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Review Fakten + Credits


Darum geht es…

Nach 12 Jahres Pause heißt es wieder einmal: „Hi, my name is Johnny Knoxville and welcome to Jackass!“. Johnny Knoxville und seine Crew sind sich trotz fortgeschrittenen Alters nicht zu schade sich erneut auf eine Reihe von masochistischen Stunts und derbe Pranks einzulassen.

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Rezension

In den frühen 2000ern verbreitete sich eine kleine Show auf MTV wie ein Lauffeuer und begeisterte eine ganze Generation vornehmlich junger Männer mit waghalsigen Stunts, obszönen Gags und einer ordentlichen Portion Selbstironie. Die Rede ist natürlich von Jackass! Wer zu Zeiten der erfolgreichen MTV-Show herangewachsen ist, musste schon hinter dem Berg gelebt haben, um nicht mit Johnny Knoxville und seiner Gefolgschaft in Berührung gekommen zu sein. Mit Bam Margera, Steve-O, Dave England und Wee Man an seiner Seite erlangte der heute 51-jährige Amerikaner einen gigantischen Kultstatus, der ein gesamtes Jahrzehnt anhielt und die zwischenzeitlichen erwachsenen Fans auch heute noch mit einem Lächeln darauf zurückblicken lässt. Das ansteckende Gefühl von Anarchie, Zügellosigkeit und Freundschaft animierte viele Jugendliche auf der ganzen Welt, aller Warnungen zum Trotze, selbst die Videokamera anzuwerfen, um ihren Vorbildern nachzueifern. Ein Phänomen, das erst durch den Hype um die Social-Media-Plattform TikTok reproduziert werden konnte. Das selbstproduzierte Stunt-Video ist die TikTok Dance Challenge der Generation Y. Nach einer 12-jährigen Pause melden sich die Jungs und zwischenzeitlich auch Mädels von Jackass nun mit ihrem bereits vierten Kinofilm zurück und bringen mit JACKASS FOREVER wieder pubertären Wahnsinn auf die Leinwand.

Jackass Forever

Jackass Forever ©2022 Paramount Pictures

Die Haare sind ergraut und das schmerzverzerrte Gesicht von Falten zerfurcht – doch das ist noch lange kein Grund dafür, die müden alten Knochen zu schonen. Ganz im Gegenteil: Jackass ist zurück! Wer gedacht hätte die chronische Selbstzerstörung und das omnipräsente Entblößen von männlichen Geschlechtsteilen wäre nur eine Phase und verwächst sich mit dem voranschreitenden Lebensalter, hat sich gewaltig getäuscht. Jetzt sind sie also wieder hier – eine Gruppe von Männern mittleren Alters, um sich erneut so richtig kaputtzumachen. Dabei haben Johnny Knoxville und seine Kollegen eine Odyssee an Verletzungen hinter sich. Angefangen bei unzähligen Prellungen und Frakturen, bis hin zum Penisbruch bei einem missglückten Motorradstunt, oder einer Hirnblutung nach einem unglücklichen Zusammentreffen mit einem ausgewachsenen wütenden Stier – wenn man es brechen kann, wird es auch gebrochen, wenn es bluten kann, wird es auch bluten! Ganz nach dem Motto „Schmerz ist Schwäche, die den Körper verlässt“. Den Spaß und die Freude daran scheinen sie jedoch nicht verloren zu haben – und das überträgt sich eins zu eins auf das voyeuristische Publikum.




Staffelübergabe an eine jüngere Generation

Geteiltes Leid ist bekanntlich halbes Leid. Neben prominenten Gäste aus der Welt des Films und der Musik, zu denen unter anderem die Rapper Tyler, the Creator und Machine Gun Kelly oder auch der Schauspieler Eric André zählen, bekommt das „alte“ Team rund um Knoxville und Steve-O jugendliche Unterstützung. Mit den Neuzugängen Poopies, Zach Holmes, Jasper, Rachel Wolfson und Eric Manaka hält nun auch endlich Diversität Einzug in die bislang einzig aus weißen Männern bestehende Jackass-Gruppe. Diese zeitgemäße Änderung fühlt sich aber nie gekünstelt oder erzwungen an, die Young-Stars fügen sich organisch in die alte Garde ein. Für den etwas später direkt auf Netflix erschienenen Blick hinter die Kulissen JACKASS 4.5 – ein Mix aus Deleted-Scenes, Interviews und Behind-the-Scenes-Material – ziert konsequenterweise dann noch die Regenbogenflagge das Poster. JACKASS FOREVER ist schließlich für alle da – auch wenn der Spaß sicherlich nicht jedermanns oder jederfraus Geschmack treffen wird.

