Originaltitel: Tayna pechati drakona
DVD/Blu-ray – Release: 27.05.2021
Länge: ca. 120 Minuten
Produktionsland: China | Russland
Regie: Oleg Stepchenko
Schauspieler:innen: Jason Flemyng | Jackie Chan | Xingtong Yao
Genre: Fantasy | Abenteuer | Action
Verleih: Koch Films
Sieben Jahre nach seinem ersten Auftritt kehrt der englische Kartenzeichner Jonathan Green auf die deutschen Bildschirme zurück. Nachdem er sich im russischen Vorgängerfilm FÜRST DER DÄMONEN durch die waldigen und düsteren Gebiete Transsylvaniens geschlagen und den Kampf mit finsteren Dämonen auf sich genommen hat, verschlägt es ihn nun in die weite Welt. Die Regie dieses Sequels übernahm erneut Oleg Stepchenko und auch im Cast dieser russisch-chinesisch Koproduktion trifft man mit Jason Flemyng, Anna Churina und auch Charles Dance als grantiger Großvater auf bekannte Gesichter. Aber auch wer von den Figuren und Hintergründen aus Teil 1 keinen blassen Schimmer hat, kann auf eigene Gefahr in den zweiten Teil schalten. Denn im Grunde ist all das egal, die Dämonen aus dem Vorgänger existieren nur noch ganz am Rande, der englische Kartenzeichner nur noch sehr sporadisch, sein Beruf ist sowieso irrelevant. Stattdessen ist auch dieser Film wieder mit etlichen Storyelementen überfrachtet und einige Fehler des ersten Teils werden auf die Spitze getrieben. Immerhin hat man mit Arnold Schwarzenegger und Jackie Chan zwei Ikone des Actionkinos mit an Bord, die zwar keinen überragenden Auftritt liefern, aber immerhin für mehr als nur eine Szene am Set gewesen waren. Alles andere ist ein kruder Strudel aus merkwürdigen Effekten und seltsamen Storyfragmenten, aber lest selbst.
DARUM GEHT ES…
Den Inhalt von IRON MASK zusammenzufassen, ist wahrscheinlich noch schwieriger, als den kompletten Film durchzustehen, ohne einmal die Augen zu verdrehen oder die Hände über dem Kopf zusammenzuschlagen. Im Grunde findet man etliche Versatzstücke anderer großer Filme, Legenden oder Geschichten, unter anderem die Geschichte rundum den Mann hinter der eisernen Maske, der aber nur ganz am Rand vorkommt. Abseits dessen gibt es noch einen Prinzessinnentausch, eine Minirevolution und weil der Film sich krampfhaft chinesischer Mythologie bedienen wollte, natürlich eine Drachengeschichte. In all dem stolpert der Kartenzeichner umher, Arnold Schwarzenegger kloppt sich mit Jackie Chan im Tower of London und letztendlich gibt es in China noch roboterähnliche Wesen, die Blitze schießen können und Telikenese beherrschen. Ja, ich habe viele Fragen.
DUELL DER GIGANTEN
Warum man sich dabei nicht auf eine einzelne Geschichte konzentriert, und stattdessen viele Mythologien und Legenden unglücklich miteinander vermischt, ist wahrscheinlich die Kernfrage. Vom Mann mit der eisernen Maske gab es schon die ein oder andere Verfilmung, Geschichten einer unterjochten Stadt sowieso zuhauf und auch Drachen sind für ein Genrepublikum keine Neuhheit. Zusammengefasst und herunter gedampft bleibt ein merkwürdiger, filmischer Flickenteppich, der sich obendrein als Fortsetzung eines ohnehin schon durchlöcherten Vorgängers probiert. Die Charaktere und Handlungen aus dem vorherigen Teil sind dabei bis auf ihren Namen irrelevant, so irrelevant, das Jonathan Greens Handlungsstrang erst nach einem Drittel so richtig ins Rollen kommt.
