative film jumble that compulsively tries to be funny but never is. Cohn and Duprat obviously couldn’t decide at any point what kind of film this was going to be, because on the one hand they make an attempt to deconstruct the film industry and show the audience the perversion of a business worth billions. Some of the approaches to this are fantastically successful, and the opening scene in particular makes us very curious to see how the duo will tackle this topic. At the same time, however, the team loses itself in irrelevant narrative threads and runs disoriented through its own plot. On the other hand, oneliners are supposed to help capture the enthusiasm and give the work a certain pace, but since these are applied completely lovelessly and groundlessly, the result remains surprisingly sobering.
Film in film thought differently
Instead of well-paced entertainment, we are presented with long-winded and endless scenery. However, one thing is done well for once, because instead of picking up on the usual film production mishaps that we have seen a zillion times in films about films by now, OFFICIAL COMPETITION focuses on the acting preparation phase and rehearsal time and thus takes its cue from last year’s surprise hit DRIVE MY CAR. This gives us a somewhat different insight into the world of film for once, even if all this still seems very superficial and every sequence is deliberately taken to extremes to provoke an involuntary laugh.
Probably the most interesting aspect this work has to offer is in the sound design, because while visually we get to look at rather business as usual, the sound department has come up with some treats here and plays with sound worlds that definitely have to be considered in film production. Of course, overdriving by combining countless microphones or one-sided sound perception is not a revolution in cinema, but these elements at least bring a little colour to the otherwise rather dull shape of the film.
Laughter sticks in the throat
The terrible thing is that we are led to believe that we are going to see a bitterly wicked satire here, which by a clever trick, turns the deep black humour to maximum contrast towards the end. These hopes are in vain, however. The spasmodic urge to be funny only fully succeeds once, and even that scene is once again based on playing with tones. Tragically, the appalling image of the film industry is only superficially tarnished, although this business probably offers enough approaches to scrutinise it sarcastically and to show the audience for once what business sense really lies behind the system. This very toothless comedy is thus just a little biting in the opening scenes and meekly criticises the flooding of the film market with would-be quality productions, of which OFFICIAL COMPETITION is now one.
Conclusion
The bottom line is that this is a poor attempt at a satire on the film business that is even more soporific than Netflix’s THE BUBBLE and in which only Penélope Cruz surprises us with the fact that she is barely recognisable under her magnificent redhead. Since Antonio Banderas only presents a bad version of himself and Oscar Martinez can’t develop any relevance at all, not even the actors save this messed-up almost chamber play.
Originaltitel | Competencia oficial |
Kinostart | 30.06.2022 |
Länge | ca. 114 Minuten |
Produktionsland | Spanien | Argentinien |
Genre | Komödie | Drama |
Verleih | StudioCanal |
FSK | unbekannt |
Regie | Mariano Cohn | Gastón Duprat |
Drehbuch | Mariano Cohn | Gastón Duprat | Andrés Duprat |
Produzierende | Marisa Fernández Armenteros | Eva Garrido | Carles Montiel | Javier Méndez | Jaume Roures |
Kamera | Anrau Valls Colomer |
Schnitt | Alberto del Campo |
Besetzung | Rolle |
Penélope Cruz | Lola Cuevas |
Antonio Banderas | Félix Rivero |
Oscar Martínez | Iván Torres |
José Luis Gómez | Humberto Suárez |
Manolo Solo | Matías |
Nagore Aramburu | Julia |
Irene Escolar | Diana Suárez |
Pilar Castro | Violeta |
Koldo Olabarri | Dario |
Juan Grandinetti | Ariel |
Jean Dominikowski | Coach defensa personal Félix |
Amanda Goldsmith | Novia Félix |
Mary Ruiz | Novia Félix |
María Guinea | Novia Félix |
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