Originaltitel: Percy
Kinostart: 01.07.2021

FSK 6 ©FSK

Länge: ca. 99 Minuten
Produktionsland: Kanada
Regie: Clark Johnson
Schauspieler:innen: Christopher Walken | Roberta Maxwell | Pathy Aiyar
Genre: Biografie | Drama
Verleih: MFA

Percy © PVM Productions INC. 2019 | Mongrel Media

Die sogenannte Grüne Gentechnik findet Anwendung bei Pflanzen und wird dazu genutzt mittels Veränderung des Erbguts von Pflanzen diese widerstandsfähiger und robuster werden zu lassen. Es wird somit versucht eine Art perfekte Pflanze zu züchten, die viel Ertrag bringt, nicht durch das Wetter geschädigt werden kann und vor Insektenbefall geschützt ist. Auch die Voraussetzungen für den Anbau sollen dabei überwunden werden, so dass auch in Wasserarmen oder klimatisch ungünstigen Bedingungen entsprechende Pflanzen angebaut werden können. Insbesondere kommen solche Techniken bei Getreide, Soja, Mais und Reis vor. Hierzu werden aus der großen Anzahl an Genen in einer Pflanze die wesentlichen isoliert und in einem Labor zu einem neuen Genkonstrukt zusammengewürfelt. Solch ein Gentransfer gelingt nicht immer. Viele Firmen denen dies gelingt kombinieren diese Technik mit hauseigenen Mitteln zum Beispiel zur Schädlingsbekämpfung. Daher ist auch genau erkennbar, wenn eine Pflanze gentechnisch bearbeitet wurde und ein Patent darauf hat.

Percy Schmeiser ist Opfer dieser hochmodernen Agrarwissenschaft geworden, was Regisseur Clark Johnson inspiriert hat einen Film über ihn zu kreieren. Zuvor ist er nicht gerade durch biographische Inszenierungen aufgefallen, hat jedoch mit S.W.A.T. – DIE SPEZIALEINHEIT bereits einen großen Kassenhit gelandet, welcher erst vor kurzem ein Netflix-Remake erhalten hat. Ansonsten hat er sich in seiner Karriere eher mit der Regiearbeit bei Serienproduktionen beschäftigt oder stand selbst als Schauspieler vor der Kamera. Mit Christopher Walken hat Johnson einen äußerst erfahrenen Hauptdarsteller gefunden, der fast schon ein Garant für einen Erfolgsfilm darstellt. Walkens schauspielerische Bandbreite ist absolut riesig und so kennen wir ihn aus Komödien wie CATCH ME IF YOU CAN, Biographischen Dramen wie EDDIE THE EAGLE – ALLES IST MÖGLICH, Gruselfilmen wie SLEEPY HOLLOW, Actionklassikern wie PULP FICTION oder zuletzt auch Theaterverfilmungen wie DER DUFT VON WILDEM THYMIAN.

Percy © PVM Productions INC. 2019 | Mongrel Media

Darum geht es…

Percy ist ein in die Jahre gekommener kanadischer Farmer, der sein ganzes Leben damit verbrachte seine Farm zu hegen und zu pflegen und viel Zeit und Mühe in seine Felder steckte. Als jedoch plötzlich der große Landwirtschaftskonzern Monsanto um die Ecke kommt und ihn beschuldigt Firmeneigenes Saatgut geklaut und illegal verwendet zu haben, gerät alles ins Wanken und es sieht plötzlich so aus, als würde er alles verlieren, was er sich so mühsam aufgebaut hat. Doch mit 67 Jahren hat er nicht mehr die Kraft sich zur Wehr zu setzen – so scheint es jedenfalls. Zu seiner Verteidigung sichert er sich die Dienste des eher unbedeutenden Anwalts Jackson Weaver, dem ein Kampf ebenfalls aussichtslos erscheint. Doch Percy weiß, dass er unschuldig ist und so kommt der Punkt, an welchem ihn die Umweltaktivistin Rebecca Salcau dazu überzeugt für sein Recht zu kämpfen und somit ein Statement für die ganze Welt zu setzen.

