Triggerwarnung
Vorab gesagt, in MONSTER gibt es eine explizite Vergewaltigungsszene und weitere Szenen mit angedeuteter sexueller Gewalt. Der Film schönt hier nichts aus und stellt die Szenen direkt, ehrlich und erschreckend realistisch dar. Das Thema sexuelle Gewalt und die damit verbundene Hilflosigkeit zieht sich thematisch durch den ganzen Film. Wenn solche Themen ein Trigger für einen sind, sollte man den Film nicht schauen. Diese Themen werden sich ebenfalls in der Kritik wiederfinden.
Die echte Aileen Wuornos
Aileen Wuornos (1956 geboren) wurde schon in ihrer Kindheit als aufbrausendes Temperament beschrieben. Sie versuchte, sich regelmäßig das Leben zu nehmen, bekam daraufhin aber keine therapeutische Hilfe. Mit elf Jahren fing sie an, sich zu prostituieren und wurde mit 14 schwanger. Nach eigener Aussage geschah dies durch eine Vergewaltigung. Ihr Kind wurde nach Geburt sofort zur Adoption freigegeben. Sie schlug sich seitdem als prostituierte durch und tötete in den Jahren 1989 und 1990 nachweislich sechs Menschen, wofür sie angeklagt und zu Tode verurteilt wurde. Bei dem Prozess konzentrierte sich ihr Anwalt lieber darauf, ihre Story zu verkaufen, als ihr Urteil abzumildern und drängte sie, die Todesstrafe anzunehmen. Im Jahr 2002 wurde sie durch eine Injektion hingerichtet. Diese Hinrichtung ist bis heute umstritten, da ihre psychische Gesundheit angezweifelt wurde und ihr Therapeut ihr im Nachhinein eine Borderline- und dissoziale Persönlichkeitsstörung diagnostizierte.
Inhalt
Aileen Wuornos (gespielt von Charlize Theron) will sich umbringen, vorher aber noch die fünf Dollar ausgeben, die sie durch einen Blowjob bekommen hat, da dieser sonst gratis gewesen wäre. In einer Bar lernt sie die junge Selby (gespielt von Christina Ricci) kennen, die aufgrund ihrer Homosexualität bei ihrer Tante leben muss. Beide verlieben sich schnell ineinander und beschließen, sich ungestört in einem Motel wieder sehen zu wollen.
Um das Geld dafür zu organisieren, fängt Aileen wieder an, sich zu prostituieren. Dabei vergewaltigt sie ein Freier und ihr einziger Ausweg ist es, ihn zu töten. Auf den Geschmack gekommen fängt sie an, Jagd auf Freier zu machen, unter anderem um Selby und sich mit diesen Raubmorden finanziell über Wasser zu halten. Als Selby dies erfährt, droht ihre Beziehung zu scheitern.
Rezension
Basierend auf einer wahren Geschichte. Dieser Satz schmückt einige Filme und soll Zuschauer mit vorgetäuschter Ehrlichkeit in die Kinosäle locken. Dabei nehmen die Filme die wahre Geschichte meist nicht so genau, dichten vieles hinzu und lassen essenzielle Dinge teilweise auch weg, um ein gewisses Bild schaffen zu wollen. Dies ist auch bei MONSTER der Fall, wobei ein Blick auf den Lebenslauf der echten Aileen Wuornos reicht, um zu erkennen, dass diese Geschichte das nicht nötig hätte. Und doch lässt der Film wichtige Punkte ihres Lebens aus, wodurch ihre Gefühle und ihr Werdegang nicht komplett nachvollziehbar sind. Aileens Verzweiflung, die psychischen Erkrankungen und der Verrat ihres eigenen Anwalts für eine reißerische Story werden nicht thematisiert. Stattdessen wird von ihr ein Bild als mordlustiges Monster gezeichnet. Eine Aileen Wuornos, die so wahrscheinlich nicht existiert hat.
Abseits davon konzentriert sich der Film auf Charlize Theron, Cristina Ricci und deren Liebesbeziehung. Dabei ist die Geschichte um Christina Riccis Charakter interessanter. Sie muss sich gegen die religiöse und konservative Familie durchsetzen, dabei für sich selbst einstehen und erklären, dass ihre Homosexualität nicht verhandelbar ist. Die Konflikte mit ihrer Familie kommen jedoch zu kurz, es wird nur der interessant grobe Einblick gewährt und sich stattdessen viel mehr auf ihre Beziehung mit Charlize Theron konzentriert, in der sie aber untergeht.
