Unter einer knittrigen Bettdecke schauen Fußpaare hervor, drei Menschen sind einander sichtlich näher gekommen. Wer diese Menschen sind und was sie zueinander bewegte, wovon sie träumen und was diese Momentaufnahme letztlich alles über die aktuelle Ausgabe der Hofer Filmtage verrät, die in wenigen Tagen wieder ins Kino einlädt, ist den Betrachter*innen des diesjährigen Postermotivs selbst überlassen. Bei einer Sache sind sich die Hofer Filmtage getreu ihrer diesjährigen Devise aber schon im Vorhinein sehr sicher: Good Things Happen in Cinema.

Wann und wo?

Die nunmehr 58. Ausgabe der Internationalen Hofer Filmtage findet dieses Jahr vom 22. bis 27. Oktober 2024 in Hofer Kinos statt und läuft, dank der plus7streamdays, parallel noch bis zum 03. November 2024 auf der eigenen Streamingplattform des Festivals. Ein Großteil des Programms ist wie die letzten Jahre also nicht nur vor Ort und mit zahlreichen filmschaffenden Gästen, sondern auch bequem von den Sesseln und Sofas hierzulande zu sehen.

Welcher Film eröffnet die Filmtage?

Der diesjährige Eröffnungsfilm der Hofer Filmtage ist die deutsche Dokumentation ZEPPELIN OBEN RECHTS von Olli Duerr, der sich über mehrere Jahre hinweg dem Projekt Atelier23 der Gießener Lebenshilfe gewidmet hat. Sein drei Jahre umspannender Dokumentarfilm begleitet das Leben und Schaffen von sieben Menschen des inklusiven Kunstprojekts.

Welche Spielfilme gibt es im Programm?

Zwei Teenager in einer Telefonzelle, ein Mann, gefesselt an einen Baum, eine Domina als Nachbarin – die über 45 Spielfilme bieten wie gewohnt ein breite Auswahl an Themen und Protagonist*innen: Rosa von Praunheim, bekannt für seinen Film NICHT DER HOMOSEXUELLE IST PERVERS, SONDERN DIE SITUATION, IN DER ER LEBT, der seinerzeit einen großen Beitrag zur modernen deutschen Lesben- und Schwulenbewegung leistete, zeigt seinen aktuellsten Film 30 JAHRE AN DER PEITSCHE und Moritz Krämer sein im November in den deutschen Kinos anlaufendes Verlustdrama DIE FEIGE SCHÖNHEIT. Aus Deutschland sind darüber hinaus noch Filme wie EX VOTO (“Ein erschütternder Schicksalsschlag zwingt die junge Isa zu einer Reise, die sie in eine Welt führt, in der das Wünschen Realitäten schafft”*) von Jozefien Van der Aelst und MELS BLOCK (“Als Selfmade-Millionärin steht Mel auf der Gewinnerseite. Als sie den Wohnblock ihrer Kindheit kauft, entpuppt sich die Vergangenheit als störrisches Biest.”*) von Mark Sternkiker zu sehen.

Außerdem im Programm: Léa Pools HÔTEL SILENCE, über einen Mann, der ein vom Krieg verwüstetes Land durchstreift, das türkische Vater-Sohn-Drama WHEN THE WALNUT LEAVES TURN YELLOW von Mehmet Ali Konar, der in Cannes uraufgeführte THE BALCONETTES von Noémi Merlant und viele weitere internationale Produktionen.

Ein besonderer Fokus liegt dieses Jahr, so heben es die Hofer Filmtage gesondert hervor, auf Filmen aus Afrika: auf drei Langfilmen sowie einem Kurzfilm aus Ghana, Malawi, Tansania, Nigeria und Kenia, darunter drei Filme in deutscher Koproduktion. Während der Schwerpunkt “Afrika” angesichts der überschaubaren Auswahl sehr verallgemeinernd scheint, erweckt auch die Betonung und Auslobung kultureller Vielfalt in diesem Zusammenhang, losgelöst von all den anderen internationalen, vor allem europäischen Filmen im regulären Programm, eher den Eindruck einer öffentlichkeitswirksamen, aber oberflächlichen Imagepflege. Wie aussagekräftig und authentisch dieser Fokus ausfällt, wird sich in den kommenden Tagen zeigen müssen.

Konkret sind zu sehen: die afro-futuristische Kurzdokumentation THE THOUGHTS OF OUR ANCESTORS von Kokutekeleza Musebeni; THE LEGEND OF THE VAGABOND QUEEN OF LAGOS des Regiekollektivs Agbajowo Collective; das Künstler*innenporträt LIVING AN ARTIST`S LIFE – PORTRAITS AUS GHANA UND MALAWI von Carina Nickel und Arne Dreske sowie der offizielle Oscarkanditat Kenias NAWI (Regie: Toby Schmutzler, Kevin Schmutzler, Mourine Apuu Munyes und Vallentine Chelluget) über ein junges Mädchen, das zwischen Stammestraditionen und ihrem Drang zur Freiheit nach ihrem eigenen Weg sucht.

Wie sieht es mit Dokumentationen aus?

Neben ZEPPELIN OBEN RECHTS präsentieren die Hofer Filmtage auch ein breitgefächertes Programm an Dokumentarfilmen: Insgesamt sind 34 lange Dokumentationen vertreten.

Darunter der 4-stündige, während der Corona-Pandemie entstandene OCCUPIED CITY von 12 YEARS A SLAVE-Regisseur Steve McQueen, ein Film über die transsexuelle Elitesoldatin Monika Donner (DER SOLDAT MONIKA von Paul Poet), ein Porträt von Hobby-Sportler*innen auf ihrem Weg zur Weltmeisterschaft im Hobby-Eiskunstlaufen (ICE AGED von Alexandra Sell) und die Polit-Doku WHO’S AFRAID OF NATHAN LAW? von Joe Piscatella.

Außerdem: Kurzfilme und Hommage

Vor vielen der langen Spiel- und Dokumentarfilme ist obendrein ein Kurzfilm aus dem ebenso umfangreichen Kurzfilmprogramm zu sehen.

=> zur Übersicht der Kurzfilme auf der Seite der Hofer Filmtage

Die Hommage ist in diesem Jahr dem US-amerikanischen Regisseur, Produzent und Kameramann von Porno- und Erotikfilmen Howard Ziehm gewidmet. Neben seiner Science-Fiction-Sexparodie FLESH GORDON und dem futuristischen Erotikfilm STAR VIRGIN beleuchtet die Dokumentation FINDING PLANET PORNO: THE WILD JOURNEY OF AMERICAN CINEMA’S FIRST OUTLAW sein Leben und Schaffen.

 

*aus der Pressemitteilung Erster Ausblick auf über 45 lange Spielfilme vom 07.10.2024, Erster Ausblick auf über 45 lange Spielfilme | Internationale Hofer Filmtage