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Plane Filmstill

Plane ©2023 LEONINE Studios | Kenneth Rexach

Die Philippinen sind in Deutschland vor allem als fantastisches Reiseziel mit einer unglaublichen Flora und Fauna bekannt. Immer wieder werden die Inselgruppen im Südosten Asiens auch von Filmschaffenden aufgesucht, um die herausstechenden Landschaften für ihre Werke zu nutzen. Doch nicht alles ist so wunderschön, wie es auf den Bildern zu sehen ist. Schon ONODA – 10.000 NÄCHTE IM DSCHUNGEL hat uns einen Eindruck geboten, wie schrecklich sich auch dort der zweite Weltkrieg ausgewirkt hat. In der zu 90% aus Christen und 5% aus Muslimen bestehenden Bevölkerung gibt es leider auch mehrere islamistische Terrororganisationen. So ist die Abu Sayyaf (zu Deutsch „Schwertkämpfer“ – mehrere Schreibweisen  möglich) eine Splittergruppe, die bis heute immer wieder für Angst und Schrecken vor allem auf den Inseln Jolo, Basilan und Mindanao sorgt. Mehrere deutsche Staatsbürger wurden von ihnen im vergangenen Jahrzehnt entführt und teilweise sogar hingerichtet, nachdem Lösegeldverhandlungen gescheitert sind.

Darum geht es

Flugzeugkapitän Brodie Torrance freut sich sehr auf sein Treffen mit seiner Tochter. Doch zuvor muss er ein Passagierflugzeug noch zurück in die Heimat überführen. Da die Fluggesellschaft Geld sparen will, wird er dazu aufgefordert mitten durch ein Unwettergebiet zu fliegen. Etwas holprig scheint das auch alles wunderbar zu klappen, bis schließlich ein Blitzschlag die komplette Bordelektronik lahm legt und ein Absturz unvermeidlich wird. Brodie sieht kaum eine Chance für einen glücklichen Ausgang dieses Vorfalls und dennoch schafft er es unter widrigsten Bedingungen die Maschine mit nur geringen Verlusten irgendwie auf den Boden zu bekommen. Orientierungslos offenbart sich schon bald ein neues Problem: sie sind mitten in separatistischem Gebiet gelandet, in welchem sich nicht einmal die philippinische Polizei traut aktiv zu werden. Ein Überlebenskampf beginnt. Doch kann ein einfacher Pilot sich und seine Passagiere retten?

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Rezension

‚Ach, mal wieder ein Gerard Butler – Film. Da wissen wir schon, was uns erwartet…‘ So oder so ähnlich wird es wohl Vielen ergehen, die sich Poster und Titel dieses Werks ansehen. Doch tatsächlich verbirgt sich mehr unter der Oberfläche als man auf den ersten Blick sieht. Drehbuchautor Charles Cumming erzählt mit PLANE einen Mix aus realistischen Ereignissen, kaum erwähnenswerter 0815 Action sowie einem Gedankenspiel basierend auf persönlichen Erfahrungen. Die Geschichte sei entstanden während eines Ägyptenurlaubs, bei dem zeitgleich im Land mehrere Anschläge und Entführungen stattfanden. Diese Ereignisse sorgten dafür, dass er sich die Frage stellte, was wohl passiert wäre, wenn sein Urlaubsflieger von Terroristen entführt wurden wäre. Nachdem das Produktionsteam Einfluss ausübte, wurde die Handlung schließlich auf die philippinische Insel Jolo verlegt und die Auftakthandlung etwas umstrukturiert.

