Rezension
Liebesgefühle schweben in Gondeln über das Tal, pendeln gemächlich auf und ab und treffen in erster Linie durch neckische Blicke aufeinander. Blicke, die sich die beiden jungen Seilbahn-Schaffnerinnen immer dann zuwerfen, wenn sich ihre entgegengesetzt fahrenden Gondeln mehrmals am Tag auf halber Strecke passieren. Ihre kitschig-märchenhafte Liebesgeschichte ist wie alles andere in Veit Helmers neusten Spielfilm fraglich verträumt und ganz ohne Worte erzählt. An deren Stelle sprechen blumige Bilder, Akkordeonmusik und überdeutliche Mimiken und Gesten.
In kleinen, schrulligen Episoden treffen die Figuren wieder und wieder aufeinander, bis das gemeinsame Glück unausweichlich ist. Das gilt nicht nur für die jungen Frauen, die einander ihren schnöden, durchgetakteten Alltag durch distanzierte Begegnungen auflockern, sondern auch für die kindlichen Nebenfiguren. Beide Liebesgeschichten und die eigentümlichen, gegenüber modernen Elementen theatralisch-rückschrittlichen Skizzen des georgischen Dorfes verbindet die unaufgeregte wie naive Erzählweise zu einem sanften Scharade-Märchen, welches, trotz charmanter Pantomime-Einlagen, einige Worte, zumindest aber mutigere Bilder bereichert hätten.
Klare Charakter-Konstellationen festigen die schablonenhaften Figuren und deren zwischenmenschlichen Entwicklungen, die die visuell und erzählerisch auferlegte Schlichtheit und Künstlichkeit gar nicht zu überwinden versuchen. Diese lösen GONDOLA von einem festgelegten Ort, einer bestimmten Zeit und scheinbar auch von der Verantwortung, sich mit der queeren Liebesgeschichte in Bezug auf das Entstehungsland des Films ernsthaft auseinanderzusetzen. Dass die Anfeindung, Bedrohung und anhaltender Tabuisierung queeren Lebens in Georgien, Produktions- und Handlungsland des Films, konsequent ausgeblendet werden, hinterlässt bei aller Unbedarftheit und harmlos-kitschigen Inszenierung einen faden Beigeschmack.
Der Flucht aus den Gondeln lässt sich im übertragenen Sinne zwar ein Ausweg aus einer traditionellen, durch die Gondelfahrten definierten und von der Gesellschaft abgeschiedenen Welt andichten, vertieft wird jene Symbolik aber kaum. Stattdessen gerät der Film in eine trotz aller Kürze repetitive Erzählweise, die schneller abgenutzt ist, als seine in die Jahre gekommene Hauptattraktion.
Fazit
Ähnlich gemächlich wie die Gondeln ihrer nächsten Station entgegenfahren, inszeniert Veit Helmer in GONDOLA ein gekünsteltes, romantisches Pop-Up-Märchen mit schablonenhaften Figuren und harm-, aber nicht bedenkenloser Handlung.
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Originaltitel | Gondola |
Kinostart | 7.3.2024 |
Länge: | 83 minuten |
Produktionsland | Georgia |
Genre: | Drama |
Regie | Veit Helmer |
Producer | Tsiako Abesadze | Noshre Chkhaidze | Veit Helmer |
Kamera | Goga Devdariani |
Cast | Mathilde Irrmann, Nini Soselia, Zuka Papuashvili, Naira Chichinadze, Vachagan Papovian, Luka Tsetskladze, Elene Shavadze, Darejan Geperidze, Nino Pachkoria, Peride Kalandia |
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