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Originaltitel: Der König von Köln
DVD/Blu-ray – Release: 24.04.2020

FSK 12

FSK 12 ©FSK

Länge: ca. 90 Minuten
Produktionsland: Deutschland
Regie: Richard Huber
Schauspieler:innen: Rainer Bock | Serkan Kaya | Joachim Król
Genre: Komödie
Verleiher: Alive Vertrieb und Marketing

Der König von Köln

Der König von Köln © WDR / Frank Dicks

Die Verhunzung von Bauprojekten ist gerade in Deutschland schon zum Alltag geworden. Klassiker sind dabei natürlich der Berliner Flughafen BER, der Stuttgarter Bahnhof sowie die Hamburger Elbphilharmonie. Allesamt wurden sie sowohl in der Bauzeit deutlich im Hinblick auf die ursprüngliche Planung überzogen als auch vor allem in den Kosten. Auch Köln hat ein solches Projekt zu bieten, auch wenn dieses nicht ganz so große mediale Wellen geschlagen hat. Der Kölner Messeneubau war offenbar ein Geflecht von Verheimlichungen, welches vom Drahtzieher Josef Esch geleitet wurde und bei dem unter anderem das Bauamt dazu angehalten wurde, die eigentlich notwendige öffentliche Ausschreibung eines solchen Großprojekts, nicht durchzuführen und direkt einer speziellen Firma zuzuschustern. Letztlich ermittelte die Staatsanwaltschaft und verurteilte einige Beteiligte sogar zu Gefängnisstrafen, während Esch selbst gerade einmal eine Geldstrafe erhielt.

Der König von Köln

Der König von Köln © WDR / Frank Dicks

Darum geht es…

Andrea Di Carlo ist ein italienisch stämmiger Familienvater, der als einfacher Beamter im Bauamt in Köln tätig ist und dessen Geschichte, wie so viele andere auch, während des Karnevals beginnt. Als ehrgeiziger und vorbildlicher Arbeitnehmer ist er auf penible Genauigkeit getrimmt und hat einen starken Sinn für Recht und Ordnung, möchte sich jedoch gleichzeitig auch profilieren und damit seine Karriere vorantreiben, um seiner Familie ein angemessenes Leben bieten zu können. Doch allein schon sein Heim bereitet ihm Sorgen, denn es steht unter Denkmalschutz, weshalb der notwendige Anbau für den Nachwuchs leider unmöglich erscheint.

Da er sich nicht lumpen lässt, wird er zur Teilnahme am Karneval breitgeschlagen, wo sich ein paar sehr überraschende Entwicklungen auftuen. Nicht nur dass er merkt, wie wichtig Vitamin B in dieser Stadt ist, sondern durch ein recht tragisches Ereignis bekommt er von heute auf morgen sogar die Möglichkeit kommissarischer Baudezernent zu werden. Womit er jedoch nicht gerechnet hat ist, dass er dafür über die ein oder andere Vorschrift großzügig hinwegblicken muss, denn der Bauunternehmer Asch hat seine Finger überall im Spiel und lässt sich nur sehr ungerne seine Pläne vermiesen. Ein unbezwingbarer Strudel am Rande der Legalität tut sich auf und reißt den unbescholtenen jungen Mann mit sich.

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Rezension

Der König von Köln

Der König von Köln © WDR / Frank Dicks

Kann dieses etwas kritische Werk jedoch auch ohne das Wissen um die recht wahre Hintergrundgeschichte überzeugen? Weitestgehend ja, denn Regisseur Richard Huber schafft es die prekäre Situation geschickt aus der Perspektive eines völlig unbescholtenen Bürgers zu zeigen und damit die Position zu vertreten, die wohl der Großteil der Zuschauer einnehmen dürfte. Dabei scheint es jedoch als würde mit der Faktenlage etwas flapsig hantiert und diese großzügig ausgelegt werden, was leicht dazu führen kann, dass das Werk auf das Gleis der irrwitzigen Verschwörungstheorien gegen Machthaber geschoben werden könnte. Zwar ist die dargestellte Satire ein überaus gelungenes Schnippchen, da solche Mauscheleien tatsächlich einfach fassungslos machen und zugleich zum Lachen anregen, doch wird dabei einfach die Ernsthaftigkeit zu stark riskiert und eben der schmale Grat dazwischen nicht so ganz geschickt getroffen.