Rezension zu PERCY

Mit PERCY kehrt nun auch endlich das Genre der erschütternden Biographien auf die Leinwand zurück, die wir ansatzweise auch mit VERGIFTETE WAHRHEIT und ERIN BROCKOVICH zu sehen bekommen haben. Als Konvolut aus Justizdrama und Schicksalsverfilmung sowie Elementen, bei denen die Aufdeckung eines großen Missstandes im Fokus stehen, wird das Werk vor allem die Arthouse-Fans in besonderem Maße ansprechen. Dies wird noch verstärkt durch die eher ruhigere Erzählweise in Kombination mit der gediegenen Besetzung. Insbesondere Christopher Walken brilliert wieder einmal und zeigt uns seine unverfälschte Schauspielkunst. Jedes Wort von ihm wirkt glaubhaft und nachvollziehbar und er formt eine Figur, bei welcher es nur allzu leichtfällt, sich mit ihr zu identifizieren. Einziger Unterschied ist wohl, dass Walken eine etwas griesgrämige Attitüde zeigt, die in all seinen Figuren zum Vorschein kommt, Percy Schmeiser hingegen deutlich weltoffener wirkt. Dies ist jedoch ein zu vernachlässigendes Detail.

Percy © PVM Productions INC. 2019 | Mongrel Media

Neben ihm ist es jedoch vor allem Zach Braff, der ins Auge sticht und sich nun offenbar in einem zweiten Anlauf an einer erfolgreichen Schauspielkarriere probieren möchte. Nach KINGS OF HOLLYWOOD ist dies der zweite Film in welchem er als eine nicht unwesentliche Nebenfigur in Erscheinung tritt und sich in einem völlig neuen Licht zeigt. Häufig bekannt aus der Serie Scrubs – Die Anfänger hat er einen Meilenstein der Comedyserien gesetzt, schafft es nun aber auch zu beweisen, dass er nun bereit ist auch ernstere Rollen zu verkörpern. Als kleiner Anwalt mit einer Gehbehinderung gelingt ihm das auch erstaunlich gut, auch wenn durchaus noch immer ein wenig Potential nach oben erkennbar ist. Es bleibt also spannend, was Braff uns in naher Zukunft noch alles zu bieten hat.

Gut abgewogen

In PERCY wird ein sorgfältig ausgewogenes inhaltliches Gleichgewicht erzeugt, welches uns sowohl Einblick verschafft in das Privatleben und die Arbeit des Farmers, aber auch die vielen Aspekte seines Arbeitskampfs sorgsam beleuchtet. So bekommt der Zuschauende Einblick in die vielen zu klärenden rechtlichen Fragen sowie die komplizierten Gentechnik-Fragen, die der Thematik zu Grunde liegen, aber eben auch auf weltpolitische Thematiken, die aus dem Arbeitskampf folgen. Nicht vergessen werden darf, dass auch die Herausforderung der Finanzierung einer solchen Aktion Einfluss findet und wir somit einen Eindruck erhalten, wie es trotz geringer finanzieller Mittel möglich ist einen schier unmöglichen Kampf aufzunehmen. Somit gleicht der hiesige Film ein wenig einer Blaupause für andere Arbeitnehmer und Kleinstunternehmer, die einem machtvollen Gegner entgegenstehen.

Percy © PVM Productions INC. 2019 | Mongrel Media

Dies wiederum bringt Überlegungen ins Spiel, welche Motivationen hinter dem Film stecken. So wird uns ganz deutlich klar gemacht, dass der gesamte Rechtskampf unterstützt, und finanziert wird von Umweltaktivisten, für die selbst Niederlagen ein Erfolg sein können. Nicht auszuschließen ist daher, dass auch in der filmischen Umsetzung die Motivation enthalten ist, Menschen auf der gesamten Welt anzusprechen und zu ermutigen sich nicht ausbeuten zu lassen, sondern sich zur Wehr zu setzen. Eine geschickte Marketingstrategie für entsprechende Aktivisten also? Allerdings ist es zum Zeitpunkt der Veröffentlichung nicht möglich diese These zu bestätigen oder zu widerlegen.

Der Medienterror

Auch ein sehr aktuelles gesellschaftliches Problem findet hier einen kleinen, aber nicht unwesentlichen Einfluss. In PERCY diffamieren die Medien in Kürze den ohnehin schon hart getroffenen Farmer und schubsen ihn gnadenlos in eine noch tiefere Krise, die sich nun auch noch auf das soziale Umfeld des ehrenwerten Mannes niederschlägt. Dieser Aspekt taucht immer häufiger in Filmen auf und vermittelt uns eine recht unschöne Entwicklung, die hinführt zu einem gesellschaftlichen Zusammenleben, welches nur noch auf großen Schlagzeilen aufgebaut ist und dabei jeden Preis in Kauf nimmt. Daher ist es wunderbar, wie Regisseur Clark Johnson diese Kritik unterschwellig und kaum auffällig einfach einfließen lässt.

