Die 1980er waren die große Zeit der Actionhelden. Wie viele Filme gibt es, in denen ehemalige Soldaten, die in Vietnam ganz vorne an der Front gekämpft haben, nochmal ranmüssen, um Kriminellen den hintern zu versohlen? Neben Filmen wie ROBOCOP, TERMINATOR, ROCKY oder RAMBO hat auch John Carpenter 1981 einen Film ins Rennen geschickt, in dem er uns mit Snake Plissken einen sehr harten Actionhelden präsentieren wollte. Nachdem Carpenter im Jahr 1978 einen riesigen Erfolg mit HALLOWEEN hatte und damit das moderne Slasher-Genre begründet hat, sollte er sich mit DIE KLAPPERSCHLANGE aus dem Horrorgenre entfernen, um sich im Action-Kino auszutoben. Auch dieser Film gilt erneut als ein Genre-Meilenstein und war einer der ersten Filme, die sich ans Cyberpunk-Genre gewagt haben.
Für seinen Film hat Carpenter einen damals jungen Schauspieler besetzt, der heute nicht mehr aus Hollywood wegzudenken ist. Zuerst waren Tommy Lee Jones oder Charles Bronson für die Rolle des Snake Plissken vorgesehen, doch Carpenter war es wichtig einen jungen Schauspieler zu besetzen, aus dem er einen muskulösen Helden formen kann. So fiel die Wahl auf den damals 30-jährigen Kurt Russell, für den diese Rolle der große Durchbruch sein sollte, sodass er in den weitern Jahren seiner Karriere in vielen weiteren Carpenter-Filmen auftauchen sollte, sowie in den Filmen von Quentin Tarantino.
Darum geht es…
Es ist das Jahr 1997, Manhattan ist nicht mehr das florierende Herz von New York City, die Insel wurde 1988 von der amerikanischen Regierung zu einem Hochsicherheitsgefängnis umgebaut. Meterhohe Mauern umgeben die Insel und eine Flucht ist unmöglich. Gerade als der amerikanische Präsident mit anderen Regierungschefs über Atomwaffen verhandelt, stürzt die Airforce One auf der Gefängnisinsel ab. Es bleiben nur 24 Stunden, um den US-Präsidenten zu bergen, ansonsten könnte es schlimme Konsequenzen für den Rest der Welt haben. Sicherheitskräfte infiltrieren die Insel, werden allerdings damit unter Druck gesetzt, dass der Präsident als Geisel gehalten wird und sein Leben verlieren würde, wenn sie nicht verschwinden. Es muss also ein Krimineller eingeschleust werden, um den Präsidenten zu befreien und wer anderes als Snake Plissken (Kurt Russell) sollte für diese Aufgabe in Frage kommen? So beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit, in dem Snake regelmäßig andere Verbrecher im Weg stehen.
Rezension
Sind wir mal ganz ehrlich: Würde ein Film wie DIE KLAPPERSCHLANGE heute in die Kinos kommen, würde er vermutlich neben den ganzen Superhelden-Filmen untergehen. Vieles was man in Carpenters Action Film sieht, passt nicht mehr in die heutige Zeit, aber natürlich ist der Film ein Zeugnis seiner Zeit und schafft es trotz seines stolzen Alters von 41 Jahren immer noch zu unterhalten. Man darf hier keine tiefgehende Charakterstudie erwarten, es handelt sich bei Snake Plissken um eine eindimensionale Action-Figur, der nur dazu dient Verbrecher zu verprügeln, aber wenn man sich darauf einlässt versteckt sich hinter DIE KLAPPERSCHLANGE auch heute noch ein sehr interessanter und kreativer Actionfilm.
Obwohl es sich um einen der frühen Filme von John Carpenter handelt, merkt man bereits hier seine Freude an skurillen Charakteren und einem anarchistischen Wahnsinn. In Manhattan hat sich eine neue Gesellschaft gebildet, die von dem Duke angeführt wird. Seine Handlanger tragen dabei Kostüme, die wirken als wären sie mühselig aus dem Müll, der auf den Straßen gefunden wurde, zusammengebastelt. Einer der Schergen hat angespitzte Zähne und Haare, die ihm förmlich zu Berge stehen. Obwohl sich diese Figuren alle sehr seltsam lesen, fügen sie sich doch organisch in Carpenters Cyberpunk-Manhattan ein. Allgemein merkt man dem Film die Liebe fürs Detail an. Snake bewegt sich durch heruntergekommene Gegenden, mit vollgesprühten Wänden, alles wirkt verlassen und kaputt. Um ein realistisches Bild zu erzeugen wurde in St. Louis gedreht. Hier hat es im Jahr 1976 einen Großbrand gegeben, der viele Häuser verwüstet hat. Da diese nicht wiederaufgebaut wurden, haben sie die perfekte Kulisse für die Gefängnisinsel gegeben.
