Als Jed, Matt und Robert sich in die Stadt schleichen, erfahren die Jungs was passiert ist: Amerika ist im Krieg mit Kuba und den Sowjets. Geschockt wollen sie bei ihren Freunden, den Masons, zur Rast kommen. Doch Jack Mason (Ben Johnson) weist die Jungs darauf hin, dass sie von den Besatzern gesucht werden und sie mit seinen Enkeltöchtern Toni (Jennifer Grey) und Erica (Lea Thompson) zurück in die Wälder sollen. Dort hört die größer gewordene Gruppe von den ersten Massenerschießungen und beschließt, eine Guerillagruppierung zu werden: die Wolverines.
Review
Die Idee, dass die USA von ihren Feinden auf eigenen Boden angegriffen werden, ist nichts neues und spätestens seit Videospielen wie Call of Duty: Modern Warfare 2 (2009), Homefront oder Homefront: The Revolution weit verbreitet. Jedoch zählt RED DAWN zu den Erstlingen des Subgenres und beweist selbst, dass diese Idee anfällig für Propaganda sowie das Schüren von Feindbildern ist. Immerhin war der Film bei Friedensbewegungen lange verpönt und in Deutschland in der ungeschnittenen Fassung bis 2001 auf dem Index. 40 Jahre nach Release präsentiert Capelight Pictures das Werk erstmals ungeschnitten in 4K.
Propaganda vom feinsten…
RED DAWN verheimlicht nicht, ein rechtskonservatives Propagandawerk zu sein, welches sich fast aller damaligen Feindbilder der USA bedient. Der weltweite Kommunismus, die Sowjetunion, Kuba, aber auch die deutsche Partei Bündnis 90/Die Grünen werden in einer Form abgearbeitet, die an die reißerischen „Berichte“ von NiUS.de und Co erinnern. Denn die Grünen sind laut RED DAWN an der Auflösung der NATO sowie Abzug aller Atomwaffen aus Europa schuld. Eine übertriebene Schwarzmalerei, bei der der Film – besonders bei Beleidigungen – kein Blatt vor dem Mund nimmt.
Auffällig ist auch, dass RED DAWN die Feinde der USA als nicht wirklich intelligent darstellt. Die Besetzung der Stadt erinnert eher an einen Gangsterüberfall aus Westernfilmen und nicht der zweier Armeen, von denen zumindest die Sowjets zu der Zeit symmetrische Kriegserfahrung und eine schlagkräftige Truppe hatten. RED DAWN setzt zwar mit seiner Guerillabewegung Parallelen zum Sowjetischen Krieg in Afghanistan gegen die Mujahedin, aber im Film handelt es sich um eine Handvoll unerfahrener Jugendlichen. Unwahrscheinlich, dass ausgebildete Soldaten nicht gegen die Wolverines ankommen.
…mit überraschender Wendung
Mit einem Punkt überrascht RED DAWN dann dennoch das Publikum. Denn der Film thematisiert kurz die Feindschaft zwischen China und der Sowjetunion, wegen der China sich im Film mit Amerika solidarisiert, während Europa wegschaut. Zugleich stellt sich der Film Fragen, wie ob sich das Kämpfen lohnt, oder wie weit Guerillas für ihre eigene Freiheit gehen dürfen. Auf dem ersten Blick eine schöne Wendung, die dennoch System hat.
Denn die Thematisierung Chinas dient nur dazu, Europas Sehnen nach Frieden und die „geringen“ Militärausgaben zu kritisieren. Dass man Sozialausgaben dem Militär nicht unterordnen sollte, steht in RED DAWN selbstredend nicht zur Debatte. Doch auch die moralischen Fragen sind mehr Schein als Sein, um den Heldenmut der ach so tapferen Jugendlichen zu untermalen und zu zeigen, dass sie nicht auf „verweichlichte“ Ideale hereinfallen. Um die Volkssturmähnlichen Tendenzen zu vervollständigen, darf auch ein pathetisch, patriotisches Ende nicht fehlen.