Percy © PVM Productions INC. 2019 | Mongrel Media

Fazit

PERCY liefert uns also nicht nur einen inhaltlich wichtigen und teilweise sehr kritischen Film, den es lohnt anzuschauen, sondern konzentriert sich zudem auch immer wieder auf die leisen und sanften Töne und besinnt sich nach großen Aufregern immer wieder zurück auf den zentralen Fokuspunkt der Geschichte: Den Kampf des Percy Schmeiser. Dieser wurde im Übrigen auch in einigen Titelfassungen als Percy vs Goliath aufgenommen und damit durchaus treffend Charakterisiert, weshalb nur bedingt nachvollziehbar ist, dass dies letztlich nur auf PERCY zusammengestrichen wurde. Dennoch liefert uns PERCY eine mitreißende Geschichte, die wieder einmal die Schrecken der großen Unternehmen aufdeckt und zeigt, dass das einfache Volk in der heutigen Zeit arg an Ansehen verloren hat und daher jeglicher Rücksichtslosigkeit ausgesetzt wird. Christopher Walken zeigt sich von seiner besten Seite und auch wenn der Film an manchen Stellen noch etwas mehr auf den Putz hätte hauen können, bekommen wir eine wirklich gute Inszenierung.

In Deutschland protestieren die Bauern seit längerer Zeit gegen das extreme Preisdumping in den Supermärkten und den entsprechend geringen Umsätzen durch die eigene harte Arbeit. Doch ein weiteres Problem entwickelt sich seit Jahren zunehmend weltweit: Gentechnik und ihre Folgen. Der hiesige Film schaut sich dies betreffend das Schicksal eines fleißigen Farmers aus Kanada an, der sein Leben lang geschuftet hat für seine Ländereien und nun von Agrarwirtschaftsgiganten versucht wird in die Knie zu zwingen. Es entwickelt sich eine klassische David gegen Goliath Geschichte, die einer hervorragenden Blaupause für alle Arbeitskämpfe gleicht.

Mit Christopher Walken in der Hauptrolle hat Regisseur Clark Johnson eine hervorragende Wahl getroffen, denn Walken beweist mit seiner inneren Ruhe wieder einmal das richtige Gespür für die Darstellung der realen Person Percy Schmeiser, auf dessen Leben dieser Film beruht. Geschickt werden verschiedenste Aspekte des Arbeitskampfs abgewogen und so dem Zuschauenden ein vollumfassendes Bild präsentiert, welches zum Nachdenken anregt. Tatsächlich schafft es Johnson sogar neben der Sympathie zum Protagonisten auch ein gewisses Verständnis für die gegnerische Firma Monsanto zu erwecken, auch wenn natürlich immer wieder harsche Kritik geübt wird. PERCY ist ein sehr ruhiger Vertreter seines Genres und fällt dabei nicht weiter auf, transportiert uns jedoch einen tollen Film den man einmal gesehen haben sollte.

Original title: Percy
Cinema release: 01.07.2021

FSK 6 ©FSK

Length: approx. 99 minutes
Country of production: Canada
Director: Clark Johnson
Actors:inside: Christopher Walken | Roberta Maxwell | Pathy Aiyar
Genre: Biography | Drama
Distributor: MFA

Percy © PVM Productions INC. 2019 | Mongrel Media

The so-called green genetic engineering is applied to plants and is used to make them more resistant and robust by changing the genetic material of plants. The aim is to breed a kind of perfect plant that produces a high yield, cannot be damaged by the weather and is protected against insect infestation. The aim is also to overcome the preconditions for cultivation so that appropriate plants can be grown even in water-scarce or climatically unfavourable conditions. In particular, such techniques are used for cereals, soy, maize and rice. For this purpose, the essential genes are isolated from the large number of genes in a plant and thrown together in a laboratory to form a new gene construct. Such gene transfer is not always successful. Many companies that succeed combine this technique with their own products, for example for pest control. Therefore, it is also possible to identify exactly when a plant has been genetically engineered and has a patent on it.

Percy Schmeiser has become a victim of this cutting-edge agricultural science, which inspired director Clark Johnson to create a film about him. Previously, he hasn’t exactly stood out for biographical productions, but has already scored a big box office hit with S.W.A.T., which recently received a Netflix remake. Otherwise, he has spent more of his career directing series or standing in front of the camera as an actor himself. In Christopher Walken, Johnson has found an extremely experienced lead actor who almost guarantees a successful film. Walken’s acting range is absolutely huge and so we know him from comedies like CATCH ME IF YOU CAN, biographical dramas like EDDIE THE EAGLE, scary films like SLEEPY HOLLOW, action classics like PULP FICTION or, most recently, theatrical adaptations like WILD MOUNTAIN THYME.

