Review Kurzkritik Fakten + Credits
Im Jahr 2011 gab es eine kleine Erschütterung in der Popkultur, insbesondere auf dem Büchermarkt. Jahrelang waren Young-Adult Romane an den Spitzen der Bestsellerlisten. Hiervon wurde auch die Kinolandschaft nicht verschont. Was mit fantasievollen Geschichten wie HARRY POTTER begonnen hat, wurde dann später zu Stoffen wie TWILIGHT, für die sich heute selbst die beiden Hauptdarsteller*innen Kristen Stewart und Robert Pattinson schämen. Eine Autorin namens E.L. James, war großer Fan dieser Vampirgeschichten und hat kurzerhand angefangen Fanfiction über Edward und Bella zu schreiben. Aus diesen Geschichten sollte sich die SHADES OF GREY Reihe entwickeln, die später mit Jamie Dornan und Dakota Johnson in den Hauptrollen verfilmt wurde. Nun hat Regisseur Neil LaBute mit OUT OF THE BLUE – GEFÄHRLICHE LUST ebenfalls einen Erotik-Thriller inszeniert, dessen Titel stark an die vielen Erotikromane erinnert, die nach dem Erfolg von E.L. James den Markt überflutet haben.
Darum geht es…
Als Connor (Ray Nicholson) wie jeden morgen Laufen geht, trifft er eine mysteriöse Frau am See. Marilyn (Diane Kruger) war gerade an ihrer Lieblingsstelle schwimmen und scheint überrascht von dem Fremden. Doch es scheint zwischen den beiden zu funken, bis Marilyn zu erkennen gibt, dass sie zurück nachhause zu ihrer Familie muss. Wenig später treffen sich die beiden in der Bibliothek wieder. Connor arbeitet hier, nachdem er keinen anderen Job finden konnte. Als ehemaliger Häftling, wollte ihm niemand Arbeit geben. Nun sortiert er tagein tagaus Bücher und hilft Kund*innen wie Marilyn bei der Suche nach Büchern. Sie ist allerdings anders als beim letzten Mal, sie wirkt verängstigt und trägt eine Sonnenbrille. Schnell erkennt Connor, dass sie ein blaues Auge hat. Sie sei nach ihrem Besuch am See zu spät zuhause gewesen und da ist ihrem Mann mal wieder die Hand ausgerutscht. Connor beginnt Marilyn zu trösten und zwischen den beiden entsteht, neben dem Feuer der Leidenschaft, der Wunsch Marilyns Mann loszuwerden.
Rezension
Treffen sich zwei Fremde am See, verlieben sich ineinander und hecken einen Mordplan aus. Klingt absurd, oder? Doch genauso ist das Drehbuch von OUT OF THE BLUE – GEFÄHRLICHE LUST. Der Film versucht eine spannende Mystery-Atmosphäre zu erzeugen, was leider nur in den wenigsten Momenten gelingt. Die komplette Handlung des Films wirkt arg konstruiert. Wir begleiten mit Connor eine Figur, die konstant fragwürdige Entscheidungen trifft. Zuerst wäre da der Grund, warum er im Gefängnis war. Er wird hier als Opfer des Justizsystems dargestellt, was auch erstmal nicht falsch ist. Er hat in seiner Vergangenheit einen Fehler begangen, durch dessen unerwartete Folgen er in den Knast musste. Nun wird er von einer fremden Frau erneut in Versuchung geführt und hinterfragt zu keiner Sekunde, ob das was er tut richtig ist. Wir sollen zwar Empathie für Connor empfinden, doch es fällt von Minute zu Minute immer schwerer, wenn man die fragwürdigen Entscheidungen beobachtet. Gerade dann, wenn der Film seinen Höhepunkt erreicht, scheint unsere Hauptfigur wie ausgewechselt, als würden wir eine komplett andere Person betrachten.