Ein Actionheld wie aus dem Bilderbuch
Auch wenn die Rolle des Snake Plissken einen langen Karrierepfad für Kurt Russell geebnet hat, muss man aus heutiger Sicht sagen, dass es nicht die beste Performance des Schauspielers war. In Filmen wie THE HATEFUL EIGHT konnte er voll und ganz mit seinem subtilen und cleveren Schauspiel überzeugen, doch als DIE KLAPPERSCHLANGE verkörpert er eine Figur, die keine zweite Ebene hat. Es handelt sich bei Snake Plissken eben um einen einfachen Actionhelden, der coole Sprüche klopft und keine Schwächen hat. Trotzdem gelingt es Carpenter einen Mythos um den Helden zu kreieren. Alle anderen Figuren wissen wer Snake ist, es scheint sich bei ihm also um eine lebende Legende zu handeln. Immer wieder sprechen andere Figuren davon, dass sie gehört hätten, dass Snake Tod sei. Man stellt sich die Frage, was Plissken in seiner Vergangenheit alles erlebt hat und was ihn zur Legende gemacht hat.
Rein inszenatorisch fällt der Film gegen heutige Filme ab, aber wenn man sich vergegenwärtigt, dass der Film von 1981 ist, ist es durchaus beeindruckend, was Carpenter mit DIE KLAPPERSCHLANGE auf die Leinwand gebracht hat. Gerade in der 4K-Abtastung wirkt der Film sehr hochwertig und schafft es gerade durch seine großartigen Kulissen und den damit entstehenden Bildern zu überzeugen. Wenn es dann an die Actionszenen geht, verliert der Film leider etwas an Glaubwürdigkeit. Die Schläge in den Kämpfen haben keine Wucht, was nicht zuletzt an den mittelmäßigen Soundeffekten liegt. Was dem Film allerdings bei den Soundeffekten fehlt, macht er mit einem sehr Stimmungsvollen Synthie-Soundtrack wieder wett.
Fazit
Ich habe DIE KLAPPERSCHLANGE nun das erste Mal gesehen, dieser Film war einer dieser Klassiker, die ich schon ewig auf meiner langen Liste hatte. Der Film ist ein absoluter Klassiker und hat diese Bezeichnung ohne weiteres verdient. Natürlich funktionieren heute nicht mehr alle Elemente des Films genauso wie im Jahr 1981, trotzdem bekommt man hier einen sehr unterhaltsamen und kreativen Actionfilm, der mir auf jeden Fall Lust macht auf weitere Filme von John Carpenter.
Wie hat Dir der Film gefallen?
Actionheld Snake Plissken (Kurt Russell) muss sich auf der Gefängnisinsel Manhattan auf die Suche nach dem abgestürzten Präsidenten der USA machen. Dieser wird von den Kriminellen auf der Insel als Geisel gehalten, und so steht Snake vor einer nie dagewesenen Herausforderung.
Bei DIE KLAPPERSCHLANGE handelt es sich um einen der frühen Filme des Kult Regisseurs John Carpenter, der sich erstmalig einen großen Namen mit HALLOWEEN im Jahr 1978 gemacht hat. In DIE KLAPPERSCHLANGE verlässt er das Horrorgenre und gibt einem Bilderbuch-Actionhelden eine Bühne. Snake Plissken ist ein rauchender, durchtrainierter Macho mit Augenklappe, das Klischee eines 1980er Helden. Allerdings war Carpenter einer der ersten, die einen solchen Helden geschaffen haben und hat mit seinem Film dem Cyberpunk-Genre den Weg geebnet.
Obwohl der Film einer Handlung folgt, die man mittlerweile schon häufig gesehen hat, gelingt es ihm trotzdem mehr zu unterhalten als viele aktuelle Action-Blockbuster. Carpenter bringt ein hohes Maß an Kreativität in seinen Film, insbesondere was die Kulissen und Charaktergestaltung betrifft. Trotz seiner Eindimensionalität strahlt Kurt Russell in seiner Rolle als Snake Plissken eine gewisse Faszination aus. In Nebensätzen erfahren wir kleine Bruchstücke aus dem Leben des Gesetzlosen und fragen uns, warum er so einen Legendenstatus erreicht hat. Auch wenn man dem Film sein Alter ab und zu anmerkt, verdient er auf jeden Fall das Prädikat „Klassiker“.
Wie hat Dir der Film gefallen?
Originaltitel | Escape from New York |
Kinostart | 03.09.1981 |
DVD/Blu-ray/4K – Release | 07.04.2022 |
Länge | ca. 99 Minuten |
Produktionsland | USA |
Genre | Action | Abenteuer | Sci-Fi |
Verleih | Constantin Film |
FSK |
Regie | John Carpenter |
Drehbuch | John Carpenter | Nick Castle |
Produzierende | Barry Bernardi | Jake Eberts | Larry Franco | Debra Hill |
Musik | John Carpenter | Alan Howarth |
Kamera | Dean Cundey |
Schnitt | Todd C. Ramsay |
Besetzung | Rolle |
Kurt Russell | Snake Plissken |
Lee Van Cleef | Hauk |
Ernest Borgnine | Cabbie |
Donald Peasence | President |
Isaac Hayes | The Duke |
Season Hubley | Girl in Chock Full O’Nuts |
Harry Dean Stanton | Brain |
Adrienne Barbeau | Maggie |
Tom Atkins | Rehme |
Charles Cyphers | Secretary of State |
Joe Unger | Taylor |
Frank Doubleday | Romero |
John Strobel | Cronenberg |
John Cothran | Gypsy |
Wie hat Dir der Film gefallen?
Hinterlasse einen Kommentar