Percy © PVM Productions INC. 2019 | Mongrel Media

That’s the story about

Percy is an aging Canadian farmer who has spent his entire life tending his farm and putting a lot of time and effort into his fields. But when the big agricultural company Monsanto suddenly comes around the corner and accuses him of stealing the company’s own seeds and using them illegally, everything starts to shake and it suddenly looks like he is going to lose everything he has worked so hard to build up. But at 67, he no longer has the strength to defend himself – or so it seems. In his defence, he secures the services of the rather insignificant lawyer Jackson Weaver, for whom a fight also seems hopeless. But Percy knows that he is innocent and so the point comes when environmental activist Rebecca Salcau convinces him to fight for his rights and thus make a statement for the whole world.

Review of PERCY

With PERCY, the genre of harrowing biographies finally returns to the screen, which we have also seen to some extent with DARK WATERS and ERIN BROCKOVICH. As a conglomeration of judicial drama and fate film, as well as elements focusing on the exposure of a major grievance, the work will particularly appeal to arthouse fans. This is further enhanced by the rather quiet narrative style in combination with the solid cast. Christopher Walken in particular shines once again and shows us his genuine acting skills. His every word is believable and comprehensible and he forms a character with whom it is all too easy to identify. The only difference is that Walken shows a somewhat grouchy attitude, which comes out in all his characters, whereas Percy Schmeiser seems much more open-minded. However, this is a detail to be neglected.

Percy © PVM Productions INC. 2019 | Mongrel Media

Besides him, however, it is above all Zach Braff who catches the eye and now apparently wants to try his hand at a successful acting career in a second attempt. After KINGS OF HOLLYWOOD, this is the second film in which he appears as a not insignificant supporting character and shows himself in a completely new light. Often known from the series Scrubs – Die Anfänger, he has set a milestone in comedy series, but now also manages to prove that he is now ready to embody more serious roles. As a small-time lawyer with a walking disability, he succeeds surprisingly well, even if there is still a bit of upward potential. It remains exciting to see what Braff has to offer us in the near future.

Well balanced

In the film PERCY, a carefully balanced content is created, which gives us an insight into the farmer’s private life and work, but also carefully illuminates the many aspects of his labour struggle. In this way, the viewer gets an insight into the many legal questions that need to be clarified as well as the complicated genetic engineering issues that underlie the topic, but also into global political issues that follow from the labour dispute. It should not be forgotten that the challenge of financing such an action also has an influence and we thus get an impression of how it is possible to take up an almost impossible struggle despite low financial means. Thus, the film here is a bit like a blueprint for other workers and micro-entrepreneurs facing a powerful opponent.

Percy © PVM Productions INC. 2019 | Mongrel Media

This in turn brings into play considerations of the motivations behind the film. For example, it is made very clear to us that the entire legal struggle is supported, and financed, by environmental activists for whom even defeat can be a success. Therefore, it cannot be ruled out that the film’s realisation also contains the motivation to address people all over the world and to encourage them not to let themselves be exploited, but to fight back. So a clever marketing strategy for corresponding activists? However, at the time of publication it is not possible to confirm or refute this thesis.

The media terror

A very topical social problem also finds a small but not insignificant influence here. In PERCY, the media shortly defame the already hard-hit farmer and push him mercilessly into an even deeper crisis, which now also affects the social environment of the honourable man. This aspect appears more and more often in films and conveys to us a rather unpalatable development that leads to a social coexistence that is only built on big headlines and accepts any price in the process. It is therefore wonderful how director Clark Johnson lets this criticism flow in subliminally and hardly noticeably.

Percy © PVM Productions INC. 2019 | Mongrel Media

Conclusion

PERCY thus not only provides us with a film that is important in terms of content and at times very critical, which is worth watching, but also repeatedly concentrates on the quiet and gentle tones and, after major upsets, always returns to the central focal point of the story: the struggle of Percy Schmeiser. Incidentally, this was also included in some title versions as Percy vs Goliath and thus quite aptly characterised, which is why it is only partly understandable that this was ultimately cut down to PERCY. Nevertheless, PERCY provides us with a rousing story that once again exposes the horrors of big business and shows that the common people have lost a lot of prestige in this day and age and are therefore exposed to all kinds of ruthlessness. Christopher Walken is at his best and even if the film could have been a bit more hard-hitting in places, we get a really good production.