Review Fakten + Credits


Review

Wir alle brauchen einen Freund, mit dem Unsinn oder Schabernack erlebt werden kann. Doch was ist, wenn dieser beste Freund ein Pinguin in Argentinien im Jahre 1976 zur Zeit der faschistischen Revolution ist? Diese Frage stellt sich der Regisseur Peter Cattaneo und präsentiert mit DER PINGUIN MEINES LEBENS ein Drama, welches nicht nur auf einer wahren Geschichte beruhen sol, die die Freundschaft zwischen den Englischlehrer Tom Michel (Steve Coogan) und dem Pinguin präsentiert, sondern welches auch Raum für Themen wie Mobbing, die Revolution oder dem Leid des Militärputsches in Argentinien geben will. Das ist eine Ansage, die viel verspricht, aber dadurch auch hohe Erwartungshaltungen setzt, welche schnell enttäuscht werden können.

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Der Club der Schulklassendramen

Der Cast von DER PINGUIN MEINES LEBENS ist mit Darstellenden wie Steve Coogan, Jonathan Pryce, Björn Gustafsson oder Micaela Breque mehr als nur grundsolide und kann die Zuschauenden von sich überzeugen. Die Leistung ist glaubhaft, die Dynamik zwischen Lehrern und Schülern ist echt, aber es reicht nicht an Genrekollegen wie DER CLUB DER TOTEN DICHTER oder den kürzlich erschienen THE HOLDOVERS heran. Diese waren in Sachen Charakterdarstellung nochmal etwas feiner und emotionaler.

Auch die deutsche Synchronfassung von DER PINGUIN MEINES LEBENS kann sich sehen lassen und muss sich nicht hinter der Originalfassung verstecken. Es ist immer schön zu sehen, wenn es schöne Beispiele für die Synchronarbeit gibt, die eine Kunst für sich ist. Ein großes Problem von Synchronfassungen ist oft der Humor, der nicht richtig transportiert werden kann. Das ist aber kein Problem für die deutsche Synchronfassung. Sowohl in dieser, als in der Originalfassung funktionieren die Witze nach dem Prinzip Hit or Miss. Aber wenn die Witze treffen, dann richtig.

Und spätestens, wenn der Pinguin nach den ersten 30 Minuten des Films erscheint, sind die Zuschauenden verzaubert. Denn DER PINGUIN MEINES LEBENS setzt diesen kleinen Racker richtig in Szene, gibt ihm eine richtige Persönlichkeit und damit schon zum interessantesten Hauptcharakter des Films. Es geschieht zwar einiges nach Schema F und die Handlungen des Pinguins sind vereinzelt zu erahnen, aber bei einem tierischen Hauptdarsteller können die Rezipienten einfach nicht böse sein.

Steve Coogan als Lehrer Tom mit dem Rücken zu einer Gruppe uniformierter Schüler

Der Pinguin meines Lebens ©2024 Leonine Studios

Wer hoch fliegt, fällt tief

DER PINGUIN MEINES LEBENS überzeugt mit wunderschönen Sets, die trotz der Tatsache, dass es sich um Militärdiktaturen oder vor kurzer Zeit besetzten Staaten handelt, Urlaubsflair vermitteln können. Aber es ist auch etwas tückisch. Während Steve Coogan den Luxus als Privatlehrer in einer geräumigen Wohnung und traumhaften Urlaubsorten genießen kann, ignoriert der Film die Verhältnisse der Durchschnittsbevölkerung. Es wird zwar über verarmte Verhältnisse gesprochen, aber diese bleiben für die Rezipienten nur ein Wort, ein Mythos: die Lifestyle-Romantik der Reichen.

Ebenso verhält es sich mit den anderen tiefgreifenden Themen, die der Film scheinbar thematisiert. Das Mobbing in der Klasse wird zwar kurz angesprochen, aber genauso schnell, wie das Thema aufkam, wieder abgehakt, ohne eine Moral oder dergleichen zu präsentieren. Doch schlimmer trifft es die Thematik rund um die Militärdiktatur. Das Leiden durch diese und die Rebellion wird von DER PINGUIN MEINES LEBENS nur als Mittel zum Zweck genutzt. Da die Zuschauenden nichts über das politische Geschehen erfahren, hat das Ausnutzen der Themen für den Film einen ziemlich faden Beigeschmack.

Nicht schlecht, aber mehr nicht

Die Maskerade und Kostüme sind zwar schön, können aber im Gegensatz zu den Sets von DER PINGUIN MEINES LEBENS weniger von sich überzeugen. Es ist bei weitem nicht so schwer, passende Anzüge, Arbeitskleidung, Kleider und Schuluniformen herauszusuchen, welche schlicht, aber dennoch elegant sind. Hier muss lediglich der Modestil der 70er adaptiert werden. Für geübte Kostümbildner ist das keine große Herausforderung.

Steve Coogan als Lehrer Tom vor einem Schulgebäude umringt von Schülern, in der Mitte ein Pinguin, ein Schüler füttert das Tier

Der Pinguin meines Lebens ©2024 Leonine Studios

Die Musik vom Komponisten Federico Jusid untermalt zwar den Film mit seinen melancholischen Klängen, bleibt aber auch nicht lang in Erinnerung. Mit seinem seichten Spiel ist der Score von DER PINGUIN MEINES LEBENS eher mit diversen arthousigen Filmen von großen Studios vergleichbar. Damit zählt der Score zu den Kompositionen, die ihren Job zuverlässig erledigen und schon etwas plakativ Emotionen erzeugen wollen, aber niemals Preise abräumen werden.

Fazit

DER PINGUIN MEINES LEBENS ist ein grundsolider Film, der unterhält und sein Herz am rechten Fleck tragen will. Doch hier scheitert das Werk an manchen Stellen, an denen dieses nicht scheitern dürfte. Sein es die politische Verfolgung oder das Mobbing. Diese werden zu schnell abgewatscht und können somit nicht wirklich tragen, wodurch der Film auch eine gewisse gehässige Note hat, da die Themen als Mittel zum Zweck verwendet werden. Da sind Genrekollegen deutlich feinfühliger und aussagekräftiger gewesen.

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Originaltitel The Penguin Lessons
Kinostart 27.3.2025
Länge: 110 minuten
Produktionsland Spain
Genre: Drama
Regie Peter Cattaneo
Executive Producer Steve Coogan | Joshua Horsfield | Elizabeth Kormanova | Richard Mansell | Tom Michell | Jeff Pope | Josh Varney | Nia Vazirani
Producer Rory Aitken | Ben Pugh | Robert Walak | Adrián Guerra | Andrew Noble
Kamera Xavi Giménez
Musik Federico Jusid
Cast Steve Coogan, Jonathan Pryce, Vivian El Jaber, Björn Gustafsson, Alfonsina Carrocio, David Herrero, Micaela Breque, Tomás Pozzi, Ramiro Blas, Juan Barreiro, Aimar Miranda, Nicanor Fernandez, Hugo Fuertes, Bruno Blas, Julia Fossi, Brendan McNamee, Joaquín Lopez, Miguel Alejandro Serrano, Gerardo Maleh, Francesca Vaccari

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