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Review Fakten + Credits


Friedhof der Kuscheltiere 2

Friedhof der Kuscheltiere 2 ©1992, 2022 Paramount Pictures

Vor knapp vierzig Jahren erschien mit dem Roman „Friedhof der Kuscheltiere“ eine der erfolgreichsten Horrorgeschichten der amerikanischen Horrorikone Stephen King. Sechs Jahre später, Ende der 1980er, entstand unter der Regie von Mary Lambert die erste filmische Umsetzung, der 2019 eine eher dürftig aufgenommene Neuverfilmung beschert war. Dazwischen lässt sich eine Fortsetzung einordnen, die ohne direkte literarische Vorlage, aber auf den King-Bestseller basierend, Setting und Themen des Ursprungsfilms wieder aufnahm. Nicht jedoch, wie ursprünglich von Regisseurin Lambert vorgesehen, auch die Protagonistin des ersten Teils, deren weiteres Schicksal mit dem zweier männlicher Jugendlicher ausgetauscht wurde.

Aufmerksamkeit erhielt der zweite Teil hierzulande wohl am ehesten durch seine langjährige Indizierung, die ihn wegen expliziter Gewaltaufnahmen mehr als zwanzig Jahre von den deutschen Bildschirmen verbannte. Im August diesen Jahres erscheint FRIEDHOF DER KUSCHELTIERE 2 erstmals in einer HD-Veröffentlichung auf DVD und Blu-ray und lässt Genrefans nun ungeschnitten an einer effektvollen, aber leider nicht effektiven Verfilmung des Stoffes teilhaben.

Darum geht es

Einige Jahre nach den Ereignissen des ersten Teils und nach dem kürzlichen Tod seiner Mutter, die als Schauspielerin bei einem Unfall am Filmset verstarb, zieht Jeff Matthews gemeinsam mit seinem Vater Chase ins kleinstädtische Ludlow. Dort trifft Jeff nicht nur auf tyrannische Schüler, sondern erfährt auch von dem abgelegenen Tierfriedhof sowie von einem verfluchten Gräberfeld. Er freundet sich mit dem Stiefsohn des örtlichen Sheriffs an, dessen Hund gewaltsam zu Tode kommt. Gemeinsam begraben sie ihn auf dem Tierfriedhof und werden kurz darauf Zeuge seiner unerwarteten Wiederkehr. Während sich bedrohliche Veränderungen an dem Tier offenbaren, spitzt sich auch die Gewalt der Schüler und des stiefväterlichen Sheriffs zu …

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Rezension

Anstatt der Aufarbeitung, Weiterentwicklung und Vertiefung bereits zuvor bearbeiteter Themen bietet FRIEDHOF DER KUSCHELTIERE 2 eine Geschichte, die ihrem 1989 erschienen Vorgänger in ihren Grundbausteinen ähnelt. Nur, dass diese sich drei Jahre später auf andere, wenig originelle und holzschnittartige Figuren verlässt. Das größte Lob gebührt da zu Recht einem furchteinflößend aufspielenden Clancy Brown (HIGHLANDER – ES KANN NUR EINEN GEBEN, DIE VERURTEILTEN), der durch seine Verkörperung des wahnsinnigen, misshandelnden Sheriffs Gus Gilbert den wohl größten Grusel des gesamten Films generiert. Zwar sind auch seine Charakterzüge von ermüdender Schlichtheit, alle anderen Charaktere jedoch weit von einer vergleichbaren Ausstrahlung entfernt.

Aus Highschool- und Coming of Age-Fragmenten, die durchaus an die schriftstellerische Arbeit Stephen Kings erinnern, der seinen Namen erfolgreich aus den Credits dieser Fortsetzung streichen ließ[1], entwickelt sich die Geschichte entlang der Teenager Jeff, gespielt von dem durch TERMINATOR 2 – TAG DER ABRECHNUNG bekannt gewordenen Jungstar Edward Furlong, und Drew Gilbert (Jason McGuire). Beide sind auf ihre Art und Weise traumatisiert und versuchen, ihre jüngste Vergangenheit zu verarbeiten. Sowohl ihre aufkommende Freundschaft als auch innere Konflikte und emotionale Stränge entwickeln sich an unzureichender Oberfläche, die Glaubwürdigkeit, aber auch jegliche Art der Eindringlichkeit vermissen lässt. Selbst dann, wenn die Handlung folgenreiche Schritte wagt und Figuren konsequent aussortiert.




Friedhof der Kuscheltiere 2

Friedhof der Kuscheltiere 2 ©1992, 2022 Paramount Pictures

Friedhof der Möglichkeiten

Obwohl die Themen und die Eigenart des örtlichen Tierfriedhofes, aus denen selbst der Vorgänger nicht das Bestmögliche herausholen konnte, Stoff für vielschichtige und interessante Auseinandersetzungen mit dem Thema Tod und Verarbeitung eines traumatischen Erlebnisses hergeben würden, scheitert die Fortsetzung an einer packenden, tiefgreifenden Erzählung. Was davon bleibt, sind einerseits plumpe Versuche, Verlusterfahrungen aufzuarbeiten und zu bebildern und andererseits eine uninspirierte Untoten-Geschichte. Fehlende Tiefe und unwillkürliche Überspitzungen lassen FRIEDHOF DER KUSCHELTIERE 2 stellenweise zur eigenen Parodie verfallen.

Ausstattung und Maskerade bewahren den Film vor Vergessenheit und sind neben Clancy Browns Performance auch am ehesten hervorzuheben. Schockierend sind diese nach jahrelanger Bannung zwar nicht, aber für Retro-Splatter-Fans zumindest ein morbider Augenschmaus aus Kätzchenmassaker und einem Motorrad, welches mit den Vorderreifen tiefe blutgetränkte Furchen in einem Gesicht hinterlässt. Ob diese wenigen, aber sehr expliziten Szenen auf Dauer über eine ganze Reihe an Widersprüchlichkeiten und Ungereimtheiten, unfreiwillig alberne Kampfsequenzen oder gelegentliche Softporno-Elemente hinwegtäuschen können, ist fraglich.

Fazit

FRIEDHOF DER KUSCHELTIERE 2 ist grobschlächtig oberflächliches B-Horrorkino mit austauschbaren Figuren, unzureichend ausgearbeiteten Konflikten und explizit blutspritzenden Effekten. Lamberts zweite Bearbeitung des Stephen Kings Bestsellers kann sich weder durch das Wiederaufgreifen bekannter Thematiken noch durch eine wirkungsvolle Gruselatmosphäre oder die Dynamik seiner Figuren definieren. Ein nuancenloser Film, dem weder Splatter- noch gelegentlich furchteinflößende Schauspieleinlagen eine nachhaltige Wirksamkeit verleihen können und der heutzutage wohl nur noch mit einem gewissen trashigen Charme unterhalten kann.

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Quelle

[1] A look inside Hollywood and the movies. : KING’S KINGDOM : We Get It All the Way Up to the Mercedes Part – Los Angeles Times (latimes.com), abergerufen am 22.08.2022