Man kann den beiden Hauptdarsteller*innen dabei nur wenig Schuld für diesen Unfall geben, sie befinden sich eher in der bemitleidenswerten Rolle, sehr überzogen theatralische Dialoge aufsagen zu müssen. Darüber hinaus machen Kruger und Nicholson einen guten Job. Connor trifft zwar einige unlogische Entscheidungen, wenn man das aber akzeptiert hat, bekommen wir von Ray Nicholson allerdings eine ordentliche Performance dargeboten. Ähnliches gilt für Diane Kruger. Zuerst könnte man denken, dass ihre Figur etwas leblos wirkt, doch genau das passt letzten Endes zu ihrem Charakter. Sie wirkt wie eine geheimnisvolle Femme Fatale, die auf Connor eine unglaubliche Faszination ausstrahlt. Kruger gibt ihrer Rolle genug Fleisch, dass man ihr die leidende Frau abnimmt. Somit wird OUT OF THE BLUE – GEFÄHRLICHE LUST nicht zu einer totalen Katastrophe, sondern kann zumindest mit guten Darsteller*innen überzeugen.
Zeitangaben aus der Hölle!
Audiovisuell macht der Film auch wenig verkehrt. Der Soundtrack erzeugt eine mysteriöse Stimmung und erinnert unter anderem an die Filme von David Fincher oder David Lynch. Die Musikkulisse besteht aus orchestralen Stücken, die dem Film eine gewisse Retro-Note verleihen. Man fühlt sich zurückversetzt in die 1990er Jahre. Optisch setzt OUT OF THE BLUE – GEFÄHRLICHE LUST auf reduzierte und kühle Farben, sodass man nochmal mehr an David Fincher erinnert wird. Trotzdem schafft es der Film nicht an die spektakulären Bilder des Thriller-Meisters heranzukommen, es handelt sich hier eher um solides Handwerk. Was allerdings immer wieder aus der Handlung rausreißt sind die Texttafeln, die uns nach fast jeder Szene anzeigen, wie viel Zeit vergangen ist. Was in Maßen helfen kann, einen Überblick über den Handlungsverlauf zu bekommen, wurde hier bis an die Spitze getrieben. Teilweise ist es so absurd, dass man eine Texttafel sieht, danach joggt Connor im Wald für ein paar Sekunden, dann die nächste Texttafel.
Diese Texttafeln sind nur ein Symptom des großen Hauptproblems von OUT OF THE BLUE – GEFÄHRLICHE LUST. Neil LaBute hat leider überhaupt kein Gespür für die Tonalität seines Films. Er möchte uns eine ernste Geschichte erzählen, währenddessen macht Connor aber immer wieder Witze, die eher an einen Marvel-Film erinnern. Wir sollen so Sympathien entwickeln, werden allerdings eher irritiert. Es scheint fast so, als hätte LaBute eine (sehr simple) Idee gehabt, und wollte dann dafür sorgen, dass möglichst viele den Film mögen, deswegen wurde sich an aktuellen Trends bedient. Hätte es die Gags gebraucht? Nein! Hätte es die Erotik gebraucht? Nein! Beides scheint nur im Film zu sein, um ihn besser bewerben zu können, dadurch wirkt er allerdings wie ein inkohärenter Flickenteppich. Der Film hat einige Elemente, die man anders hätte einstreuen können, vielleicht ein paar mehr Hinweise auf den Twist am Ende, sodass der Film sich belohnend anfühlt.
Fazit
Trotz einer großartigen Hauptdarstellerin wie Diane Kruger schafft es OUT OF THE BLUE – GEFÄHRLICHE LUST leider nicht wirklich zu überzeugen. Die beiden Hautpdarsteller*innen machen zwar das Beste aus ihren seltsamen Rollen, trotzdem fragt man sich ab der ersten Sekunde, was man sich da eigentlich gerade ansieht. Neil LaBute hat hier einen Film inszeniert, der lange vor sich hinplätschert, bis es eine klare Handlung gibt. Dabei treffen die beiden Hauptfiguren immer wieder fragwürdige Entscheidungen, die uns frustriert zurücklassen. OUT OF THE BLUE ist ein Film, bei dem einem die Lust vergeht.
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