Review Fakten + Credits


Darum geht es
Nightwatch: Demons Are Forever Filmstill

Nightwatch: Demons Are Forever ©2024 capelight pictures

Dreißig Jahre sind nach Peter Wörmers (Ulf Pilgaard) mordenden Blutrausch vergangen und der Fall gerät nach und nach in Vergessenheit. Doch der ehemalige Nachtwächter Martin (Nikolaj Coster-Waldau) und seine Tochter Emma (Fanny Leander Bornedal) sind immer noch davon traumatisiert. Sie können den damit verbundenen Selbstmord von Emmas Mutter nicht verkraften. Wie gelähmt reagieren beide auf das Thema, woraufhin Emma sich dazu entschließt, mit der Geschichte aufzuräumen und eine besondere Konfrontationstherapie zu wagen. Sie beginnt wie ihr Vater damals im Institut für Rechtsmedizin als Nachtwächterin zu arbeiten, um das Geschehene zu verstehen. Gleichzeitig besucht sie Peter Wörmer unerlaubterweise in der Psychiatrie und weckt damit ein Grauen, das nur darauf gewartet hat, entfesselt zu werden.

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Review

NIGHTWATCH: DEMONS ARE FOREVER wurde im Rahmen der Fantasy Filmfest White Nights gezeigt und ist nicht nur Ole Bornedals Fortsetzung zum ersten Film nach 30 Jahren, sondern auch eine Kampfansage an moderne Horrorfilme, die oft zu simpel sowie nur eine Achterbahnfahrt des Adrenalins sind, welche aus Jumpscares am Fließband besteht. Er will eine Rückbesinnung an den alten Horror. Dies versprach er zumindest kurz bevor der Film auf dem Fantasy Filmfest gezeigt wurde und setzt die Messlatte für den Film damit hoch.

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Nightwatch: Demons Are Forever ©2024 capelight pictures

Der Vorgänger als Vorbild

NIGHTWATCH: DEMONS ARE FOREVER versucht seine Verbindung zu NIGHTWATCH aus dem Jahr 1994 nicht zu verstecken. Dabei wirkt der Film nicht nur wie eine Fortsetzung, sondern auch wie ein Legacysequel a la HALLOWEEN 2018. Zu sehr rezitiert NIGHTWATCH: DEMONS ARE FOREVER den Vorgänger. Das fängt bei Kamerafahrten an, die eins zu eins in beiden Filmen existieren und geht weiter mit den Designelementen wie den Motten in der Lampe des Nachtwächters. NIGHTWATCH: DEMONS ARE FOREVER lässt keine Gelegenheit aus, an seinen Vorgänger erinnern zu wollen.

Dabei überschreitet NIGHTWATCH: DEMONS ARE FOREVER jedoch die Grenzen des Rezitierens und wirkt viel mehr wie eine Kopie der gefeierten Vorlage. Klar, die Handlung thematisiert dieselben Charaktere wie 1994 und fädelt raffiniert Kinder in das Spiel ein, um sich weiterentwickeln, sowie vom Vorgänger abgrenzen zu können, aber der Ablauf der Handlung ist nahezu identisch. Wenn beide Filme nebeneinandergehalten werden, fällt schnell auf, dass ähnliche, wenn nicht sogar nahezu identische Dinge zur selben Zeit geschehen und in derselben Reihenfolge aufeinander folgen. Hier fehlt es den Fans von NIGHTWATCH an kreativen frischen Wind.

Kann das Versprechen gehalten werden?

Der große Vorteil von NIGHTWATCH: DEMONS ARE FOREVER gegenüber seinem Vorgänger ist der Aufbau des Horrors und die gruseligen Elemente. NIGHTWATCH sind seine 30 Jahre mittlerweile anzumerken. Im neuen Film darf sich das Publikum jedoch über einen Spannungsaufbau freuen, bei dem dieses die Protagonisten am liebsten anschreien und warnen will. Gleichzeitig verzichtet Ole Bornedal auf Jumpscares und will mit Nervenkitzel sowie raffinierten Spiel von Licht, Schatten und der richtigen Kameraeinstellung überzeugen.

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Aber auch NIGHTWATCH: DEMONS ARE FOREVER kann sich nicht vom Gebrauch moderner Horrorklischees retten. Immer wieder versucht der Film mit musikalischen Klängen das Gefühl der Angst zu erzeugen, die Kenner*innen des Genres stark an das CONJURING-Franchise erinnern. Zudem spielen sich die gruseligen Elemente ausschließlich im Dunklen ab, wodurch sich der Horrorfilm gerade für Fans des Genres schnell entzaubert. Für den Großteil des Films gibt es für Zuschauende keinen Grund zu Angst, da die Handlung meist tagsüber stattfindet.

Für Horror überraschend gut

NIGHTWATCH: DEMONS ARE FOREVER bietet nicht nur aufgrund der Tageszeit wenig Platz für den Horror, sondern auch wegen seiner Handlung. Diese thematisiert Fanny Leander Bornedals Aufarbeitung des traumatischen Verlustes der Mutter und nimmt sich dabei nicht nur ernst, sondern ist auch für einen Horrorfilm überraschend solide und hebt sich definitiv von den 0815-Erzählungen moderner Horrorfilme aus Hollywood ab. Doch für einen Horrorfilm solide heißt nicht, dass diese herausragend gut ist.

