Rezension
Mit verkaufswirksamen Film-Stories ist das wie mit eingängigen Songs: Es genügt schon eine kleine Variation, dann kann man die gleiche Leier immer wieder anhören. Zumindest scheint das die Ansicht Hanno Olderdissens. Seine konventionelle Mischung aus Buddy-Comedy und Brüder-Drama GANZER HALBER BRUDER setzt nicht nur musikalische auf Repetition. Ganzer optimistischer Oldie „Sunny“, der in mehr als einem halben Dutzend Cover-Versionen auf dem Soundtrack rauf und runter läuft, wirkt wie eine Popkultur-Parallele zum Plot. Jener bemüht einmal mehr die filmische Trope des inspirierenden Neurodiversen, der einem abgeklärten Protagonisten eine positive Perspektive auf das Leben eröffnet. In dem Fall dem korrupten Immobilienmakler Thomas (Christoph Maria Herbst).
Letzter kommt geradewegs aus dem Gefängnis, wo er wegen unlauterer Geschäfte saß, in das Leben seines bis dahin unbekannten Halbbruders Roland (Nico Randel). Der vom Down-Syndrom betroffene Amateur-Bodybuilder hat lebenslanges Wohnrecht in dem Einfamilienheim, das Thomas von seiner komatösen Mutter geerbt hat. Beide sind zu Beginn wenig begeistert von ihrem Familienzuwachs. Dass sich das bald ändert, ist genauso vorhersehbar wie das Happy End. Das ist obligatorisch für das warmherzige und reichlich weltfremde Wohlfühlen-Kino, das Clemente Fernandez-Gil mit ernüchternder dramatischer Didaktik bedient. Gerade weil der Drehbuchautor selbst einen Sohn mit Down-Syndrom hat, hätte man mehr Mut zu Realismus und Regelbrüchen erhofft.
![Eine Person mit einem schwarzen T-Shirt hält ein Mikrofon in der rechten Hand. Die Haare sind lang, blond und stachelig frisiert. Im Hintergrund sind unscharfe bunte Lichter zu sehen, die eine festliche Atmosphäre erzeugen [erstellt mit KI]](https://riecks-filmkritiken.de/wp-content/uploads/2025/10/03_Ganzer_halber_Bruder-1400x587.webp)
Ganzer halber Bruder ©2025 Neue Schönhauser | Wild Bunch Germany
Fazit
Als Schauspiel-Vehikel für Christoph Maria Herbst, der seine Sache mechanisch, aber mittelmäßig zufriedenstellend macht, funktioniert Hanno Olderdissens schablonenhafte Fließband-Familienkomödie einigermaßen. Zwar signalisiert die Besetzung Nico Randels einen Schritt zu darstellerischer Diversität und narrativer Authentizität, doch das wirkt vor allem kosmetisch angesichts der Klischeehaftigkeit seines Leinwand-Charakters. Die platten Gags markieren die ermüdende Einfallslosigkeit der harmoniestrebenden Handlung. Darin ist Sesede Terziyan als engagierte Betreuerin dramaturgisches Instrument und lebensfernes Ideal sozialstaatlicher Kontrolle. An Chemie zwischen den Hauptcharakteren mangelt es ebenso wie an Tempo und Twists. Das redundante Resultat ist konfliktscheues Konventionskino für alle, die lieber zehnmal den gleichen Song hören als einmal etwas Neues.
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| Originaltitel | Ganzer halber Bruder |
| Kinostart | 18.9.2025 |
| Länge: | 102 minuten |
| Produktionsland | Germany |
| Genre: | Drama | Komödie |
| Regie | Hanno Olderdissen |
| Producer | Silvie Nohr | Boris Schönfelder |
| Kamera | Carol Burandt von Kameke |
| Musik | Roman Vinuesa | Tobias Wagner |
| Cast | Christoph Maria Herbst, Nicolas Randel, Sesede Terziyan, Michael Ostrowski, Tristan Seith, Tanja Schleiff, Rudolf Kowalski, Martin Brambach, Anja Herden, Enno Kalisch, Cem Bingöl, Antje Mairich, Roxana Samadi, Doreen Nixdorf, Julia Schmitt |
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![Zwei Männer liegen nebeneinander auf einem Bett mit gemusterten Bettlaken und mehreren Kissen. Der Mann links trägt einen dunklen Anzug mit weißem Hemd und einem Einstecktuch, der Mann rechts ein dunkelrotes Poloshirt und Jeans. Beide haben die Arme entspannt auf dem Bauch verschränkt. [erstellt mit KI]](https://riecks-filmkritiken.de/wp-content/uploads/2025/10/02_Ganzer_halber_Bruder.webp)

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