Guerilla oder Freizeitpark
RED DAWN schafft es nicht, die Wolverines als echte Guerillatruppe darzustellen. Die Flucht in den Wald, das Jagen und Sammeln nach Nahrung sind Anfangs für die Zuschauenden ansehnlich, erinnert aber an einen netten Campingausflug unter Freunden. Ironischerweise werden die Jugendlichen vom KGB als eine Pfadfindertruppe bezeichnet. So als ob RED DAWN selbst weiß, dass dem Anspruch nicht gerecht werden kann.
Besonders wird dieser Unglaube der Rezipienten bei den Überfällen und Feuergefechten deutlich. Hier verschwenden die Jugendlichen Munition in Massen, als ob sie glaubten, die Patronenreserven der Streitkräfte der USA im Rücken zu haben. Hier hätte RED DAWN mit dem Haushalten, wohl überlegten Kampfschlägen oder gezielten Schüssen glänzen können. Das hätte die Notwendigkeit des Kampfes, aber auch die plötzliche Ressourcenknappheit der Wolverines besser transportiert.
Die Action von RED DAWN ist dennoch unterhaltsam, erinnert aber mit ihren hitzigen Feuergefechten mit echten Explosionen eher an einen RAMBO III. Immerhin ist die Stadt vom Krieg gezeichnet, was glaubhafter als das CGI-lastige Remake von 2012 aussieht. Doch was sich die Sowjetunion und Kuba von einem Kaff in Colorado erhoffen bleibt den Zuschauenden unklar. Denn selbst im Film kommt keine strategische Bedeutung zur Geltung.
Eine Einstellung kurz vor Verweigerung
Das Schauspiel ist – wenn überhaupt – nur durchschnittlich und in Szenen, wenn Darstellende Verwundete mimen müssen, unfreiwillig komisch. Jedoch liefern die Schauspieler der russischen und kubanischen Besatzer dennoch eine glaubhafte Performance ab, während RED DAWNs Partisanengruppe um Patrick Swayze regelrecht überfordert wirkt. Schmachtende oder emotionslose Blicke passen nicht zu wutentbrannten Freiheitskämpfenden.
Ausgerechnet der kubanische Oberst Ernesto Bella (Ron O’Neal) ist der einzige Charakter mit Charme und Sympathie. Dessen Schauspiel erinnert zwar meist an Telenovelas, aber die Bedenken und moralischen Dilemma sind greifbar echt. Zudem erfahren die Rezipienten genug über Ron O’Neal, sodass er kein bitterböses Klischee ist und erfreuen sich darüber, dass der Oberst Respekt für die Wolverines hat, da sie ihn an seine eigenen Zeiten als Guerilla erinnern. Wenigstens etwas Liebe zum Detail.
Fazit
RED DAWN ist größtenteils eine schlecht gealterte Propaganda der USA, gegen die ein TOP GUN als Werbefilm der Navy noch harmlos wirkt. Selbst vermeintliche Gesellschaftskritiken oder das Aufgreifen wahrer Elemente sind nur Mittel zum Zweck und das Ziel, den Pathos zu untermauern. Doch wer sich dem bewusst ist und nostalgischer, leicht trashiger Action beiwohnen will, ohne viel nachdenken zu müssen, macht mit RED DAWN nicht viel verkehrt. Denn trotz aller Kritik ist der Film in allen Punkten besser als das Remake mit Chris Hemsworth in der Hauptrolle.
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Originaltitel | Red Dawn |
Kinostart | 10.8.1984 |
Länge: | 114 minuten |
Produktionsland | United States of America |
Genre: | Action | Thriller | Kriegsfilm | Drama | Science Fiction |
Regie | John Milius |
Executive Producer | Sidney Beckerman |
Producer | Barry Beckerman | Buzz Feitshans |
Kamera | Ric Waite |
Musik | Basil Poledouris |
Cast | Patrick Swayze, Charlie Sheen, C. Thomas Howell, Lea Thompson, Darren Dalton, Jennifer Grey, Powers Boothe, Brad Savage, Ben Johnson, Harry Dean Stanton, William Smith, Ron O'Neal, Vladek Sheybal, Frank McRae, Lane Smith, Roy Jenson, Pepe Serna, Radames Pera, Judd Omen, Zitto Kazann |
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