Lou ist ein neugieriger, junger sowie aufgeweckter Kater, der mit seinen Geschwistern und der Mutter auf einem Pariser Dachboden lebt und von dort aus die Welt entdecken will. Eines Tages sind die Kitten in Gefahr, da die Mutter auf der Jagd nach Beute vom Dach stürzt und verschwindet. Doch eine Rettung naht. Das junge Mädchen Clémence (Capucine Sainson-Fabresse) entdeckt und adoptiert ihn. Schnell lebt dieser sich bei ihr ein und tollt durch die Wohnung.
Doch Clémence und ihre Eltern entschließen sich dazu, Lou mit auf ihr Landhaus zu nehmen. Das ist für den kleinen Kater ein richtiges Paradies, da er die Natur aus erster Hand erlebt und neue Freunde kennen lernt. Es entsteht ein Dilemma, weil Lou in Freiheit leben will und die Familie sich entscheiden muss, ob sie auf die Tochter oder den Willen der Katze hört.
Review
LOU – ABENTEUER AUF SAMTPFOTEN ist ein französischer Familienfilm, der sich mit dem Erwachsenwerden als Kind beschäftigt und für diesen Vergleich den kleinen Kater Lou heranzieht. Das Publikum erlebt den Film durch seine Augen und soll ein Gespür für die Welt der Katzen bekommen und sich gleichzeitig daran erinnern, welche Verantwortungen mit dem älter werden auf einen zukommen.
Die gute Seele des Films
Das menschliche Highlight von LOU – ABENTEUER AUF SAMTPFOTEN ist definitiv Corinne Masiero, welche die Nachbarin im Wald spielt. Sie ist nicht nur der moralische Bezugspunkt der Zuschauenden, sondern schafft es neben dem Kater als Einzige eine Bindung zu diesen aufzubauen. Ihre lockere und freche Art ist charmant und es ist beruhigend, dass ihr Charakter, der nicht alles so verbissen und hektisch sieht, ins Zentrum gerückt wird.
Sie bringt den Kindern im Publikum bei, dass das älter werden zwar unvermeidlich ist und auch Verantwortungen mit sich bringt, aber nicht dafür sorgt, dass man keinen Spaß mehr haben darf. Es muss nicht immer die hohe Karriereleiter sein, ein einfaches und bescheidenes Leben, in dem man doch das Wichtigste – Freunde – hat, reicht vollkommen aus, um glücklich sein zu können. Eine Einstellung, die es öfter bräuchte.
Ein Kater als Hauptdarsteller
Jedoch kann Corinne Masiero in LOU – ABENTEUER AUF SAMTPFOTEN noch so charmant und sympathisch sein. Das wahre Highlight ist der namensgebende Kater, den das Publikum gleich von klein auf kennen lernt. Es macht Spaß, ihm beim Herumtollen zu beobachten und zu merken, wie er seine eigenen kleinen süßen Macken entwickelt. Er kann die Rezipienten für sich gewinnen und weiß dies auch definitiv zu nutzen.
Es ist schon faszinierend, dass ein Tier der größte und fast einzige emotionale Bezugspunkt für die Zusehenden ist. Mit ihm lachen wir, fiebern wir mit und weinen auch. Gerade, wenn Lou die große weite Welt in der Natur entdeckt, wird LOU – ABENTEUER AUF SAMTPFOTEN kurzzeitig sogar nervenzerreibend spannend, da der Kater den Gefahren der Wildnis ausgesetzt ist und mit diesen auskommen muss.
Besonders lustig wird es für Halter*innen von Katzen, wenn diese selbst anfangen, den Film zu schauen und sogar versuchen mit Lou zu kommunizieren. Also auch im Reich der kuscheligen Vierbeiner sammelt der charmante Kater Fans, die ihn lieben lernen.
Ein Film für Katzenfans?
