Auch wenn das Ende des zweiten Weltkriegs schon 77 Jahre zurückliegt, steckt dieses düstere Kapitel der Geschichte doch immer noch tief in der DNA von uns Europäern. Gerade wir Deutschen stehen in der Verantwortung, dass aus unserem Land nicht noch einmal eine Gefahr für die ganze Welt entsteht. Auch wenn wir langsam an einen Punkt geraten, an dem die letzten Kriegsverbrecher des zweiten Weltkriegs das Zeitliche segnen, sind wir in der Pflicht unsere Kinder über die Gefahren des Nationalsozialismus aufzuklären. Da wir in der Schule mehrfach mit Nazi-Deutschland konfrontiert werden, ist es ganz spannend einen filmischen Blick von außen auf die Verbrechen unserer Vorfahren zu bekommen. So ist es beispielsweise in RED GHOST: NAZI HUNTER geschehen. Der russische Regisseur Andrey Bogatyrev hat mit seinem Film eine Geschichte über die Invasion Russlands der Deutschen im zweiten Weltkrieg erzählt und lässt dabei beide Seiten zu Wort kommen.
Darum geht es…
Es ist das Jahr 1941 in Sowjetrussland, der Winter hält das Land fest im Griff und deutsche Soldaten machen Jagd auf Partisanen. Eine Gruppe kämpft sich durch den Schnee, auf der Flucht vor den Nazis und auf der Suche nach einem warmen Unterschlupf. Sie haben die hochschwangere Vera (Polina Chernyshova) im Schlepptau, die kurz davor ist ihr Kind auf die Welt zu bringen, sollten die Nazis sie entdecken, würde das für die Frau und ihr Kind den Tod bedeuten. Parallel ist eine Gruppe Wehrmachtssoldaten auf der Suche nach einem Mann. Es gibt Gerüchte über einen Scharfschützen, der mittlerweile über hundert Nazis getötet haben soll, die Russen glauben, dass es sich um mehr als nur einen einfachen Mann handelt und sprechen vom roten Phantom. SS-Hauptsturmführer Braun (Wolfgang Cerny) soll diesen Mann finden und beseitigen. Während er mit seinen Soldaten nach Spuren sucht, kommt er in einen kleinen Ort, in dem die Gruppe um Vera ebenfalls Unterschlupf gesucht hat. Die Gruppe befindet sich in tödlicher Gefahr, als die Nazis feststellen, dass sie nicht allein sind.
Rezension
Was erwartet man von einem Film mit dem Titel RED GHOST: NAZI HUNTER? Als ich das erste Mal den Titel gelesen habe, bin ich von einer blutigen Trash-Action-Orgie ausgegangen. Leider muss man sagen, dass der Titel, der für den deutschen Markt gewählt wurde, eher missverständlich ist. Im Film begleiten wir keine Figur, die Jagd auf Nazis macht, es handelt sich zu einem großen Teil um einen sehr dialoglastigen Film, in dem die Angst der Charaktere im Mittelpunkt steht. Wenn man das im Vorfeld weiß, wird man vermutlich mit anderen Augen an den Film herangehen. Ein großer Teil der Handlung spielt in der Siedlung, in der sich die russischen Partisanen verstecken und die Wehrmachtssoldaten einfallen. Der Film lebt eher von den dramatischen Momenten, als von der Action, die sich am Ende entlädt.
Was auf den ersten Blick deutlich wird, ist bei wem sich Regisseur Andrey Bogatyrev inspiriert hat. Sowohl der Soundtrack als auch die Bilder wirken wie aus einem Tarantino Film geliehen. Durch die klaren kalten Bilder und den Aufenthalt in der kleinen Siedlung fühlt sich der Film an, wie eine russische Version von THE HATEFUL EIGHT. Gerade was Musik und Bilder betrifft gelingen Bogatyrev einige besondere Momente. Ähnlich wie in den Filmen des Großmeisters brechen die Western Sounds, die wir mit der warmen Prärie verbinden, auf geschickte Art die klirrend kalten Aufnahmen. Der Regisseur hat dabei ein Auge für eindrucksvolle Szenen, für die sich ein Blick schon lohnen kann. Leider kopiert Andrey Bogatyrev zu viel von Tarantino, er raubt sich damit die Chance eine eigene Handschrift zu entwickeln.
Ohne Moos, nix los
Erzählerisch bleibt RED GHOST: NAZI HUNTER weit hinter den Filmen von Tarantino zurück. Der Film setzt auf verschrobene Charaktere, auf eine Prise skurrilen Humor und auf die Dialoge. Die Gespräche der Figuren sind gefüllt von uninteressanten Nichtigkeiten, sodass man keine Bindung zu den Figuren aufbaut. Statt sich auf den Humor zu konzentrieren, hätte es dem Film besser getan die Charaktere kennen zu lernen. Bis zum Ende bleiben uns die Figuren egal und im großen Showdown am Ende interessieren wir uns nicht dafür, wer überlebt und wer stirbt. Obwohl man sich nicht mit den Nazis identifizieren möchte, gibt es auf ihrer Seite wesentlich spannendere Charaktere. Die Soldaten werden uns nicht nur als böse Faschisten präsentiert, sie beginnen am eigenen System zu zweifeln, als sie die Waffe auf eine Schwangere richten sollen. In solchen subtilen Momenten schafft es der Film zu glänzen.
