Meine wunderbar seltsame Woche mit Tess

FilmkritikIn KürzeDas sagen die Kollegen

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Originaltitel: Mijn bijzonder rare week met Tess
Kinostart: ursprünglich 23.04.2020 – zweiter Termin: 04.06.2020 – neuer Termin: 03.09.2020

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Die Kinderbuchautorin Anna Woltz ist in London geboren, wuchs aber in den Niederlanden auf. Dort begann sie bereits mit 17 Jahren erste Kinderbücher zu schreiben, die nur wenige Jahre später auch veröffentlicht wurden. Etwa alle ein bis zwei Jahre veröffentlicht sie seitdem immer wieder neue Werke mit recht unterschiedlichem Erfolg. „Mijn bijzonder rare week met Tess“ erschien 2013 als 17. Buch aus ihrer Feder und wurde zwei Jahre später auch in Deutschland unter dem Titel MEINE WUNDERBAR SELTSAME WOCHE MIT TESS veröffentlicht. Der zugehörige Film, der demnächst auf den Kinoleinwänden zu sehen sein wird, entspringt einer recht kleinen Produktionskultur, denn die Niederlande hat zwar ein paar nette kleine Filmperlen wie DOGVILLE, GANGS OF NEW YORK und STERBEN FÜR ANFÄNGER vorzuweisen, ist jedoch bei all diesen Werken immer nur als eins von vielen Produktionsländern beteiligt.

Darum geht es…

In dieser Geschichte geht es um den 12-jährigen Sam, der mit seinen Eltern und seinem Bruder einen Urlaub auf der niederländischen Insel Terschelling verbringt und gleich an seinem ersten Tag dort einem etwas ungewöhnlichen Mädchen begegnet, nachdem sich kurz zuvor sein Bruder das Bein bei einem unglücklichen Missgeschick gebrochen hat und nun über den vergebenen Urlaub klagt. Furchtbar aufgekratzt hat Tess den Plan gefasst ihren Vater kennen zu lernen und lockt dafür das Pärchen Hugo und Elise in das Ferienhaus – welches ihrer Mutter gehört – mittels eines kostenlosen Urlaubs. Für ihren Plan hat sie eine Woche Zeit und hat viel vor, um letztlich zu entscheiden, ob sie sich Hugo als Tochter offenbart oder nicht. Da kommt ihr die zufällige Bekanntschaft mit Sam sehr gelegen und gemeinsam erleben sie kleine Abenteuer, auf denen sie ihre bisherige Lebensweise Stück für Stück beginnen zu überdenken und ihre Zukunftspläne neu zu ordnen.

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Rezension

MEINE WUNDERBAR SELTSAME WOCHE MIT TESS ist eine nette, kleine und charmante Urlaubsgeschichte, die schon früh im Jahr das Fernweh aufquellen lässt. Dass die holländische Küste recht schöne Ecken hat, ist absolut kein Geheimnis und so werden dem Zuschauer immer wieder tolle Aufnahmen des Watts und des kleinen ländlichen Dörfchens gezeigt und ausstaffiert mit einer unterhaltsamen, wenn auch weitestgehend eher deprimierenden Abenteuergeschichte. Im Zentrum der Handlung steht zwar eigentlich der junge Sam, doch ist es manchmal schwer abzuwägen, ob nicht doch Josephine Arendsen als Tess die Hauptrolle spielt, da der Zuschauer letztlich fast mehr über sie erfährt als über das absonderliche Verhalten des Jungen.

Neben der Kennlerngeschichte des Vaters von Tess steht nämlich eine persönliche Selbstfindung von Sam, die ziemlich aus dem Nichts gegriffen scheint, denn zum Einen ist dieser Junge noch nicht im typischen Alter, in dem solch tiefsinnige philosophische Gedanken üblich sind, zum Anderen ist auch kein eindeutig erkennbarer Grund für eben jene abgedroschenen Ideen erkenntlich. Ihn verfolgt nämlich die Annahme, dass er irgendwann völlig alleine dastehen wird, da alle anderen Menschen vor ihm sterben. Aus diesem Grund beginnt er das Alleinsein zu üben und damit viel seiner Urlaubszeit zu verbringen, dies jedoch bewusst vor allen anderen geheim zu halten.

Einfallsloses Unverständnis

Das wohl größte Problem des Films ist mit Abstand die Synchronisation. Diese wirkt emotionslos aufgesetzt und schafft es nicht die Emotionen und Eigenarten der Figuren zu transportieren, insbesondere weil kaum Lippensynchronität existiert, was natürlich auch nicht leicht bei der holländischen Sprache ist. Dadurch wurde jedoch der Genuss streckenweise zu einer extremen Herausforderung und einem unattraktiven Filmgenuss, weshalb wohl eine OmU-Vorstellung deutlich sinnvoller wäre, auch wenn dies nicht Kindgerecht ist.

Ansonsten leidet MEINE WUNDERBAR SELTSAME WOCHE MIT TESS auch etwas an einer Überinszenierung sowie mageren schauspielerischen Darstellungen, die weitestgehend recht steif und nicht spontan wirken. Hier fehlt etwas die Würze zur schwunghaften Erzählung und Persönlichkeitsentwicklung der einzelnen Figuren, denn weitestgehend ist ziemlich genau erkennbar, was im Drehbuch stand und wie sich die Darsteller nun zu verhalten hätten. Dieser unflexible und improvisationslose Szenenzusammenschnitt schafft es dabei nur bedingt die Begeisterung hoch zu halten.

Kinderfilme gibt es wie Sand am Meer. Das sagt sich auch dieser, am Strand der Niederlande spielende, Jugend-Abenteuer-Film, der im Wesentlichen über eine Familienzusammenführung berichtet. Ohne Einwände zeigt dieses Werk eine unterhaltsame, kleine Geschichte in einer wunderschönen und herrlich anzusehenden Kulisse, die jedoch abgesehen davon leider nicht viel mehr zu bieten hat. Die Synchronisation ist mangelhaft hinsichtlich der Lippensynchronität und des Temperaments. Dadurch und durch die sehr steife und spontanitätslose Darstellung sowie eine teilweise recht deprimierende und nicht nachvollziehbare Nebenhandlung wird es zunehmend unattraktiver dem Handlungsstrang zu folgen, welcher zudem nur wenige, eigentlich sogar gar keine, Überraschungen zu bieten hat. Stupide runtererzählt wird aus einer ansprechenden Urlaubsgeschichte ein unspektakulär träges Reiseerlebnis, welches leider jegliche Gefühlsentwicklungen kalt lässt.

7,3 von 10 (Stand: 18.04.2020)