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FSK 16

FSK 16 ©FSK

Originaltitel: Nuevo Orden
Kinostart: 22.10.2020
Länge: ca. 88 Minuten
Produktionsland: Mexiko | Frankreich
Regie: Michel Franco
Schauspieler:innen: Naian Gonzáles Norvind | Fernando Cuautle | Diego Boneta
Genre: Drama | Thriller
Verleih: Ascot Elite Filmverleih

New Order - Die neue Weltordnung

New Order – Die neue Weltordnung ©2021 Ascot Elite Filmverleih

„NEW ORDER ist der diesjährige PARASITE“, so schreibt die Zeitung El Mundo. Dieses Zitat nimmt der Film, um damit selbstbewusst zu werben. Doch was bedeutet es wie PARASITE zu sein? Der koreanische Film hat bei der Oscar-Verleihung im Jahr 2020 den Preis für den besten Film und den besten fremdsprachigen Film erhalten, damit handelt es sich um den ersten, der in der Geschichte der Preisverleihung beide Preise erhalten hat. Bong Joon-ho hat mit seinem Film auf die Klassenunterschiede in Südkorea aufmerksam gemacht und ein intensives Sozialdrama geschaffen, dass sowohl Kritiker als auch Publikum begeistern konnte. Etwas ähnliches versucht der mexikanische Regisseur Michel Franco mit seinem Film NEW ORDER. Auch hier werden uns die sozialen Unterschiede in Mexiko gezeigt. Dafür wurde der Film mit dem Silbernen Löwen bei den Filmfestspielen von Venedig ausgezeichnet. In meinem Text könnt ihr lesen, ob es dem Filmemacher gelungen ist eine geschickte Sozialstudie zu inszenieren, oder ob er bei dem Versuch gescheitert ist.

Darum geht es…

Heute ist Mariannes (Naian Gonzáles Norvind) Hochzeitstag. Sie ist die Tochter einer wohlhabenden Familie und so wird die Feier in der eigenen Villa abgehalten. Alles was in Mexiko-Stadt Rang und Namen hat wurde eingeladen, bei solchen Anlässen kommt es immerhin zu den besten Geschäften. Marianne und ihr zukünftiger Ehemann Alan (Dario Yazbek Bernal) warten allerdings noch auf die Standesbeamte, sie steckt im Verkehr. Aktuell ist es schwierig durch die Stadt zu kommen, da Demonstranten die wichtigsten Straßen blockieren. Die ärmsten Menschen der Stadt protestieren gegen die Ungleichheit, sie haben es satt, dass die Schere zwischen Arm und reich immer weiter auseinandergeht. Zu allem Überfluss taucht auf der Hochzeit ein ehemaliger Mitarbeiter der Familie auf und bettelt um Geld. Seine Frau sei schwerkrank und wegen der vielen Verletzten bekommen sie keinen Platz im öffentlichen Krankenhaus, sie müssen in eine Privatklinik und brauchen dafür Geld. So beschließt die Braut dem alten Mann zu helfen und verlässt ihre eigene Feier. Was sie nicht ahnt, kurze Zeit später soll die Feier von den Protestierenden gestürmt werden und es kommt zu einer brutalen Auseinandersetzung.

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Rezension

Während des Schauens von NEW ORDER wird zu Beginn klar, wie der Vergleich zu PARASITE zustande kommt. Wir betrachten sowohl eine sehr reiche Familie, die in einer Villa wohnt, auf der anderen Seite begleiten wir aber auch arme Menschen, die für diese Familie arbeiten. Wo Bong Joon-ho einen feinfühligen Film über soziale Ungleichheit geschaffen hat, ist der Film von Michel Franco höchstens eine plumpe Kopie. Es ist erschreckend, dass dieser Film bei den Festspielen von Venedig überhaupt einen Preis gewonnen hat und fast Kandidat für den besten fremdsprachigen Film bei den Oscars geworden wäre. Bevor ich jetzt auf die negativen Aspekte des Films eingehe möchte ich einige positive Punkte hervorheben, denn es ist bei Weitem nicht alles schlecht.

New Order - Die neue Weltordnung

New Order – Die neue Weltordnung ©2021 Ascot Elite Filmverleih

Grundsätzlich muss man sagen, dass NEW ORDER wahnsinnig gut in Szene gesetzt wurde. Der Film beginnt mit der Hochzeitsfeier, bei der wir mehrere Charaktere begleiten, die nervös durch die vielen Räume der Villa huschen. Zuerst sehen wir die Mutter von Marianne, für die es ein Bedürfnis ist, dass alles auf der Party perfekt ist. Die Feier dient nicht nur dazu die Tochter zu vermählen, sie ist ebenfalls dazu da den eigenen Stand zu zementieren und die Gäste zu beeindrucken. Wir begleiten hier Figuren, die für gewöhnlich als selbstbewusste Macher gezeigt werden, sich aber nun vor höherrangigen Bücken. Gerade in den Szenen, in denen die verschiedenen Reichen miteinander interagieren entstehen einige der besten Szenen im Film. Franco schafft es dabei die Emotionen seiner Figuren einzufangen und durch geschickte Kameraarbeit auf uns zu übertragen. Bei der Hochzeitsfeier haben wir kein Gefühl von Leichtigkeit und Lebensfreude, wie es auf einer Party sein sollte, stattdessen spüren wir die diffuse Nervosität der Mutter, wenn sie hektisch durch die Feiernden huscht.

New Order - Die neue Weltordnung

New Order – Die neue Weltordnung ©2021 Ascot Elite Filmverleih

Eine billige Parasite-Kopie?

