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Nope

Nope ©2022 Universal Studios

Der Meister des modernen Psycho-Horrors ist zurück. Jordan Peele, der mit GET OUT seinen absolut größten Karriereerfolg hingelegt hat und in WIR erneut bewies, dass Rassismus und psychischer Terror nah beieinanderliegen können, hat sich das Vertrauen von Universal Pictures erarbeitet und somit für sein neuestes Werk ein unfassbares Budget von geschätzt 68 Millionen US-Dollar zur Verfügung gestellt bekommen. Üblicherweise ist das Genre Horror eher gering dotiert, da die Filme meist nur einen Bruchteil der großen Blockbuster einspielen. Dennoch gibt es sehr viele Genrefans, die allesamt auf der Suche sind nach den wunderbaren Perlen, wie wir sie zuletzt von Peele oder Ari Aster präsentiert bekommen haben. Die Investition hat sich bereits jetzt rentiert und mit Stand vom 08.08.22 rund 100 Millionen US-Dollar allein in den USA und Kanada eingespielt. Ein Erfolgsfaktor könnte dabei Daniel Kaluuya sein, der nun das zweite Mal in einer Hauptrolle von Peeles Filmen zu sehen ist.

Darum geht es

Nachdem OJ eines Tages den mysteriösen Tod seines Vaters erleben musste, sind nun seine Schwester und er in der Verantwortung, die eigene Ranch fortzuführen. Als Pferdetrainer statten die beiden unter anderem Film- und Fernsehproduktionen mit ihren Tieren aus und sorgen für die nötige Sicherheit am Set. Doch diese Arbeit allein bringt nicht das ausreichende Kapital ein, um langfristig die Ranch halten zu können. So stehen sie vor der ausweglosen Situation ihr Hab und Gut an den benachbarten Western Vergnügungspark verkaufen zu müssen, wenn nicht aus heiterem Himmel ein spontaner Geldsegen eintritt. Als die beiden jedoch auf ihrer Ranch übernatürliche Ereignisse beobachten, entwickeln sie die Idee, diese visuell festzuhalten und die Bilder für viel Geld zu verkaufen. Dieser Plan stellt sich jedoch als schwieriger heraus als gedacht, da die Elektrizität immer wieder unter Ausfällen leidet, sobald das Phänomen sichtbar wird.

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Eindrücke von der Premiere

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Rezension

Die Vorfreude auf Peeles neusten Streich ist wohl bei vielen äußerst hoch, was einfach darauf zurückzuführen ist, dass sowohl WIR als auch GET OUT bewiesen haben, dass anspruchsvoller Horror mit einer kritischen Komponente durchaus erfolgversprechend sein kann. Die Anfänge von NOPE lassen jedoch schon erahnen, dass sich der Regisseur nun an neuen Ufern ausprobiert. Rassismus und systematische Diskriminierung werden nun außer Acht gelassen und nur oberflächlich angekratzt. Stattdessen legt Peele viel Wert auf die Erzählung einer Sci-Fi Geschichte, die lediglich auf Effekthascherei und die Visualisierung großer und fantastischer Bilder in Verbindung mit einem fantastischen Score in den Fokus fasst. Laut eigener Angaben wollte Peele jedoch eine Bühne für die Künstler hinter den Kulissen bieten und zeitgleich einen Blick auf das Leben von ausrangierten Stars, die von der Industrie im Stich gelassen wurden, legen. Gelungen ist ihm dies leider nicht so recht.