Jackass Forever

Jackass Forever ©2022 Paramount Pictures

Auf zwei Publikumslieblinge müssen Jackass-Fans dann leider doch verzichten. Als Stammmitglied Ryan Dunn bei einem tragischen Verkehrsunfall im Jahr 2011 sein noch viel zu junges Leben verlor, war dies ein großer Schock für die gesamte Crew und die Fangemeinde. Auch wenn Dunn im „offiziellen“ Film nicht zu sehen ist, wird dem Verstorbenen im Abspann ein kleines Denkmal gesetzt – Ryan Dunn forever! Bam Margera, der in den letzten Jahren immer wieder wegen Drogenproblemen und psychischen Erkrankungen für Gesprächsstoff sorgte, ist beim vierten Kinoabenteuer ebenfalls nicht mit von der Partie. Die tolle Dynamik innerhalb der Crew ist dennoch unverändert spürbar. Bei all den Fäkalien, Körpersäften und Verletzungen steht der Spaß auch bei JACKASS FOREVER wieder im Vordergrund. Inmitten der Vielzahl von amüsanten Streichen und halsbrecherischen Mutproben ein klares Highlight herauszusuchen, fällt schwer. Die epische Eröffnungsszene mit einem zum Kaiju geschminkten Penis in einer Miniaturstadt, die sich plötzlich zum waschechten Action-Blockbuster transformiert, sollte dennoch hervorgehoben werden. Wer hier nicht lacht, kann direkt wieder abschalten – „besser“ wird’s nicht.

Penisfixierte Männer unter sich

Zwischen Atem anhalten, entsetzt die Hände vor das Gesicht schlagen und lautem Lachen bleibt kein Platz für Langeweile. Wer kichert, wenn sich Männer gegenseitig die Hoden zurechtrücken, mit Schweinesperma begießen oder von Profisportlern verschiedenster Disziplinen den Genitalbereich demolieren lassen – JACKASS FOREVER ist penisfixierter denn je – ist hier genau an der richtigen Adresse. So gemein und fies die gezeigten Aktionen auch sein mögen, sie werden nie auf Kosten Unbeteiligter gemacht und beschränken sich ausschließlich auf die Crew-Mitglieder. Den Umgang mit Tieren im Rahmen der Dreharbeiten zu JACKASS FOREVER sollte man jedoch kritisch hinterfragen. Schon vor dem Kinostart entbrannte eine Debatte um mutmaßliche Tierquälerei, die durch einen PETA-Artikel entfacht wurde. Von der kleinen Vogelspinne bis zum ausgewachsenen Stier gibt es diverse Szenen, in denen Tiere unfreiwillig in eine unangenehme Lage gebracht werden. Auch wenn dabei augenscheinlich nur die menschlichen Protagonist*innen zu Schaden kamen und die Szenen mit den Filmtieren von einem Tiertrainer beaufsichtigt wurden, sollte man die schweren Vorwürfe nicht einfach unter den Teppich kehren.

Jackass Forever

Jackass Forever ©2022 Paramount Pictures

Fazit

Mit JACKASS FOREVER erhält die ehemalige MTV-Show eine Frischzellenkur mit jungem unverbrauchtem Blut. Trotz des Einzugs von etwas Diversität, in die bis dato ausschließlich weiße, männliche Gruppe, bleibt alles beim Alten – und das ist auch gut so! Wer sich bei den ersten drei Kinofilmen vor Lachen schon kaum auf dem Kinosessel oder wahlweise dem heimischen Sofa halten konnte, wird auch mit dem vierten Teil seine helle Freude haben. Einzig der Umgang mit Tieren hinterlässt ein umgangssprachliches G‘schmäckle und sollte definitiv Erwähnung finden.

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