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Rivalinnen - Duell auf der Klinge

Rivalinnen – Duell auf der Klinge ©2021 Koch Films

Das Fechten ist eine Kampfsportart, die zu den ersten Wettbewerben der Menschheit gehören und als sportliche Variation bereits in der Antike betrieben wurden. Zudem gehörte es zu den Gründungssportarten der wiederaufgelebten Olympiade, die 1896 in Athen ausgetragen wurde. Auch wenn der Sport in der heutigen Zeit nicht mehr so populär zu sein scheint, gibt es noch immer viele Athleten, die ihn betreiben. Unterschieden wird dabei in Florett, Degen und Säbel, was selbstverständlich auf die jeweils genutzt Waffe zurückzuführen ist. Jede dieser Duellgattungen unterliegt zudem unterschiedlichen Regularien. So zählen Treffer beim Florett nur am Oberkörper, ausgenommen aller Gliedmaßen, beim Degen der gesamte Körper und beim Säbel hüftaufwärts. Ähnlich wie beim Tischtennis greift man so lange an, oder verteidigt sich, bis man einen Treffer setzen konnte, ohne selbst getroffen zu werden. Dabei gibt es unterschiedliche Maximalwerte für Treffer, je nach Art des Wettkampfs.

2016 war dabei ein bedeutendes Jahr für die russische Nationalmannschaft der Frauen, die bei Olympia gleich drei Goldmedaillen für sich beanspruchen konnten. Die beide großen Hoffnungsträgerinnen waren dabei Jana Karapetowna Jegorjan, die mit gerade einmal 23 Jahren antrat und herausragendes Talent bewies durch einen sehr schnellen und schwer zu verteidigenden Stil, sowie die acht Jahre ältere Sofja Alexandrowna Welikaja, die sehr präzise arbeitete und mit ihren fünf Weltmeisterinnentitel eine Legende der Sportart wurde. Für Olympia waren die beiden Frauen gezwungen im Team anzutreten und gewannen gegen die Ukraine Gold mit einem recht eindeutigen Ergebnis. Spektakulär war allerdings auch, dass die beiden Damen auch im Einzelkampf aufeinandertrafen und zusammen das Finale bestritten – Sofja Alexandrowna mit dem Wunsch ihre Karriere mit einem Olympiatitel zu krönen, Jana Karapetowna mit dem Ziel ihre noch junge Karriere und ihren Ehrgeiz zu belohnen.

Darum geht es…

RIVALINNEN – DUELL AUF DER KLINGE erzählt die Geschichte dieser beiden erfolgreichen Sportlerinnen, einsetzend bei ihrem ersten Aufeinandertreffen bei einer russischen Fechtmeisterschaft, die mutmaßlich ein bis zwei Jahre vor dem angesprochenen olympischen Turnier stattfand. Als beide die Stärker der jeweils anderen Fechterin erkannten, wuchs eine innere Rivalität, die darin gipfelte, dass durch den olympischen Mannschaftssport gezwungenermaßen eine gemeinsame Linie gefunden werden musste. Dabei prallen jedoch zwei völlig unterschiedliche Charaktere aufeinander, die zudem an äußerst elementaren Wendepunkten der eigenen sportlichen Entwicklung stehen. Schafft es zumindest der russische Trainer diese zwei Persönlichkeiten miteinander zu verbinden und sie zum größten Erfolg ihrer Karriere zu führen?

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Rezension

Regisseur Eduard Bordukov vergreift sich mit diesem Film an einem Thema, welches nur selten cineastisch umgesetzt wird. Zuletzt sahen wir DIE KINDER DES FECHTERS im Jahr 2015, welcher sich auf die elementaren Grundlagen der Sportart konzentrierte und sich zugleich einer großen menschlichen Komponente bediente. Im hiesigen Film ist es fast schon schwer die Story auf wirklich eine Komponente einzugrenzen, denn trotz einer noch recht humanen Laufzeit ist das Werk vollgepackt mit Inhalten, was sich auch recht deutlich im Tempo niederschlägt, in welchem die Handlungsstränge visualisiert werden. Bordukov prescht dabei mit einem hohen Pacing vorwärts und zeigt uns einerseits unzählige Fechtduelle und deren Vorbereitung, aber auch die Persönlichkeiten, die hinter der Story stehen. All das gipfelt schließlich in einem spannenden und mitreißenden Finale, welches sich vor US-amerikanischen Pendants nicht zu verstecken braucht.