Auf den ersten Blick verspricht der Film ein echtes Highlight für Fans von Katzen zu sein, da überraschenderweise auf die soziale Intelligenz von Katzen eingegangen wird. Lou merkt wie echte Katzen sehr schnell, wer ihm auf den ersten Blick gut tut und sucht sich in diesem Fall Capucine Sainson-Fabresse als Bezugsperson aus. Gleichzeitig zeigt LOU – ABENTEUER AUF SAMTPFOTEN auf, dass häusliche Veränderungen, wie eine Trennung auch eine stressige Belastung für Katzen sein kann.
Jedoch zeigt der Film auf den zweiten Blick erheblich falsche Umgänge und Erziehungsmethoden, die weder bei Menschen noch Tieren angewandt werden sollten. Es ist schade zu sehen, dass LOU – ABENTEUER AUF SAMTPFOTEN auf der einen Seite einen tiefen Einblick geben will und auf der anderen Seite viele Falsche Entscheidungen trifft, die verheerend sein können, da gerade kleine Kinder oft nicht zwischen richtig und falsch unterscheiden können und die Erziehungsmaßnahmen im Film als gegeben wahrnehmen.
Zudem werden Tiere sehr vermenschlicht. Das soll zwar dazu dienen, dass der Film den Kindern nähergebracht wird, schafft aber auch wieder ein falsches Bild. Tiere kommunizieren nun einmal anders als Menschen und es ist nichts Verwerfliches daran, das Kindern so beizubringen. Zudem gibt es auch andere Filme oder Dokumentationen über Tiere, die mit wenig Dialogen auskommen und trotzdem kindergerecht sind.
Die Tochter als „Antagonist“
Auch, wenn sie die zweite Hauptdarstellerin in LOU – ABENTEUER AUF SAMTPFOTEN ist, ist Capucine Sainson-Fabresse dem Publikum äußerst unsympathisch, da sie den Kater als ihr Eigentum, wie ein Kuscheltier behandelt und nicht wie ein Lebewesen, dem auf Augenhöhe begegnet werden sollte. Zudem sind ihre Erziehungsmethoden willkürlich und abstoßend. Katzen sind natürliche Jäger. Dieses Verhalten darf und soll nicht mit sozialer Isolation bestraft werden.
Ebenfalls ist es verwerflich, eine reine Hauskatze mit auf das Wochenendgrundstück in die freie Natur zu nehmen und dieser dort Freigang zu gewähren. Erstmal ist dieses ständige hin und her eine Belastung und dadurch kann die Katze sich schlecht an die Umgebung gewöhnen. Außerdem ist es moralisch verwerflich, einer Katze, die Natur gewohnt ist, den Zugang zu dieser zu verwehren. Es wundert, dass die Eltern der Protagonistin nicht eingreifen, aber diese machen sich in LOU – ABENTEUER AUF SAMTPFOTEN lieber durch Abwesenheit bemerkbar.
Fazit
LOU – ABENTEUER AUF SAMTPFOTEN verspricht durch den süßen kleinen Kater auf den ersten Blick einen Film für Katzenliebhandende, kann dieses Versprechen aber auf den zweiten Blick nicht einmal ansatzweise halten. Zu sehr lasten falsche Erziehungsmaßnahmen und ungerechte Behandlung gegenüber dem Kater auf dem Film. Diese Entscheidungen können Katzenbesitzer*innen sogar wütend werden lassen.
Diesen ist von dem Film daher leider abzuraten. Stattdessen könnten Halter*innen von Katzen die 83 Minuten des Films lieber damit nutzen, sich mit ihren eigenen kuscheligen Vierbeinern zu beschäftigen und diesen einen verspielten Nachmittag oder Abend zu bieten.
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Originaltitel | Mon chat et moi, la grande aventure de Rroû |
Kinostart | 5.4.2023 |
Länge: | 83 minuten |
Produktionsland | France |
Genre: | Abenteuer | Familie | Drama | Fantasy |
Regie | Guillaume Maidatchevsky |
Producer | Jean-Pierre Bailly | Stéphane Millière |
Kamera | Daniel Meyer |
Visual Effects | Rodrigue Lenain |
Musik | Julien Jaouen |
Cast | Capucine Sainson-Fabresse, Corinne Masiero, Nicolas Umbdenstock, Lucie Laurent, Juliette Gillis, Élia St-Pierre |
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