Review Fakten + Credits


Darum geht es
Frankreich im Herbst 1944. Die Truppen der USA haben sich am Westwall in Lothringen festgebissen. Die Truppen des zweiten Zuges des Platoon Sergeant Pike (Fess Parker) warten sehnsüchtig auf ihren wohlverdienten Fronturlaub und sind umso erschütterter, als sie erfahren, dass es nicht in die Heimat, sondern direkt an die Front in eine aussichtslose Situation geht. Soldaten wie Larkin (Harry Guardino), Henshaw (James Coburn) oder Corby (Bobby Darin) leisten dem Befehl mürrisch und widerwillig Folge. Einzig der stille und neu zur Truppe zugeteilte Elitesoldat Reese (Steve McQueen) scheint keine Probleme damit zu haben, dem drohenden Tod ins Auge zu blicken.
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Review

DIE INS GRAS BEIẞEN ist ein Kriegsfilm aus dem Jahre 1962 und kann mit einem Steve McQueen in der Hauptrolle glänzen. Regie führte Don Siegel und konnte mit einem für solch einen Film schon damals eher kleinen Budget von 2,5 Millionen Dollar ein Werk abliefern, welches heutzutage als Meilenstein für die Karriere von Steve McQueen gefeiert wird und in einem Satz mit Klassikern wie GESPRENGTE KETTEN erwähnt. Wird der Film seinem Ruf gerecht, oder ist die seltsame deutsche Übersetzung des Originaltitels HELL IS FOR HEROES nicht das einzige Problem des Films?

Eine Filmhistorische Reise der Zeit

DIE INS GRAS BEIẞEN wurde in schwarz-weiß gedreht und kommt alters- sowie Budgetbedingt mit Mono-Sound daher. Bei der Restaurierung wurde auf eine Nachcolorierung sowie Upscalen des Sounds verzichtet, um den Zuschauenden ein authentisches Bild zu präsentieren und eine Reise durch die Zeit zu ermöglichen. Und das ist auch die richtige Wahl. Das Bild ist scharf, alles klar erkennbar und das schwarz-weiß-Bild ist hier kein Nachteil, da es essentiell für die Atmosphäre verantwortlich ist.

Zudem wurde größtenteils bei Nacht gedreht, was ebenfalls zur Atmosphäre beiträgt und durch die Restauration auch nicht zu dunkel ist – ein Problem, welches vorher bestand –. Aber das ist nicht der eigentliche Grund für die Nachtdrehs. Der Film wurde während der Hitzeperiode in Kalifornien gedreht, wodurch die Hitze der Sonne auf die Schauspieler sowie die Crew erbarmungslos niederbrannte und diverse Sonnenstiche zur Folge hatte. Um die Gesundheit aller nicht zu gefährden und einen reibungslosen Drehablauf zu garantieren, schrieben Robert Pirosh und Richard Carr das Drehbuch passend sowie logisch um.

Ton und Synchron

Auch, wenn der Ton nur in Mono verfügbar ist, kann dieser trotzdem auf das Publikum wirken. Sein es Jeeps, Panzer, Granaten, Artillerie oder Maschinengewehre. Alle Geräusche klingen sauber realistisch und fast schon wie Originalaufnahmen aus Dokumentationen, was DIE INS GRAS BEIẞEN einen gewissen realistischen Touch neben dem übertriebenen Heldentum der Protagonisten gibt. Der Sound muss sich nicht verstecken, auch wenn Soundsysteme und Heimkinoanlagen in Dolby Surround oder Dolby Atmos nicht ausgereizt werden können.

DVD-Cover, ganz oben steht in Großbuchstaben STEVE McQUEEN, darunter BOBBY DARIN und FESS PARKER, es folgt der Titel HELL IS FOR HEROES mit dem deutschen Untertitel DIE INS GRAS BEISSEN, darunter ein rauchübersätes Schlachtfeld mit bewaffneten Soldaten, in der unteren rechten Ecke steht MUT STIRBT NIE geschrieben

Die ins Gras beißen ©2024 Spirit Media

Die deutsche Synchronfassung von DIE INS GRAS BEIẞEN ist hochpräzise gearbeitet wie ein geschliffener Diamant, kann sich mit der englischen Originalfassung auf Augenhöhe messen und reiht sich damit in die Riege der anspruchsvollen deutschen Synchronarbeit des 20. Jahrhunderts ein, wo penibel auf passende Stimmen geachtet wurde. Heutige Synchronfassungen sind zumeist nicht schlechter, aber DIE INS GRAS BEIẞEN zeigt treffend, dass Synchron ein eigenes Handwerk sowie Kunst ist, welche mehr Anerkennung verdient und den gelernten Profis überlassen werden sollte.