Rivalinnen - Duell auf der Klinge

Rivalinnen – Duell auf der Klinge ©2021 Koch Films

Dabei schafft es Bordukov nicht nur einen Hauch russischen Patriotismus einfließen zu lassen, welcher sich jedoch in der Gesamtbetrachtung vollkommen im Rahmen hält, er schafft es auch optische und musikalische Highlights und Akzente zu setzen, die es wert sind erwähnt zu werden. Fast ausschließlich nutzt er dabei russische Songtitel, was äußerst wichtig für die Filmgestaltung ist, denn dadurch wird es mit Leichtigkeit geschafft ein Gefühl für die russische Mentalität aufzuzeigen. Gleichzeitig bestimmt auch die Musik das schon zuvor angesprochene Tempo. Fast jede Szene scheint unterlegt zu sein mit dem peppigen modernen Score, der einen sehr treibenden Charakter offenbart und damit kaum eine ruhige Minute zulässt. Dabei ist jedoch auch wichtig herauszustellen, dass durchaus auch besinnliche Augenblicke Zugang zum Film finden und geradezu perfekt abgepasst wurden. Genau in den richtigen Augenblicken nimmt Bordukov das Tempo aus der Handlung, um damit die Bedeutung einzelner Szenen noch stärker zu fokussieren.

Präzise und schwunghaft

Dabei geht er auch einen taktisch klugen Weg, indem er uns bereits in der ersten Szene alle wesentlichen Figuren vorstellt und einen umfassenden Einblick in die Sportart bietet, da ihm offenbar selbst bewusst war, dass große Teile der Konsumenten sich nicht mit den Regeln dieses Sports auskennen. Um diese zu erläutern wird ein Moderatorenpaar etabliert, welches ähnlich zu PITCH PERFECT uns einen kurzen und bündigen Einblick in die wichtigsten Grundlagen gibt. Dies wird auch visuell noch einmal gut herausgearbeitet durch spezielle digitale Einblendungen, die dezent, aber kurz und bündig alle elementaren Informationen zusammenfassen. Kombiniert mit guten Kameraeinstellungen und teilweise sehr starken Aufnahmen, wie schon das Filmposter vermuten lässt, wird zudem die hohe technische Qualität abgerundet.

Rivalinnen - Duell auf der Klinge

Rivalinnen – Duell auf der Klinge ©2021 Koch Films

Auch schauspielerisch gibt es nicht viel auszusetzen. Beide Protagonistinnen wirken fast wie bekannte große Filmstars und gerade bei Svetlana Khodchenkova trifft dies auch weitestgehend zu, denn sie haben wir bereits in den erfolgreichen Werken DAME, KÖNIG, AS, SPION und WOLVERINE: WEG DES KRIEGERS zu sehen bekommen. Stasya Miloslavskaya kann zwar noch keine solche internationalen Produktionen vorweisen, schafft es jedoch eine erstaunliche Ähnlichkeit zur deutschen Erfolgsschauspielerin Emilia Schüle zu erzeugen. Beide Darstellerinnen harmonieren wunderbar miteinander und schaffen es in kürzester Zeit eine interessante Hass-Freundschaft zu entwickeln, die geprägt ist von netten verbalen Duellen, welche wiederum ein Stück des Charakters von RIVALINNEN – DUELL AUF DER KLINGE ausmachen.