Davor sind es vor allem zwei Storyelemente, die den Film dominieren: Anna Churina als Lady Dudley und das hoch angepriesene Aufeinandertreffen zweier Actionhelden. Was als Blickfang und Marketingstrategie schon im Trailer zu erkennen war, spielt man im ersten Drittel des Filmes auch gleich aus: man beschwört einen Kampf zwischen Schwarzenegger und Chan herauf, der zwar durchaus unterhaltsam anzusehen ist, aber von der Action und der körperlichen Performance trotzdem nicht richtig zünden will. Vielleicht liegt es daran, dass man krampfhaft versucht, das Aufeinandertreffen der beiden Giganten auszuwalzen, in dem man deren Auseinandersetzung durch belanglose Schnitte zu einer Verfolgungsjagd und dergleichen in die Länge zieht. Zum Trost bekommen Fans während des Kampfes ein paar lockere Sprüche und etwas Witz um die Ohren geschlagen, den winzigen Höhepunkt des Films stellt die Konfrontation aufgrund der namhaften Kontrahenten sowieso schon dar. Doch kaum ist der Kampf zu Ende, lässt man sie auch ziemlich schnell fallen, denn der eigentliche Kern des Films beschäftigt sich, dem englischen Titel zufolge, immer noch mit „Der Reise nach China“.
VERWIRRUNG UND ANDERE KATASTROPHEN
Die Geschehnisse in China kommen jedoch auch nicht über altbekannte Storyverschnitte hinaus und spätestens wenn sich viele vorhersehbare Twists und noch krudere Fantasyelemente einmischen, ist man gut daran getan, die ganze Sache nicht weiter in Frage zu stellen. Das könnte auch gut funktionieren, gäbe es nicht allerhand Dinge, die über die Handlung hinaus für Stirnrunzeln sorgen.
Die Kostüme und Sets sind zwar an sich recht hübsch, gerade wenn man sich mit dem Adel Russlands als süffisante Kostümparodie gibt, aber vieles wirkt auch hier unausgegoren und wie Überbleibsel anderer Filme. Hinzukommen computergenerierte Effekte, die von anschaubar bis katastrophal reichen und vor allem im Wechselspiel mit realistischen Sets mehr als deutlich auffallen. Ebenso wie die Lichtsetzung, bei der Hintergründe oftmals ganz anders beleuchtet sind, als der Vordergrund, und so manchmal die Sonne scheint, obwohl der Himmel eigentlich lückenlos bewölkt ist. Den trashigen Charakter seiner Handlung unterstreicht der Film also auch in seiner Optik, obwohl der Produktionsaufwand schon deutlich mächtiger und beachtlicher als bei vielen anderen Filmen ist.
Selbst Fans des ersten Teils, der einen deutlich höheren Grusel- und Monsteranteil hatte, dürften von der unausgegorenen Fortsetzung vermutlich enttäuscht sein. Aber auch jeder andere Fan eines Genres könnte mit der halbherzigen und lieblosen Wiederaufwärmung von Abenteuer-, Comedy-, Fantasyfilmelementen nicht zufrieden sein, dafür gehen die eigentlichen Ambitionen der Geschichte in Chaos und unter großem Spektakel unter. Dass Teil 3, TRAVEL TO INDIA, schon für nächstes Jahr in den Startlöchern steht, gibt einerseits zu bedenken und besonders zu trauern, dass nun nach China auch die indische Mythologie generisch zu einem Einheitsbrei gerührt wird.
FAZIT
Ein Film, den es nicht braucht, der nichts aus seinen Versatzstücken macht, außer sie in einer Reihe kruder Entwicklungen und mit ordentlich CGI-Kleister zu verbinden und ein Film, der nicht mal in seiner Absurdität sonderlich viel Unterhaltungswert bietet. Der Produktionsaufwand ist gigantisch, herauskommt ein liebloses und chaotisches Stück Film, über das selbst Charaktere und Schauspieler manchmal den Überblick verloren zu haben scheinen. Immerhin sind es Arnold Schwarzenegger und Jackie Chan, die noch erhobenen Hauptes mit diesem Film gegen die Wand fahren, denn ihr Aufeinandertreffen bewahrt den Film vor der vollkommenen Bedeutungslosigkeit.
Schauspieler:in | Rolle |
Jason Flemyng | Jonathan Green |
Xingtong Yao | Cheng Lan |
Jackie Chan | Meister |
Arnold Schwarzenegger | James Hook |
Anna Churina | Frau Dudley |
Yuri Kolokolnikov | Peter der Große |
Rutger Hauer | Botschafter |
Li Ma | Hexe |
Pavel Volya | Menshikov |
Christopher Fairbank | Grey |
Yu Li | Schatzmeister |
Mengmeng Li | Li Hong |
Igor Zhizhikin | toter Kosake |
Igor Kistol | Kosake Sirko |
Aleksey Ogurtsov | Kosake Spirid |
Hinterlasse einen Kommentar