NIGHTWATCH: DEMONS ARE FOREVER wagt den Schritt, die zweite Hälfte des Films auf diese Aufarbeitung des Traumas zu fokussieren. Jedoch gibt diese Erzählung allein keine Filmhälfte her und scheitert daran, den Film weiter zu tragen. Das Publikum langweilt sich schnell, da sich der Film tonal ändert und vom Humor aus der ersten Hälfte nichts mehr zu sehen ist. Das Finale will dann nochmal Spektakel bieten, da hat der Film den Zuschauenden aber schon zu viel Zeit für eine Fehleranalyse gegeben und diese sind im Gedankengang dieser gefangen.

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Nightwatch: Demons Are Forever ©2024 capelight pictures

Plotholes und -armores

Denn NIGHTWATCH: DEMONS ARE FOREVER plagt bei der Protagonistin Fanny Leander Bornedal das Problem der Plotarmor. Sie schafft es durch jede Gelegenheit, obwohl sie sogar zugibt, dass sie andere Menschen ausnutzt, um ihr Ziel zu erreichen oder sich an Ulf Pilgaard zu rächen. Kein Arm der Justiz oder keine moralischen Kräfte können sie hier zur Vernunft bringen und die Zusehenden können ihr bei ihrer zunehmenden unsympathischen Ader beiwohnen. Zudem schützt sie das Script vor ernstzunehmenden Problemen und Fanny Leander Bornedal bekommt gegenüber den anderen Darstellenden immer noch die eine Extrachance, die den Film unrealistisch erscheinen lässt.

Gleichzeitig muss sich die Handlung von NIGHTWATCH: DEMONS ARE FOREVER durch die löchrige Straße der Plotholes manövrieren. Es passieren gerade in der zweiten Hälfte des Films immer mehr Dinge, die das Publikum mehr verwirren als überzeugen. Diese sind so enorm, dass Charaktere teils vertauscht werden, sodass Twists, die eh nicht überraschen könnten, nicht einmal die faire Möglichkeit bekommen, sich zu präsentieren.

Von Woken, Dämonisierung und schlechten Namen

NIGHTWATCH: DEMONS ARE FOREVER gibt sich mit der Aufarbeitung von traumatischen Erlebnissen zwar erst progressiv, verspielt diese schnell gewonnene Sympathie aber wieder, da der Film mit der Dämonisierung von Suizid auch indirekt andere psychischen Erkrankungen dämonisiert. Suizid ist falsch, aber nicht die Ursache, sondern das Symptom einer psychischen Erkrankung. Hier braucht es therapeutische Hilfe und keine Dämonisierung, in der der Film noch stolz sagt, dass der Suizid die fünf Prozent sind, die der verstorbenen Mutter zur Vollkommenheit fehlen.

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Zudem lässt NIGHTWATCH: DEMONS ARE FOREVER die Rezipienten mit den Freunden von Fanny Leander Bornedal eher ratlos zurück. Gerade Maria (Nina Terese Rask) sorgt für ordentlich Verwirrung. Diese wird als queer präsentiert und es ist nicht ganz zu durchschauen, ob Ole Bornedal hier eine starke, eigenständige Persönlichkeit ohne den Einfluss der Eltern präsentieren oder sich doch einfach über die woke Jugend, die mit konservativen Eltern nicht mehr zurechtkommt, lustig machen wollte. Seine Intentionen sind hierbei unklar und werden auch nicht enthüllt.

NIGHTWATCH: DEMONS ARE FOREVER hat, wie schon sein Vorgänger NIGHTWATCH die Nachtwache der Gerichtsmedizin als Titel, wobei gerade der zweite Teil dem Namen nicht gerecht wird, klar fängt Emma als Nachtwächterin an, aber der Film thematisiert dies kaum und lässt die Handlung kaum in der Gerichtsmedizin spielen. Zwar ist der zweite Teil namentlich an den Film aus 1994 gebunden, jedoch wäre ein neuer Name mit einer damit verbundenen Schnitzeljagd für Kenner*innen deutlich interessanter gewesen.

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Fazit

NIGHTWATCH: DEMONS ARE FOREVER setzt im Bereich des Horrors keine neuen Maßstäbe, versucht aber geschickt den Klischees des neuen Horrors auszuweichen und präsentiert Horrorfilm untypisch eine überraschend solide Handlung. Das Publikum erfreut sich zwar am Horror, bekommt aber viel zu wenig, die Ruhepausen sind zu lang. Gleichzeitig wird die Handlung von diversen Plotholes, Plotarmors und einem unerwarteten Tenorwechsel überschattet, wodurch für vereinzelte Verwirrung gesorgt ist.

Wer aber den ersten NIGHTWATCH mochte und sich für Horrorfilme abseits des Hollywoodmainstreams interessiert, sollte definitiv einen Blick wagen. NIGHTWATCH: DEMONS ARE FOREVER wird zwar nicht an Klassiker wie POLTERGEIST erinnern, aber eine erfrischende Abwechslung zum Einheitsbrei bieten.

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Review Fakten + Credits


Originaltitel Nattevagten - Dæmoner går i arv
Kinostart 14.12.2023
Länge: 114 minuten
Produktionsland Denmark
Genre: Horror | Thriller | Mystery
Regie Ole Bornedal
Executive Producer Henrik Zein
Producer Thomas Heinesen
Kamera Lasse Frank Johannessen
Musik Ceiri Torjussen | Sune Kølster
Cast Fanny Leander Bornedal, Nikolaj Coster-Waldau, Kim Bodnia, Ulf Pilgaard, Sonja Richter, Casper Kjær Jensen, Paprika Steen, Alex Høgh Andersen, Nina Rask, Sonny Lindberg, Christopher Læssø, Thomas Hou Mandsfeldt, Alexander Behrang Keshtkar, Torben Svendsen, Niels Anders Thorn

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