Für die Besetzung der Wehrmachtssoldaten wurde dazu auf deutschsprachige Schauspieler gesetzt. Bei Wolfgang Cerny handelt es sich beispielsweise um einen Österreicher, der in seinen Szenen deutsch mit seinen Kameraden spricht. Leider fällt auf, dass der Film nur ein geringes Budget hatte, alle anderen Schauspieler neben Cerny wirken wie Laiendarsteller, denen man ihre Rollen zu keiner Zeit abnimmt. Zusätzlich wurde bei den Effekten gespart. Immer wenn jemand erschossen wird, kommt es zu den gleichen digitalen Bluteffekten, dies reißt leider etwas raus, insbesondere weil der Film sonst großartig aussieht.
Insgesamt ist RED GHOST: NAZI HUNTER eine sehr patriotische Metapher, wie sich am Ende zeigen soll. Wir sehen, wie zäh die Russen sind und dass sie sich von niemandem kampflos unterwerfen lassen. Dabei werden allerdings nicht der russische Staat und das System in den Fokus gestellt, es geht viel mehr um die Menschen, es geht darum das jeder einzelne zum Helden werden kann.
Fazit
RED GHOST: NAZI HUNTER ist für mich ein sehr zweischneidiges Schwert. Auf der einen Seite stehen die tollen Bilder und der großartige Soundtrack, zusätzlich lässt der Film Zwischentöne zu und geht nicht den offensichtlich einfachen Weg, die Nazis als seelenlose Monster darzustellen. Auf der anderen Seite werden uns Charaktere präsentiert, zu denen man keine Bindung aufbaut und eine zähe Handlung, die erst spät an fahrt aufnimmt. Wahrscheinlich wäre es hier das beste einfach mal selber einen Blick zu wagen, in meinen Augen ist dieser Film der Inbegriff von Durchschnitt, er ist nicht schlecht, aber auch nicht richtig gut, ich war teilweise unterhalten, aber auch gelangweilt. Deswegen gibt es von mir auch nur eine mittelmäßige Bewertung.
Sowjetrussland im Winter 1941. Die Soldaten der Wehrmacht sind im Land eingefallen und machen Jagd auf Partisanen. Doch scheinbar versteckt sich in den Wäldern ein Widerstandskämpfer, den alle nur „das rote Phantom“ nennen. Währenddessen flieht die Gruppe um die schwangere Vera vor dem Feind, und finden eine kleine Siedlung. Doch bald taucht SS-Hauptsturmführer Braun (Wolfgang Cerny) mit seiner Einheit auf.
RED GHOST: NAZI HUNTER ist der russische Versuch einen Tarantino Film zu schaffen. Es gibt beeindruckende Bilder, einen großartigen Western Soundtrack und viele vermeintlich belanglose Dialoge. Wo Tarantino Gewicht in die Dialoge bringt, gelingt es Andrey Bogatyrev leider nicht, sämtliche Gespräche und Sprüche sind Rohrkrepierer. Wir entwickeln dadurch keine Beziehung zu den Figuren und am Ende ist es völlig egal, wer am Leben bleibt und wer das Zeitliche segnet. Dabei hilft es nicht, dass viele der Rollen von vermeintlichen Laiendarstellern besetzt sind, die nur wenig von ihrem Handwerk verstehen. Trotzdem handelt es sich um keinen schlechten Film, es entsteht eine gewisse Spannung und man bleibt am Ball, allerdings ist es auch kein wirklich guter Film, er bewegt sich irgendwo in der Mitte. Man kann auf jeden Fall mal einen Blick wagen, sollte sich aber darauf einstellen, hier eher einen gediegenen Streifen zu sehen, als eine rasante Jagd auf Nazis.
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Originaltitel | Krasnyy prizrak (Красный призрак) |
DVD/Blu-ray – Release | 28.01.2022 |
Länge | ca. 96 Minuten |
Produktionsland | Russland |
Genre | Drama | Historie | Horror |
Verleih | capelight pictures |
FSK |
Regie | Andrey Bogatyrev |
Drehbuch | Andrey Bogatyrev | Pavel Abramenkov | Oleg Bogatov | Vyacheslav Shikhaleev |
Produzierende | Andrey Bogatyrev | Elena Belova | Elvira Dmitrievskaya | Konstantin Elkin | Alexey A. Petrukhin | Oleg Tumanov | Tatyana Voronetskaya |
Musik | Sergey Solovev |
Kamera | Nikita Rozhdestvenskiy |
Schnitt | Aleksandr Ershov | Aleksandr Serikov |
Besetzung | Rolle |
Aleksey Shevchenkov | Red Ghost |
Vladimir Gostyukhin | Ded |
Yuriy Borisov | Prostachoyok |
Polina Chernyshova | Vera |
Wolfgang Cerny | Braun |
Michael Gor | Comic actor |
Olga Stashkevich | Krasnoarmeyka |
Pavel Abramenkov | Moryachyok |
Vyacheslav Shikhaleev | Politruk |
Oleg Vasilkov | Commander |
Konstantin Simonov | Kostya |
Paul Orlyanskiy | Klein |
Mihail Melin | Gunther |
Oleg Klenov | Koch |
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