Der König von Köln

Der König von Köln © WDR / Frank Dicks

Als größten Kritikpunkt ist dabei die Sprunghaftigkeit der Erzählweise anzusehen, die sowohl das Zeitgefühl völlig verschwinden lässt als auch den Fokus für die Hauptfigur. Denn wo eigentlich der einfache Beamte mit seiner Familie im Fokus der Geschichte steht, werden die Storyentwicklungen doch etwas zu häufig auf den einflussreichen Bauunternehmer zugeschnitten. Dies bringt natürlich einiges an Brisanz in die Handlung und weitet die dargestellten Dreistigkeiten massiv aus, hemmt aber gleichzeitig die Sympathieentfaltung gegenüber dem eigentlichen Protagonisten.

Kölsche Levve jederzigg

Punkten kann DER KÖNIG VON KÖLN vor allem in der lokalen Konzentration, denn nicht nur das alle Szenen auch in Köln gedreht wurden, vielmehr ist jegliche Darstellung entsprechend der Kölner Lebensphilosophie inspiriert und stets untermalt mit klassischen Melodien des Karnevals, die dem Laien durchaus mal ein spannenden Einblick in diesen deutschen Kulturzweig bieten. Zudem brilliert Rainer Bock mit seiner scharf-züngigen Art, die, verkörpert in der Figur Asch, fast schon eklig und widerwärtig auf den Zuschauer ausgestrahlt wird und gleichzeitig die Faszination seiner Vielseitigkeit stets unvergleichlich intelligent repräsentiert. Es macht einfach Spaß ihm bei seiner Figureninterpretation zuzuschauen.

Der König von Köln

Der König von Köln © WDR / Frank Dicks

Ungeschönt und für den ein oder anderen Schmutzler im Angesicht totaler Fassungslosigkeit zu haben, zeigt und Rainer Bock in einem erneut unterhaltsamen und fabelhaften Auftreten die Skrupellosigkeit der reichen Obrigkeiten. Hinsichtlich der Missachtung aller Vorschriften schafft Der König von Köln zu faszinieren und zu unterhalten, birgt jedoch einige sprachlichen Verständnisprobleme in sich, sowie eine nicht ganz klar und eindeutig definierte Humorschiene. Vielmehr verfällt man im Laufe der Erzählung immer wieder in unnützes Geschwafel, welches weder die Handlung voran bringt noch wirkliche Begeisterungsströme beim Konsum hervorruft und damit etwas lapidar von der eigentlichen Brisanz ablenkt.

Wie eh und je ist es ein faszinierendes Privileg Rainer Bock bei der Arbeit zuschauen zu dürfen, denn nicht das erste Mal fasziniert seine einnehmende, vielseitige und vor allem auch vielschichtige Leinwandpräsenz. Doch lebt der Film nicht nur von der ganz speziellen Dominanz dieses Schauspielers, sondern wird zeitgleich eine verblüffende, fast schon märchenhafte Geschichte erzählt, die sich zwar das breite Publikum klischeebedingt genau so vorstellt, nun jedoch Geschehnisse aufgegriffen werden, die tatsächlich auf ähnlichen Grundlagen basieren. Zeitgleich wurde ein starkes Stück Lokalpatriotismus eingeflochten, vor allem durch klassische Karnevalsmusik und entsprechenden Dialektgebrauch, der dennoch weitestgehend auf die hochdeutsche Sprache runtergebrochen wurde. Somit entsteht eine deutlich intensivierte Nähe zu den realitätsbasierenden Ereignissen. Dennoch muss natürlich gesagt werden, dass wir hier eine klassisch deutsche Produktion haben, die mehr auf einen runden Inhalt setzt, als visuelle oder dramatische Spitzen zu bieten. Gleichzeitig kommt immer wieder das Gefühl auf, dass Regisseur Richard Huber sich nicht so recht entscheiden konnte, welche Geschichte er nun erzählen möchte: Die eines unbescholtenen Bürgers, der in die Maschinerie hineingesogen wurde oder eben die geschichtlich belegbaren Fakten und eine Story über die drahtziehende Figur hinter all diesem Chaos.

Der König von Köln

Der König von Köln © WDR / Frank Dicks