“Einer für alle, alle für einen” heißt es in dem Song “10 kleine Jägermeister” von der Punk-Band “Die Toten Hosen”. Dieser Spruch ist allerdings nicht das kreative Kind von Campino, Kuddel und Co. Die meisten kennen diesen Spruch der Brüderlichkeit vermutlich aus dem Roman “Die drei Musketiere”, der im Jahr 1844 von Alexandre Dumas veröffentlicht wurde. In der Trilogie begleiten wir D’Artagnan und seine drei Freunde, Athos, Porthos und Aramis, die allesamt zu den Musketieren der Königlichen Garde gehören. Sie galten als die Haustruppen des französischen Königs und unterstanden seinem Befehl. Der Name “Musketier” leitet sich dabei von der Bewaffnung dieser Soldaten ab. Neben dem klassischen Degen führten sie auch eine Muskete mit sich, ein Vorderlader-Gewehr, mit dem sie ihre Feinde in Angst und Schrecken versetzten.
Da das Werk von Alexandre Dumas sich bis heute großer Beliebtheit erfreut und aus dem französischen Literaturkanon nicht wegzudenken ist, gab es bereits unzählige Verfilmungen des Stoffes. Erstmalig waren DIE DREI MUSKETIERE im Jahr 1921 auf der Leinwand zu sehen, im Stummfilm von Henri Diamant-Berger. Nun, 102 Jahre und ungefähr 30 Adaptionen später, versucht sich Regisseur Martin Bourboulon an dem Stoff. DIE DREI MUSKETIERE – D’ARTAGNAN wurde dabei direkt als erster Teil eines Zweiteilers geplant, dessen erster Teil im April 2023 veröffentlicht wurde und im Dezember 2023 fortgeführt werden soll. Neben den beiden Filmen sind weitere Spin-offs für Disney+ in Planung, womit uns ein “Musketier Cinematic Universe” erwarten könnte. Ob dieser Plan aufgeht, wird die Zeit (und der Erfolg) zeigen. Hier erfahrt ihr auf jeden Fall schon mal, ob sich der Auftakt lohnt.
Darum geht es…
Der junge Gascogner Charles D’Artagnan (François Civil) hat ein Ziel im Leben: Er möchte den Musketieren beitreten und seinem König Ludwig XIII (Louis Garret) dienen. Während seines ersten Tages in Paris brockt er sich bereits Ärger ein und wird von drei Musketieren zu einem Duell herausgefordert. Bei ihrem Aufeinandertreffen mit den Musketieren geraten alle vier in einen Hinterhalt und schaffen es, sich mit vereinten Kräften aus der misslichen Lage zu befreien. Athos (Vincent Cassel), Porthos (Pio Marmai) und Aramis (Romain Duris) sind beeindruckt von den Fähigkeiten des jungen Mannes und nehmen den Kadetten unter ihre Fittiche. Sie sehen großes Potenzial in D’Artagnan. Nachdem sie abends ausgelassen feiern, erwacht Athos am nächsten Morgen neben der Leiche einer adligen Frau und wird des Mordes beschuldigt. Er selbst kann sich nicht mehr an den Abend erinnern, doch seine Freunde sind von Athos’ Unschuld überzeugt und beginnen auf eigene Faust zu ermitteln. Dabei geraten die drei übrigen Musketiere in eine Verschwörung, die bis ins Königshaus reicht.
Rezension:
Auf den ersten Blick wirkt DIE DREI MUSKETIERE – D’ARTAGNAN wie der Versuch, die “Marvel-Formel” auf einen beliebten Roman anzuwenden. Bereits Guy Ritchie hat den Versuch gewagt, mit KING ARTHUR – LEGEND OF THE SWORD eine Sage in ein Filmuniversum zu gießen, allerdings nur mit geringem Erfolg. Mit seiner Umsetzung dieser Mantel-und-Degen-Geschichte geht Regisseur Martin Bourboulon jedoch einen etwas anderen Weg. Statt eine völlig überbordende Comedy-Fantasy-Action-Handlung zu erzählen, bleibt er näher an der beliebten Vorlage. Dabei begleiten wir weitestgehend nachvollziehbare Figuren, die ein Produkt ihrer Zeit sind und nicht mit den modernen Helden vergleichbar sind, die wir sonst im Kino sehen. Bei den Musketieren handelt es sich um Trinker, die zu fragwürdigen Verhörmethoden greifen und ihren Eid zum König nicht hinterfragen. Was auf den ersten Blick anachronistisch wirken könnte, fügt sich sehr gut in das komplette Szenario des Films ein.
