Review Fakten + Credits


Project Wolf Hunting FilmstillEines muss man Capelight Pictures lassen: Der deutsche Filmverleih ist ein verdammt zäher Hund, wenn es um die Veröffentlichung ihrer Filme geht. Nach dem langwierigen Kampf um die ungeschnittene Kinoauswertung des taiwanesischen Splatter-Horrors THE SADNESS im vergangenen Jahr lieferte sich Capelight erneut ein Kräftemessen mit der Freiwilligen Selbstkontrolle, um auch den nicht weniger brutalen Actionthriller PROJECT WOLF HUNTING ohne Schnitte durch das Prüfverfahren zu prügeln. Drei Anträge, zwei Absagen! Nach einem langwierigen hin und her, ähnlich einem Duell im Armdrücken, gelang es dem Verleih beim dritten Versuch doch noch als Sieger aus der Situation zu gehen. Die südkoreanische Schlachtplatte darf bald in voller blutiger Länge in den Lichtspielhäusern begutachtet werden. Aber haben sich die Mühe und Hartnäckigkeit überhaupt gelohnt?

Darum geht es

Nach einem missglückten Überführungsversuch einer Gruppe gewalttätiger Schwerverbrecher*innen von den Philippinen zurück in ihr Heimatland Südkorea, muss sich die örtliche Regierung eine Alternative einfallen lassen. Der öffentlich angekündigte Rückflug zog viele Schaulustige an und wurde jäh von einem blutigen Attentat verhindert, das mehrere zivile Opfer forderte. Um weiteren Zwischenfällen vorzubeugen, sollen die Gefangenen unter Ausschluss der Öffentlichkeit auf einem alten Frachtschiff, der „Frontier Wolf“, über das ostchinesische Meer an ihren Zielort gebracht werden. Bemannt mit einer Brigade an Polizist*innen, macht sich das Schiff auf seine Reise, ehe die Hölle an Bord ausbricht. Durch einen Sabotageakt gelingt es den skrupellosen Gangstern, sich zu befreien, um das Kommando mit aller Gewalt an sich zu reißen. Doch unter Deck befindet sich eine noch weitaus blutrünstigere Bedrohung, die weder vor den Gesetzeshüter*innen, noch vor den, sich bereits in Freiheit wähnenden Gefangenen, zurückschreckt…

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Rezension

Bereits eine frühe Explosion macht klar: PROJECT WOLF HUNTING macht keine Gefangenen, wenn es um den großzügigen Einsatz von Kunstblut geht. Wenn sich der Boden langsam mit dem dickflüssigen Rot des menschlichen Lebenssaftes färbt, ehe es schließlich auch verstreut herumliegende Körperteil erreicht, ist diese Auswirkung einer Detonation bereits deutlich blutiger als in herkömmlichen Actionfilmen – aber noch Lichtjahre von dem entfernt, was die Zuschauer*innen noch erwartet. Laut unbestätigten Quellen sind bei den Dreharbeiten des südkoreanischen Genrefilms rund 2,5 Tonnen Kunstblut zum Einsatz gekommen. Auch wenn diese aberwitzig hohe Zahl vermutlich nichts weiter als ein marketingwirksames Märchen ist, kann man PROJECT WOLF HUNTING keinesfalls unterstellen, geizig mit seinen Blutreserven umzugehen – ganz im Gegenteil! Bei den unzähligen Kills, die allesamt on-screen geschehen und mit Leichtigkeit die 50er-Marke überschreiten, werden die Opfer nicht einfach nur ermordet, sondern förmlich gemolken, bis auch der letzte Tropfen Blut aus ihren Adern vergossen wurde.

Project Wolf Hunting Filmstill

Project Wolf Hunting ©2023 capelight pictures

Es wäre ein Leichtes, diese Review einzig und alleine als weit ausgelegte Abhandlung über selbstzweckhafte Gewalt anzulegen oder sich in detaillierten Schilderungen der gezeigten Grausamkeiten zu verlieren, was in Anbetracht des Zielpublikums aber der falsche Ansatz wäre und dem Film letztlich nicht unbedingt gerecht werden würde. PROJECT WOLF HUNTING ist reinste Splatter-Action, deren Gewalt ausschließlich dem Unterhaltungswert geschuldet ist. Wer das mag, der mag das – alle anderen werden sowieso nicht einschalten oder angewidert mit dem Kopf schütteln. Regisseur Hongsun Kim vermeidet es bei seiner ausladenden Gewalt-Orgie bestimmte Grenzen zu überschreiten und konzentriert sich stattdessen auf das Aufschneiden und Zerquetschen seiner, nie über den Status von menschlichem Schlachtvieh hinausgehenden Figuren. Handwerklich sind die praktischen Effekte kaum zu überbieten und qualitativ weit entfernt von trashigen B-Movies. Alleine das grandiose Sounddesign, das jeden gebrochenen Knochen und jede aufplatzende Fleischwunde bereits auf der Tonspur zu einem ekligen Erlebnis macht.

Project Wolf Hunting Filmstill

Project Wolf Hunting ©2023 capelight pictures

Viel Kunstblut, wenig Inhalt

Zwei Absätze und noch kein Wort zur Geschichte? Der Grund hierfür ist ebenso simpel wie der Film selbst: Abseits der Gewaltszenen hat PROJECT WOLF HUNTING quasi nichts zu erzählen – und selbst das Gemetzel ist nach dem wiederholten Mal ziemlich ermüdend. Ganz so linear, wie es die an den 90er Jahre Hochglanz-Trash CON AIR erinnernde Inhaltsangabe vermuten lässt, ist der südkoreanische Actionstreifen zwar nicht, doch auch der abrupte Genrewechsel in der Mitte des Films, der plötzlich eine ganz neue Gefahr offenbart und auch die Figurenkonstellation wie aus dem Nichts einmal komplett durchmischt, kann an der eingesetzten Lethargie wenig ändern. PROJECT WOLF HUNTING ist locker eine halbe Stunde zu lang und schafft es trotz der Überlänge nicht, seinen Figuren Leben einzuhauchen. Spätestens wenn diese dann noch in den richtigen Momenten nicht schießen, um in den falschen daneben zu zielen, war es das mit der erhofften blutig-spaßigen Actionunterhaltung.

Fazit

Literweise Blut, unzählige Leichen und knallharte Action. Punktuell betrachtet kann man mit der südkoreanischen Schlachtplatte PROJECT WOLF HUNTING tatsächlich seine Freude haben – wenn auch auf die simpelste Art und Weise. Doch wenn die repetitiven Tötungsszenen nach dem x-ten durchbohrten Körper irgendwann ihre Faszination verlieren, fehlt es dem Actionthriller an einer spannenden Geschichte und interessanten Figuren als Sicherheitsnetz, um den gemächlich fallenden Unterhaltungsfaktor aufzufangen. Wer im vergangenen Jahr jedoch bereits seinen Spaß mit dem taiwanesischen Zombie-Horror THE SADNESS hatte, wird aber auch hier auf seine blutigen Kosten kommen.

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