Nope

Nope ©2022 Universal Studios

Tatsächlich bekommen wir ein Werk, welches absolut atmosphärisch ist und eine Stimmung aufbaut, die regelrecht fesselnd wirkt. Stets wird man in die Erwartungshaltung versetzt, dass irgendetwas geschehen könnte, mit dem das Publikum nicht rechnet. Statt auf makabren und magenumdrehenden Horror Wert zu legen, wie ihn Ari Aster praktiziert, schafft es Peele Szenen geschickt anzudeuten und ein ähnlich schockierendes Ereignis zu transportieren. Teilweise werden dabei sogar klassische Horrorszenarien dekonstruiert und humorvoll aufgelöst. Das Tragische daran ist jedoch, dass es einen klaren roten Erzählungsstrang gibt, der sich durch den Film zieht, der begleitet wird von einer Nebengeschichte, die absolut keine Relevanz hat und nicht viel mehr als ein Checklistenpunkt darstellt. Eine oberflächliche Verknüpfung der Storys findet zwar statt, doch wird uns die Geschichte um den Affen hingeworfen wir ein abgewetztes Stück Fleisch mit der Ergänzung: Friss oder stirb.




Verrannt im eigenen Labyrinth

Abseits davon verstrickt sich Peele leider in seiner eigenen Schönheit. Die gesamte zweite Hälfte von NOPE wird dominiert von der Jagd nach dem übernatürlichen Ereignis, welche visuell einige wirklich fantastische Aufnahmen zu bieten hat und das Publikum in die Lage der Protagonisten versetzt. Immer wieder ist es uns möglich einzutauchen in die mystische Welt und mit dem Gedanken ‚Was würde ich in dieser Situation nun tun?‘ die Szenen als wahrhaftig anzuerkennen. Peeles Ansinnen lag darin, eine vollkommen natürliche Gegebenheit zu missbrauchen, um den Menschen Angst einzujagen, so wie es zuvor bereits MIRRORS oder DER WEIẞE HAI geschafft haben. Dieses Ziel rückt jedoch nicht einmal in greifbare Nähe, da viele Plot Holes den Film unglaubwürdig und vor allem unverständlich machen. Das Publikum wird zu weiten Teilen mit Fragezeichen im Kopf zurückgelassen und mutmaßlich hätte der Regisseur selbst bei einigen Unklarheiten keine schlüssige Antwort zu bieten.

Nope

Nope ©2022 Universal Studios

Auch die erwünschte Kernaussage die mit der ursprünglichen Titelgebung „Little Green Men“ angestrebt wurde, wird eher zum Boomerang und lässt das Spektakel dumm dastehen. Statt nämlich die Doppeldeutigkeit des Titels auszukosten und widerzuspiegeln, rückt der kapitalistische Gedanke viel zu sehr in den Hintergrund in Bezug zu den mysteriösen Ereignissen. Das Motiv der Protagonist*innen, das Phänomen visuell einzufangen, um damit Kasse zu machen und den eigenen Besitz zu retten, schwingt nur ganz Sachte mit und ist teilweise nur schwer erkennbar. Stattdessen fragt man sich als zuschauende Person eher, warum die beiden Hauptfiguren mit solchem Eifer sich für ihre Heimat einsetzen und man kommt lediglich zum Schluss, dass es eben das hochgeschätzte Familienerbe ist, welches erhalten werden muss. Möglicherweise liegt dieses Unverständnis aber auch in der schauspielerischen Gleichgültigkeit Kaluuyas, der die meiste Zeit eher abwesend und desinteressiert dreinschaut, während Keke Palmer ihrem Talent freien Lauf lässt.

Fazit

War GET OUT womöglich nur eine Eintagsfliege von Jordan Peele? Bei gerade erst drei Filmen ist diese Frage noch schwer zu beantworten, doch es zeichnet sich ab, dass der Regisseur anfängt, sich in einer seltsamen Vorstellung von Perfektionismus zu verrennen, die vom technischen Aspekt her zwar qualitativ äußerst hochwertig ist, beim Wunsch der tiefgründigen und metaphorischen Erzählung jedoch kläglich versagt und zunehmend sich in Plot Holes auflöst. Zudem sollte festgehalten werden, dass NOPE nicht als Horror Film klassifiziert werden kann, da typische Merkmale des äußerst umfassenden Genres nicht einmal im Ansatz vorhanden sind oder lediglich durch eine Nebenstory, die ohnehin nicht zum Film passt, Einfluss findet. So schön der Film auch anzusehen ist, so sinnlos bleibt er leider letztlich in vielen Momenten.

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