Die 1980er und 1990er Jahre waren eine Zeit, in der das Actionkino immer mehr Zuschauer*innen vor die Leinwand brachte. In dieser Zeit standen muskulöse Helden im Mittelpunkt und legten sich mit Schurken an. Arnold Schwarzenegger war in TERMINATOR eine skrupellose Tötungsmaschine, Bruce Willis setzte sich in STIRB LANGSAM mit Terroristen auseinander, und Sylvester Stallone machte sich als RAMBO einen Namen. Doch nach dem großen Höhenflug scheinen die Actionhelden von damals für neue Generationen kaum noch relevant zu sein. Mit mittelmäßigen Filmen, die auf Titel wie A DAY TO DIE oder SAMARITAN hören, versucht man sich anzubiedern, doch nur mit mäßigem Erfolg. Ein ähnliches Schicksal scheint nun auch auf Mel Gibson zuzukommen. In NEW YORK CONFIDENTIAL sehen wir den MAD MAX und BRAVEHEART Star in einer Rolle, die kaum noch etwas vom Glanz vergangener Tage versprüht.
Darum geht es…
Tom Moran (Dominic Purcell) und Mike Thorton (Nick Stahl) verbindet eine gemeinsame Vergangenheit. Als Marinesoldaten haben sie bei Einsätzen im Nahen Osten eng zusammengearbeitet. Nun, im Jahr 1995, arbeiten die beiden als Detectives in New York. Sie befinden sich mitten in der Crack-Epidemie und versuchen, die Dealer zu stoppen. Beide haben dabei mit ihren eigenen Problemen zu kämpfen. Mike hat ein starkes Alkoholproblem und versucht, seine Kriegstraumata herunterzuspülen. Währenddessen erhält Tom die Diagnose, dass er an Magenkrebs leidet und nicht mehr lange zu leben hat. Er versucht deswegen im Dienst umzukommen, damit seine Frau Anna (Kate Bosworth) und sein kleiner Sohn seine Polizisten-Pension bekommen. Er versucht diesen Plan umzusetzen, ohne dass sein Vorgesetzter Kevin Hickey (Mel Gibson) etwas davon mitbekommt.
Rezension
NEW YORK CONFIDENTIAL ist einer dieser Filme, die so voller Schwächen sind, dass man gar nicht weiß, wo man anfangen soll. Der Film fühlt sich an, als hätte Regisseur Michael Oblowitz versucht, den Geist der 1990er Jahre einzufangen, ohne jedoch das handwerkliche Geschick dafür zu besitzen. Stattdessen bedient er sich der Stilmittel aus dieser Zeit, ohne sie sinnvoll in die Handlung einzubauen. Dabei sehen wir gebeutelte Ermittler, Stripclubs und hören Hip-Hop-Beats. Zusätzlich versucht man mit Voice-Over einen Einblick in das Seelenleben der Figuren zu vermitteln, was nur bedingt gelingt. Wenn wir zuerst die Gedanken von Tom Moran hören und dann direkt darauf den inneren Monolog von Mike, sorgt das eher für Verwirrung. Mit diesem Trick versucht der Film dann sämtliche Hintergründe zu erklären, anstatt uns Bilder zu zeigen.
So etabliert NEW YORK CONFIDENTIAL eine vollkommen hanebüchene Handlung, der man nur schwer folgen kann. Der Film verschwendet die ersten 30 Minuten (von 88 Minuten) mit Inhalten, die vollkommen irrelevant für die Handlung sind. Wir begleiten die beiden Ermittler dabei, wie sie sich mit den Drogenbossen anlegen, ohne dass es einen großen Einfluss auf die eigentliche Handlung hat. Stattdessen fragt man sich zu Beginn, worum es eigentlich geht, bis die Handlung dann irgendwann beginnt und völlig überhastet voranschreitet. Auch hier wird versucht, mit furchtbaren Dialogen die einzelnen Versatzstücke der Geschichte zusammenzukleben. Mel Gibson und Co erklären ihre komplette Gedankenwelt und besprechen mit ihren Gesprächspartnern sehr ausführlich, was die Zuschauer wissen müssen, um nicht völlig verloren zu sein.
Viele bunte Farbfilter
Insbesondere auf handwerklicher Ebene ist NEW YORK CONFIDENTIAL ein Totalausfall. Es wird zwischen den Handlungselementen immer wieder auf Stock-Footage-Szenen von New York zurückgegriffen, um ein Gefühl für die Stadt zu vermitteln. Doch leider passen diese Szenen optisch nicht zum Rest des Films und fühlen sich wie Fremdkörper an. Um dies zu kaschieren, wurde auf exzessive Farbfilter gesetzt, die keinen Beitrag zur Handlung leisten. Ab und zu ist das Bild sehr gelb, dann ist es sehr grün, dann sind die Aufnahmen einfach verwaschen. Hier lässt sich kein Schema erkennen, keine Absicht des Regisseurs, die Auswahl der Farben wirkt zufällig. Dann wären da noch die vielen Anschlussfehler, die scheinbar einfach übersehen wurden. In einer Szene trägt Mel Gibson plötzlich eine Brille, die scheinbar aus dem Nichts in seinem Gesicht erscheint. Darüber hinaus ist die Auswahl der Musik völlig unpassend und viel zu laut abgemischt, sie liegt häufig über den Dialogen.
Leider können die Schauspieler*innen wenig gegen die furchtbare Handlung und die miese Optik von NEW YORK CONFIDENTIAL ausrichten. Mel Gibson ist vielleicht ein umstrittener Charakter, dennoch merkt man, dass er in der Vergangenheit viel Schauspielerfahrung gesammelt hat. Er überstrahlt seine Kolleg*innen in jeder Szene, was allerdings auch nicht schwer ist. Nick Stahl legt sich viel zu sehr in seine Rolle und scheint die schlechten Dialoge überkompensieren zu wollen. Das Ergebnis ist eine unfreiwillig komische Performance. Dominic Purcell geht dabei einen ganz anderen Weg. Er schafft es, seiner Figur keine Emotion zu geben. In vielen Szenen wirkt er, als würde er gleich einschlafen. Statt zu schauspielern, tappst er benommen von einer Situation in die nächste und behält dabei immer denselben Gesichtsausdruck bei.
Fazit:
NEW YORK CONFIDENTIAL ist ein weiterer Eintrag auf der Liste der Filme, die man nicht gesehen haben muss. Die Handlung ist vollkommen konfus, und der Film ist eine handwerkliche Vollkatastrophe. Es wird versucht, mit der Starpower von Mel Gibson Zuschauer*innen anzulocken, doch Gibson spielt hier nur eine untergeordnete Rolle. Statt einer spannenden Geschichte über die inneren Konflikte zweier Ermittler zu sehen, verkommt NEW YORK CONFIDENTIAL zu einem Film, dessen Handlung man nur schwer folgen kann.
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Originaltitel | Confidential Informant |
Kinostart | 27.6.2023 |
Länge: | 88 minuten |
Produktionsland | United States of America |
Genre: | Thriller | Action | Mystery | Krimi |
Regie | Michael Oblowitz |
Executive Producer | Tyler Gould | Matthew Helderman | Roman Kopelevich | Luke Taylor |
Producer | Daniel Cummings | Sean Patrick O'Reilly | Michael Oblowitz |
Cast | Dominic Purcell, Kate Bosworth, Mel Gibson, Arielle Raycene, Nick Stahl, Erik Valdez, Jon Lindstrom, Camila Savia, Meadow Williams |
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