Review Fakten + Credits


Darum geht es
Infinity Pool Filmstill

Infinity Pool ©2023 Universal Pictures

James und Em verbringen ein gemeinsamen Urlaub in einem Luxusressort. Als sie dieses für einen kurzen Abstecher mit neu kennengelernten Freunden verlassen, kommt es zu einem tragischen Unfall. Plötzlich muss sich James vor der Staatsgewalt Li Tolqas verantworten und wird zur Buße für seine Straftat vor eine ungewöhnliche Wahl gestellt.

Rezension

Drei Jahre nachdem sein letzter Science Fiction-Thriller POSSESSOR auf dem 36. Sundance Film Festival Premiere feierte, kehrt Brandon Cronenberg mit einer weiteren düsteren Vision in die Kinos zurück. Wahnsinn und Schrecken, die bereits das Werk seines Vaters prägten, verbergen sich in INFINITY POOL gleich in verschiedenerlei Hinsicht. Sowohl im genrebasierten, vor expliziten Gewaltszenen nicht zurückschreckenden Gedankenexperiment als auch in der zugespitzten Porträtierung eines elitären Milieus, dessen Gestalt und Perversionen der im Rahmen der Berlinale aufgeführte Horrorthriller kompromissloser offenlegt als Mark Mylods THE MENU oder Ruben Östlunds TRIANGLE OF SADNESS.

Infinity Pool Filmstill

Infinity Pool ©2023 Universal Pictures

Fernab ihres luxuriösen Ferienressorts erwartet die ihren Wohlstand auskostenden Gäste eine konträre Welt, deren zaghaftes und simples Worldbuilding diskriminierende Konstruktionen und Klischees verarbeitet und zugleich den privilegierten Handlungen und Entscheidungen der häufig oberflächlichen Figuren drastische Dimensionen verleiht. Abgearbeitet wird sich an deren vielerlei menschenverachtenden Einstellungen und Aktionen, die in einer skrupellosen Gruppierung verhängnisvolle wie wendungsreiche Ausmaße annehmen. So wenig zurückhaltend, wie INFINITY POOL die widermenschlichen Strukturen des vermeintlichen Ferienidylls und der fiktiven Staatsgewalt zeigt, so wenig Zurückhaltung gilt den Darsteller*innen und Figuren (allen voran der von Mia Goth gespielten Gabi), deren Auftreten die karikaturhaften Figurenzeichnungen im letzten Drittel bis an den Rand der Lächerlichkeit ausreizen.

Beginn einer blutroten Regenzeit

Schnell ist das eigentliche Anliegen des von Alexander Skarsgård (THE NORTHMAN, GODZILLA VS. KONG) unvertraut blass gespielten Hauptcharakters verflogen. Zu reißerisch ist der Sog der einflussreichen Miturlauber*innen, deren Fokussierung die Bewohner*innen der fiktiven Insel und die gesellschaftliche Dimension Li Tolqas nahezu ausblendet oder degradiert. Zu groß ist auch der Sog des dystopischen Ablass- und Verdopplungsmechanismus, welcher Kernthemen der Science-Fiction in die grob geschnitzte Handlung einarbeitet, ohne sie jedoch vordergründig auszuarbeiten. Die Möglichkeiten dieser Genrefragmente nur in Ansätzen ausnutzend, verläuft sich der zunehmend bizarrer werdenden Ausflug in einem unebenen, seine eindeutige Richtung suchenden letzten Akt. Bis dahin hält INFINITY POOL weder seine Explizität, noch den Einsatz von Kunstblut und diversen anderen Körperflüssigkeiten versteckt, driftet nach der Einnahme von Drogen gar in halluzinogene Bilderströme.

Infinity Pool Filmstill

Infinity Pool ©2023 Universal Pictures

Es scheint, als habe Brandon Cronenberg nach seinem eher geerdet und kühl inszenierten POSSESSOR ein Stück seiner Reife abgegeben und zudem tonale Entwicklungen zur pechschwarzen Komödie und Satire unternommen. Zwar spitzt sich die Handlung wiederholend zum Thriller und Anleihen an Klassiker David Cronenbergs schleichen sich ein, doch in übereiferten Figurenzeichnungen und konstruierten Irrungen erschöpft der mit routinierter Kameraarbeit eingefangene und von einem eindringlichen Soundtrack wie ausdrucksvoller Farbsprache unterstützte Horrortrip selten das Potential und die Ernsthaftigkeit einiger Themenkomplexe.

FazitStilisierter Negativfilm mit roter Ziffer 6

Wenige Spielminuten vergehen und die Kamera in Brandon Cronenbergs INFINITY POOL steht Kopf. Wogegen sich die Perspektive schnell wieder gerade rückt, zieht die Handlung die Protagonist*innen tiefer in die Thriller und Satire vermengende Groteske hinein. Ein blutbesudelter, im letzten Akt nach Stringenz suchender und einige Facetten seiner Prämisse nur zaghaft ausspielender Ausflug in die Ferien-Gefilde eines fiktiven Inselstaates.

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