Review Fakten + Credits


La chimera

Veröffentlichung: 2023-10-12Genre: DramaLänge: 130 minutenBudget: $ 0
Übersicht

Gerade aus dem Gefängnis entlassen und immer noch auf der Suche nach seiner verstorbenen Geliebten Beniamina, trifft der zerknitterte englische Archäologe Arthur wieder auf seine unberechenbare Bande von Tombaroli-Komplizen - ein fröhliches Kollektiv von umherziehenden Grabräubern, die damit überleben, etruskische Gräber zu plündern und die ausgegrabenen antiken Schätze einzuzäunen. Arthur ist jedoch nicht an den Artefakten interessiert; er sucht nach einem legendären Tor zur Unterwelt und zu Beniamina.

Quelle: www.themoviedb.org

 

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Rezension

La chimera Filmstill

La chimera ©2023 Filmfestspiele von Cannes

Mythen, Märchen und Magischer Realismus vereint Alice Rohrwachers bezaubernder Wettbewerbsbeitrag zu einer visuell und narrativ gleichsam faszinierenden Film-Fabel. Deren Geschichte und Bilder sind so reich an verborgenen Facetten, jede mit einer den Interpretationsspielraum erweiternden Hintergrund-Historie, wie der Boden im ländlichen Italien. Dort buddeln der mürrische Hauptcharakter und seine kleinkriminellen Komplizen nach Antiquitäten, die sie an einen anonymen Hehler verscherbeln. Während seine karnevalesken Kumpane weltlichen Genüssen frönen, sucht der nach unfreiwilliger Abwesenheit zurückgekehrte Arthur (Josh O’Connor) nach seiner verlorenen Liebe Benjamina. Seine Streifzüge mit den pragmatischen Plünderern führen ihn auf Orpheus Spuren in eine etruskische Totenwelt, deren Geister irdischen Ansprüchen geopfert wird.

La chimera Filmstill

La chimera ©2023 Filmfestspiele von Cannes

Mit ob ihrer Schlichtheit umso wirkungsvolleren Effekten erzählt die Regisseurin von einer spukhaften Schönheit, deren Zerbrechlichkeit irdischen Augen nicht standhält. Fragen nach ideellen und materiellen Werten historischer Kulturgüter, nach individuellen und institutionellen Besitzansprüchen sowie der Ethik von Exhumierung weben sich in die tragische Romanze, in deren kauziges 80er-Jahre-Setting Nostalgie und Nekrophilie verschmelzen. Alles überschattet eine Aura vergangenen Grandeurs: die marode Villa von Benjaminas Mutter (Isabella Rossellini), die zusammengesuchten Alltagsrequisiten ihrer jungen Musikschülerin Italia (Carol Duarte), Arthurs schmutziger weißer Anzug. Der beschwört ein verblichenes weltmännisches Ideal und markiert ihn zugleich als Pierrot dieser cineastischen Chimäre aus Commedia dell’arte, Schelmenroman und antiker Tragödie.

Fazit

Die morbide Magie der Vergänglichkeit, die Sehnsucht nach dem Verlorenen und der universelle Wunsch, den Tod zu transzendieren – ob mit musealen, spirituellen oder kriminellen Mitteln – sind die komplexen Leitthemen Alice Rohrwachers letzten Teils ihrer toskanischen Trilogie. Der zärtliche Zauber klassischer Sagen und spätromantischer Spukgeschichten unterwandert den herben Neo-Realismus der Inszenierung. Deren Spiel mit Super-16, 35mm und 16mm-Format evoziert auch auf visueller Ebene die Titelkreatur, deren phantastische Form treffend das motivische Mosaiks versinnbildlicht.

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Review Fakten + Credits


Originaltitel La chimera
Kinostart 12.10.2023
Länge: 130 minuten
Produktionsland France
Genre: Drama | Fantasy | Komödie
Regie Alice Rohrwacher
Executive Producer Tom Quinn | Michael Weber | Eli Bush | Jeff Deutchman | Alessio Lazzareschi
Producer Carlo Cresto-Dina | Michela Pini | Pierre-François Piet | Gregory Gajos | Amel Soudani | Paolo Del Brocco | Olga Lamontanara | Alexandra Henochsberg | Olivier Père
Kamera Hélène Louvart
Visual Effects Rodolfo Migliari
Cast Josh O'Connor, Carol Duarte, Alba Rohrwacher, Isabella Rossellini, Vincenzo Nemolato, Lou Roy-Lecollinet, Giuliano Mantovani, Gian Piero Capretto, Melchiorre Pala, Ramona Fiorini, Luca Gargiullo, Yile Vianello, Barbara Chiesa, Elisabetta Perotto, Chiara Pazzaglia, Francesca Carrain, Luciano Vergaro, Carlo Tarmati, Valentino Santagati, Piero Crucitti

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