Darüber hinaus sehen wir eine völlig verwüstete Stadt. Die Demonstrierenden haben die Straßen in Schutt und Asche gelegt, überall liegen Trümmer, zerrissene Transparente und es fühlt sich an, als hätte es hier gerade Auseinandersetzungen gegeben. Solche Szenen werden uns wie chaotische Stillleben präsentiert, wir werden mit den Bildern für mehrere Sekunden zurückgelassen und sie bekommen Zeit zum Atmen. Wir beginnen uns auszumalen, was hier Schreckliches vorgefallen sein muss. Wie in einem guten Horrorfilm entstehen so einige der schlimmsten Bilder in unseren Köpfen.

New Order - Die neue Weltordnung

New Order – Die neue Weltordnung ©2021 Ascot Elite Filmverleih

Zusätzlich bekommen wir hier einige sehr gute schauspielerische Leistungen zu sehen, insbesondere von Naian Gonzáles Norvind. Die Schauspielerin gibt ihrer Figur sehr viel Emotion, von der Freude auf ihrer Hochzeit, bis zur puren Angst und Verzweiflung. Was den Film so problematisch macht, ist dass wir hier fast nur die Reichen und Schönen von Mexiko-Stadt begleiten. Wir sehen, wie sie mit der Polizei und dem Militär kooperieren, um sich so aus gefährlichen Situationen zu befreien. So fühlt sich NEW ORDER über lange Strecken sehr patriotisch und nationalistisch an. Die Demonstrierenden bekommen hingegen keine Zeit im Film, die sozial Schwachen, die wir sehen stehen ebenfalls eher auf der Seite der Reichen, weil sie für die Familien arbeiten. Es gibt aber keine Erklärung, was zu den Protesten geführt hat und warum es die Menschen in der Stadt satthaben. Sie werden als brutaler wütender Mob inszeniert, als gesichtslose Masse, der es nur um Gewalt geht. So kommt es im Film zu einer expliziten Szene, in der es zu sexueller Gewalt gegen eine reiche Frau in Geiselhaft kommt. Es bleibt auch hier im Unklaren, worum es den Entführern geht, wodurch die ganze Szene überflüssig ist. So entsteht der Eindruck, als wäre die einzige Intention des Regisseurs auf eine möglichst brutale Art zu schocken.

Es ist fragwürdig, ob das die Absicht des Regisseurs war, mit NEW ORDER vermittelt er aber den Eindruck, als wären die sozial schwachen in Mexiko einfach ein brutaler und ungebildeter Mob. Wenn er hier ein Film über Ungerechtigkeit drehen wollte, ist es ihm sehr misslungen.

Fazit

Auch wenn NEW ORDER einige Schauwerte und stimmungsvolle Momente hat, möchte ich trotzdem abraten den Film zu schauen. So direkt werde ich selten, da es bei Filmen häufig um den persönlichen Geschmack geht. Nur weil ich nichts aus einem bestimmten Film ziehen kann, kann es für euch trotzdem ein großer Spaß sein, meine Meinung ist nicht das Maß aller Dinge. Wie Michel Franco hier die soziale Ungleichheit in Mexiko darstellt finde ich allerdings unverantwortlich. Statt zu vermitteln gießt er noch weiter Öl ins Feuer, statt den Menschen in seinem Land eine Stimme zu geben, stellt er sie undifferenziert als ein ungebildeter, brutalen Mob dar. In Mexiko wurde der Film zurecht für seine klassizistischen und rassistischen Stereotype kritisiert.

In NEW ORDER beobachten wir eine Hochzeitsfeier in Mexiko-Stadt. Marianne (Naian Gonzáles Norvind) feiert in der Villa der Familie, damit die Trauung von statten gehen kann fehlt allerdings noch die Standesbeamte. Sie steckt im dichten Verkehr, da es aktuell in der ganzen Stadt zu Protesten gegen die Regierung kommt. Zu allem Überfluss wird die Hochzeit irgendwann von Demonstrierenden gestürmt und es kommt zu brutalen Auseinandersetzungen zwischen Arm und Reich. Der Film wirbt selbstbewusst damit die mexikanische Antwort auf den südkoreanischen Film PARASITE zu sein. Auch hier geht es um soziale Ungleichheit und wir beobachten eine reiche Familie und deren Bedienstete. Doch leider hinkt der Vergleich.

Regisseur Michel Franco schafft es zwar einige beeindruckende Bilder zu erzeugen und eine unbehagliche Stimmung zu schaffen, trotzdem fährt er bei dem Versuch einen feinfühligen Film über Ungleichheit zu schaffen voll gegen die Wand. Die Protestierenden werden als brutaler Mob präsentiert und man erfährt zu keiner Zeit etwas über ihre Beweggründe. Stattdessen sehen wir leidende Superreiche, mit den man sich als normale*r Zuschauer*in nur wenig Identifizieren kann. Francos Film ist dabei voller klassistischer und rassistischer Stereotype, weshalb ich von diesem Film abraten möchte.

New Order - Die neue Weltordnung

New Order – Die neue Weltordnung ©2021 Ascot Elite Filmverleih

Schauspieler:in Rolle
Naian González Norvind Marianne
Fernando Cuautle Cristian
Diego Boneta Daniel
Samantha Yazareth Anaya Secuestrada 21
Luna Arboledas
Dario Yazbek Bernal Alan
Patricia Bernal Pilar
Ayelen Bonacina Secuestrada
Manuel Bueno
Jorge Luis Chavez Caballero Secuestrado
Lucia Carrillo Secuestrada
Analy Castro Isabela
Karina Chacón Secuestrada
Carolina Contreras Secuestrada