Alleskönner McQueen

DIE INS GRAS BEIẞEN präsentiert Steve McQueen gewohnt stark. Sofort schmiegt er sich in seiner Rolle ein und setzt sich als der Leader des Cast durch. Dennoch ist seine Rolle im Nachhinein erfrischend anders, gerade wenn das Publikum nur mit seinen großen Klassikern wie GESPRENGTE KETTEN, PAPILLON, BLOB oder BULLIT aufgewachsen ist. Durch diese Filme ist er als der strahlende Held, Schönling oder auch Sympath bekannt, der immer noch einen Grund zum Lächeln findet. DIE INS GRAS BEIẞEN zeigt Steve McQueen als einen verbitterten, griesgrämigen Draufgänger, der weder Tod noch Teufel fürchtet. Der Schauspieler meistert die Rolle mit Bravour, ohne ins Overacting zu verfallen.

Aber auch die weiteren Charaktere sind überzeugend geschrieben und gehen nicht im Schauspiel von Steve McQueen unter. Sie harmonisieren treffend miteinander, wirken glaubwürdig und lassen noch genug Raum für erfrischenden Humor. Zugleich ist das Publikum vom Schicksal der Soldaten berührt, welche sich auf den erlösendend Fronturlaub gefreut haben, aber erneut wider willens an die Front verlegt werden. Die Sehnsucht nach der Heimat und der Drang, dem Terror zu entkommen sind tief zu spüren und brennen sich wie eine Warnung vor Kriegen ein.

Klein aber oho

Trotz des kleinen Budgets sind die Sets üppig detailliert, lebendig und wirken greifbar realistisch, schon fast wie die Bild- und Videoaufnahmen aus Dokumentationen über den zweiten Weltkrieg. Gerade die vom Krieg gezeichneten Landschaftsaufnahmen in DIE INS GRAS BEIẞEN sind hypnotisierend und tragen zur Atmosphäre des Films bei. Hier möchte das Publikum fast schon bezweifeln, dass das Budget nur bei 2,5 Millionen Dollar lag, wenn nicht bekannt wäre, dass es der Crew an Filmwaffen mangelte und viele auch noch defekt waren.

Auch die Action von DIE INS GRAS BEIẞEN weiß trotz des kleinen Budgets von sich zu überzeugen und profitiert von den ungewollten Drehs bei Nacht. Die Maschinerie des Krieges ist wuchtig und die MG-Geschosse peitschen durch die Luft und erhellen den Dunklen Nachthimmel durch das Blitzen der Mündungsfeuer. Die Inszenierung der Kämpfe lässt das Publikum für einen kurzen Augenblick glauben, dass es sich um Originalaufnahmen echter Kämpfe handelt. Nur die Story und die unterhaltsamen Charaktere reißen aus dieser Immersion heraus.

Fazit

DIE INS GRAS BEIẞEN ist atmosphärisch, unterhält, bietet einen Blick in die filmhistorische Vergangenheit und ist für Filmbegeisterte einen Blick wert. Jedoch hinkt der Vergleich mit GESPRENGTE KETTEN, da sich beide Filme tonal und von der Art des Drehs unterscheiden. DIE INS GRAS BEIẞEN ist eindeutig als B-Movie einzuordnen, auch wenn der Film alles aus sich raus holt, während GESPRENGTE KETTEN ein Epos ist, welches Steve McQueen mit dem weiteren Cast des Films noch einmal mehr in Szene setzt.

 

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Originaltitel Hell Is for Heroes
Kinostart 26.6.1962
Länge: 89 minuten
Produktionsland United States of America
Genre: Kriegsfilm
Regie Don Siegel
Producer Henry Blanke
Kamera Harold Lipstein
Musik Leonard Rosenman
Cast Steve McQueen, Bobby Darin, Fess Parker, Harry Guardino, James Coburn, Mike Kellin, Joseph Hoover, Bill Mullikin, L.Q. Jones, Michele Montau, Don Haggerty, Nick Adams, Bob Newhart, Stephen Ferry, Simon Prescott, Robert Phillips, Richard Adams, Guy Way

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