Plane Filmstill

Plane ©2023 LEONINE Studios | Kenneth Rexach

Entstanden ist daraus ein Film, der überraschend viel Realismus und sinnvolle Entscheidungen aufweist und damit im Kontrast zu vielen absurden Action B-Movies des Protagonisten Gerard Butler steht. Schon in CHASE bewies er zuletzt, dass ein Moment von sinnigen Entscheidungen äußerst erfrischend wirken kann, auch wenn diese im besagten Film lediglich die ersten 20 Minuten anhielten. Und auch wenn PLANE noch immer auf das Genre Survivalaction runtergebrochen werden kann und dieses nicht neu erfindet, so ist doch deutlich zu erkennen, dass sich das gesamte Team bemüht hat, deutlich reduzierter zu erzählen und Abstand von der sonst üblichen bayesken Explosionswut zu nehmen. In noch verträglichen 108 Spielminuten setzt PUBLIC ENEMY Regisseur Jean-Franҫois Richet auf vorwiegend authentische Dartstellungen. So wirkt vor allem die Absturzsequenz aus dem Flugzeugcockpit recht überzeugend, da sie nicht nur in wenigen Sekunden abgehandelt wird und zumindest der Eindruck entsteht, dass beide Darsteller wirklich wissen, was sie tun.

Überall ein wenig besser

PLANE splittet sich somit in zwei wesentliche Teile: einerseits einen Flugzeugabsturz, der mehrfach mit unüberhörbarer Kritik gegenüber wirtschaftlicher und somit nicht logischer Entscheidungen versehen wird, und andererseits einen Überlebenskampf in separatistischem Gebiet, welcher durchaus in ähnlicher Form möglich wäre und somit zu einem schockierenden Tagtraum mutiert. Während der erste Part lediglich unangenehm durch einige unsinnige Schnitte auffällt und dadurch immer wieder kleine Ärgerlichkeiten darbietet, die nicht nötig gewesen wären, bleibt die Entführungsphase vor allem durch mehrere Zeit- und Handlungssprünge in Erinnerung, die einerseits viele alberne Erzählungen, welche sonst üblich wären, auslassen und andererseits dem Publikum gewisse Storybruchstücke im „Friss oder Stirb“ Stil vor die Nase werfen. Zudem wird immer wieder auch zu einem Krisenstab geschnitten, welcher Rettungsmaßnahmen koordinieren soll. Dieser wird als nicht unwichtig dargestellt, hätte allerdings rückblickend auch komplett rausgeschnitten werden können.

Plane Filmstill

Plane ©2023 LEONINE Studios | Kenneth Rexach

Es gibt nur sehr wenige wirkliche Actionsequenzen, welche dann wiederum einen ordentlichen Grad der Brutalität bieten und auf das große Feuerwerk verzichten. Für einen gewissen künstlerischen Anspruch bekommen wir sogar einen kurze One Shot Sequenz, in welcher Gerard Butler sich über rund zwei Minuten mit einem gegnerischen Angreifer duelliert und eine tatsächlich überzeugende Kampfdarbietung präsentiert. Abseits dessen bleibt jedoch das Schauspiel aller Beteiligten gewohnt ernüchternd. Abschließend sei jedoch erwähnt, dass sogar auf die unsäglichen Pointen, die in den Ruhephasen solcher Produktionen häufig abgefeuert werden, weitestgehend verzichtet wurde, um eine gewisse Ernsthaftigkeit aufrecht zu halten.

Stilisierter Negativfilm mit roter Ziffer 6Fazit

Es ist gar nicht so leicht PLANE ordentlich einzuordnen, da er auf der einen Seite viel erwartbaren B-Movie Charakter mit sich bringt und auf der anderen Seite immer wieder versucht über sich hinaus zu wachsen und sogar eine gewisse Relevanz in die Handlung einzuarbeiten, die ihm anfangs kaum zuzutrauen ist. Im Grunde ist alles einfach ein bisschen besser als sonst: Gerard Butler gibt sich ein bisschen mehr Mühe; die Kamera versucht ein bisschen mehr Abwechslung zu bieten, der Schnitt versucht ein bisschen mehr unsinnige Inhalte auszublenden, die Story versucht etwas authentischer und realitätsnaher zu sein und die Action ist einfach etwas reduzierter und damit deutlich akzeptabler. Wird der Film dennoch in einem Jahr in Vergessenheit geraten sein? Vermutlich schon.

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