Im Fokus von DIE DREI MUSKETIERE – D’ARTAGNAN steht selbstverständlich der namensgebende Held. François Civil liefert hier eine sehr charmante Darstellung seiner Figur ab. Wir spüren seinen intrinsischen Gerechtigkeitssinn in jeder Szene. Leider fehlt es der Figur etwas an Hintergrund. Wir erfahren nicht wirklich, warum er ein Musketier werden will, warum dies der größte Wunsch in seinem Leben zu sein scheint. Neben ihm fallen besonders Athos, gespielt von Vincent Cassel, und Milady de Winter, verkörpert von Eva Green, auf. Über Athos erfahren wir einiges an Hintergrundgeschichte. Er ist ein gealterter Soldat, der bereits viel Leid gesehen hat und der nicht mehr sehr an seinem Leben hängt. Eva Green präsentiert uns auf der anderen Seite eine mysteriöse Antagonistin, die scheinbar ihr ganz eigenes Spiel spielt, welches in Teil eins allerdings noch im Unklaren bleibt.
Einer für alle und alle für einen!
Leider hakt es bei DIE DREI MUSKETIERE – D’ARTAGNAN allgemein etwas am Drehbuch. Zwar bietet uns der Film eine spannende Geschichte über eine Verschwörung im französischen Königshaus, allerdings stolpern die Helden immer wieder zufällig über Hinweise, ohne sich selbst dafür anstrengen zu müssen. Bei einem Bild ist ein Tuch verrutscht, und es wird eine wichtige Person offenbart. Es wird zufällig vor den richtigen Personen eine passende Information fallen gelassen. Solche “glücklichen Zufälle” gibt es immer wieder, wodurch die Musketiere etwas an Cleverness verlieren. Sie sollen für uns die strahlenden Helden sein, die den König retten, stolpern dabei allerdings durch die Geschichte. Dabei ist die Geschichte trotzdem sehr unterhaltsam und wesentlich interessanter, als es die typischen Blockbuster aus Hollywood schaffen.
Diese Handlungsausrutscher lassen sich gerade dann verkraften, wenn man sich die Präsentation des Films vor Augen führt. Frankreich hat im Gegensatz zu Hollywood den Vorteil, dass es viele alte Schlösser gibt, die bis heute erhalten sind. Genau diese Orte kommen in DIE DREI MUSKETIERE – D’ARTAGNAN zum Einsatz. Durch diese echten Kulissen erzeugt der Film eine unglaubliche Authentizität. Dabei wird viel auf natürliches Licht gesetzt, insbesondere dann, wenn der Film an der Küste oder in Wäldern spielt. Zusätzlich präsentiert DIE DREI MUSKETIERE – D’ARTAGNAN einige herausragende Actionszenen, in denen die Helden sich im Schwertkampf mit ihren Kontrahenten messen. Dabei gibt es viele lange Einstellungen und eine Kamera, die immer nah am Geschehen ist. Wir fühlen uns, als wären wir mitten in der Schlacht.
Fazit:
DIE DREI MUSKETIERE – D’ARTAGNAN ist ein spaßiger Abenteuerfilm, der durch seine großartigen Schauwerte wie einer der ganz großen Blockbuster wirkt. Zwar schafft es der Film auf der Handlungsebene nicht vollständig zu überzeugen, dennoch ist der Film um die Musketiere eine schöne Überraschung. Bei einem Budget von 36 Millionen Euro kostet dieser Film nur ein Bruchteil eines Hollywood-Films, muss sich vor diesen allerdings nicht verstecken. Es gibt charmante Helden, fiese Schurken, überraschende Actionszenen und großartige Bilder. Da wächst die Vorfreude auf den zweiten Teil.
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Originaltitel | Les Trois Mousquetaires : D'Artagnan |
Kinostart | 5.4.2023 |
Länge: | 121 minuten |
Produktionsland | Belgium |
Genre: | Abenteuer | Action | Drama | Historie |
Regie | Martin Bourboulon |
Producer | Dimitri Rassam | Ignacio Segura |
Kamera | Nicolas Bolduc |
Visual Effects | Olivier Cauwet |
Cast | François Civil, Vincent Cassel, Romain Duris, Pio Marmaï, Eva Green, Louis Garrel, Vicky Krieps, Lyna Khoudri, Jacob Fortune-Lloyd, Eric Ruf, Marc Barbé, Patrick Mille, Julien Frison, Rachel Kwok, Alexis Michalik, Ivan Franěk, Thibault Vinçon, Nicolas Vaude, Dominique Valadié, Gabriel Almaer |
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