Ein beeindruckendes Schauspiel
Charlize Therons Schauspiel ist klar das Highlight von MONSTER und es ist nachvollziehbar, dass sie für diese Leistung 2004 mit einem Oscar als beste Hauptdarstellerin ausgezeichnet wurde. Sie hat für den Film mehrere Kilo zugenommen und saß in einer aufwendigen Maske, in der sie schiefe Zähne und eine fleckige, gelbliche Haut bekommen hat. Sie ist optisch nicht mehr zu erkennen, eher mit dem klischeehaften Aussehen einer Hinterwäldlerin vergleichbar. Sie bewegt sich, als ob ihr eigener Körper ihr fremd wäre, wodurch sie unbeholfen und unschuldig wirkt.
Herausragend war ihr Spiel mit Mimik, Gestik und ihren Blicken. Charlize Theron zeigt das Wechselbad der Gefühle sowie den inneren Konflikt, der in ihr brodelt und schafft es somit, sie näher an einen zu bringen und sie mehr zu verstehen. Gerade, wenn sie Cristina Ricci ansieht, bekommt man das Gefühl, als ob Charlize Theron wirklich in Christina verliebt sei und es nicht schauspielert.
Das Schauspielen bekommt im Film noch eine tiefere Bedeutung, da sie dies als Prostituierte, die sich an Freiern rächen will, erlernen muss. Nachdem sie bei der Vergewaltigung und den sexuellen Übergriffen zuerst hilflos war, versucht sie nach und nach diesen Eindruck für ihre Opfer zu wahren und diese so in die Falle zu locken.
Eine beängstigend realistische Vergewaltigung
Die Vergewaltigung ist erschreckend realistisch und brutal inszeniert, wodurch sie gerade im Vergleich zu anderen weiblichen Rachefilmen keine sexuellen Fantasien zulässt. Es wird nichts verschönt, sondern die psychische und physische Verwundung gezeigt. Durch die Darstellung kann MONSTER eine (re)traumatisierende Wirkung haben.
Der Film arbeitet mit der Szene jedoch nicht wirklich. Es ist nicht ersichtlich, ob Charlize Theron aufgrund dieser Vergewaltigung allein auf Rachefeldzug gegen Freier geht, oder ob das Geld sie dazu animiert. Dieser Verdacht wird dadurch bekräftigt, dass diese Morde immer dann geschehen, wenn bei ihr und Cristina Ricci das Geld knapp wird. Hier wäre eine tiefgreifende Erklärung hilfreich gewesen.
Das Filmkorn ist fast zu greifen
MONSTER wurde auf analogen Film gedreht und das sieht man. Die Filmkörner scheinen zum Greifen nah und das Bild wirkt authentisch, nicht so künstlich und glatt, wie bei digitalen Filmkameras. Der Look ist eher rau und die Farbsättigung trist, wobei satte Farben, wie das Rot eines Bremslichtes zur Geltung kommen. Gerade das Straßenleben bei Nacht, wenn sich die Neonlichter in der nassen Straße spiegeln, ist ein Bild, an dem man sich nicht satt sehen kann.
Die Kameraarbeit erzeugt regelmäßig schöne und erschreckende Bilder, bleibt aber abseits dieser vereinzelten Ausbrüche ruhig und zeigt genau das, was notwendig ist. Der Soundtrack ist typisch für die 80er Jahre und erzeugt auch bei Menschen, die die Zeit nicht erlebt haben, nostalgische Gefühle. Bemerkenswert ist es, dass in emotionalen Szenen keine Musik zu hören ist und durch diese unangenehme Stille die Anspannung steigt. Man kann es kaum erwarten, dass man erlöst wird und in diesen Szenen etwas geschieht.
Fazit
MONSTER greift viele interessante Themen auf, traut sich aber nicht, diese zu einem klaren Ziel zu bringen. Der Film strahlt eher durch seine interessanten Bilder und eine Charlize Theron, die brillant spielt. Sie ist definitiv der Grund, warum man den Film sehen sollte, und ist das, was in Erinnerung bleibt.
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Originaltitel | Monster |
Kinostart | 24.12.2003 |
Länge: | 109 minuten |
Produktionsland | United States of America |
Genre: | Krimi | Drama |
Regie | Patty Jenkins |
Executive Producer | Andreas Grosch | Sammy Lee | Stewart Hall | Meagan Riley-Grant | Andreas Schmid |
Producer | Mark Damon | Brad Wyman | Donald Kushner | Clark Peterson | Charlize Theron | Brent Morris |
Kamera | Steven Bernstein |
Visual Effects | Christopher Dusendschon |
Musik | BT |
Cast | Charlize Theron, Christina Ricci, Bruce Dern, Lee Tergesen, Annie Corley, Pruitt Taylor Vince, Marco St. John, Marc Macaulay, Scott Wilson, Rus Blackwell, Tim Ware, Stephan Jones, Brett Rice, Kaitlin Riley, Cree Ivey, Catherine Mangan, Magdalena Manville, T. Robert Pigott, Romonda Shaver, Glenn R. Wilder |
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