Hin- und hergerissen

Hierbei verkörpern beide eine Hauptrolle und werden gleichermaßen bedacht. Das Publikum bekommt sowohl die sportlichen Leistungen als auch Einblicke ins Privatleben von beiden Figuren geboten. Auch wenn diese aufgrund der enormen Informationsdichte nur oberflächlich behandelt werden können, zeichnet sich doch ein recht umfassendes Bild ihrer Persönlichkeiten ab. Gleichzeitig wird damit aber auch ein Verständnis für beide Lager des finalen Duells aufgebaut, welches dazu führt, dass die Betrachtenden sowohl mit beiden Protagonistinnen mitfühlen können, aber auch das Leid dieser verspüren. Für Unwissende wird somit der finale Fight zu einem kurz, aber spannenden Intermezzo, dessen Resultat nicht absehbar ist. Ob diese Stärke auch bei Kennern des Sports und der Ereignisse erkennbar ist, wage ich jedoch zu bezweifeln.

Rivalinnen - Duell auf der Klinge

Rivalinnen – Duell auf der Klinge ©2021 Koch Films

Gerne hätte ich jedoch noch mehr über die beiden Sportlerinnen erfahren. Diese Informationen versucht RIVALINNEN – DUELL AUF DER KLINGE kurz vor Ende noch ein wenig nachzuholen und mehr die persönlichen Ebenen zu beleuchten und damit zu korrigieren, was zuvor versäumt wurde. Dabei entsteht teilweise der Eindruck, als hätte man sich an der letztjährigen Erfolgsserie DAS DAMENGAMBIT orientiert – auch optische Ähnlichkeiten der Bildgestaltung sind teilweise erkennbar. Gerade dieser Part tut dem Werk jedoch nicht gut, denn plötzlich verliert dieses enorm an Kraft und fängt an sich in der eigenen Erzählung zu verlieren und dabei das Publikum nicht mehr bei der Stange zu halten. Auch wenn es sich hierbei nur um eine recht kurze Etappe handelt, deren Timing absolut verfehlt wurde, ist es etwas schade, dass damit ein wenig die Sympathien verspielt wurden.

Mut oder Leichtsinn?

Im Verlauf der Story scheint Bordukov zudem auch einen teilweise recht mutigen Weg zu gehen und sich durch leichte Ohrfeigen deutlich gegen die Mentalität überkandierter Fußballer auszusprechen und auf der anderen Seite das Thema Doping anzureißen. Gerade in den vergangenen Jahren stand Russland des Öfteren im Fokus von diversen Doping-Skandalen, die letztlich zum Ausschluss bei den olympischen Spielen führten und Athlet:innen nun als „Olympische Athleten aus Russland“ antreten lassen. Nicht ganz klar wird, ob Bordukov mit diesem Film die russischen Athlet:innen verteidigt oder sarkastisch thematisiert mit der Dialogzeile betreffend einer Verletzung: „[weil unser] medizinisches Team das Beste der Welt ist“. Parallelen können natürlich auch zufällig sein, doch es ist naheliegend, dass hiermit auf eine gegenwärtige Problematik hingewiesen wird.

Rivalinnen - Duell auf der Klinge

Rivalinnen – Duell auf der Klinge ©2021 Koch Films

Fazit

RIVALINNEN – DUELL AUF DER KLINGE schafft es die Neugier des Publikums stets hochzuhalten und einen dramaturgischen Höhepunkt aufzubauen, der sich absolut sehen lässt. Dabei lebt der Film vor allem von seinem hohen Erzähltempo, fantastischen Bildern, tollen Darsteller:innen, die ihren Figuren viel Ausdruck verleihen, sowie rasanter aber auch lokal russischer Musik. Auch wer nichts mit diesem Sport anfangen kann, wird voraussichtlich hier ein wenig Interesse dafür entwickeln können, denn bessere Werbung kann es tatsächlich kaum geben. Ein hohes Maß an persönlicher Empathie spielt natürlich auch in die Wahrnehmung hinein.

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Ich werde einfach nicht müde es festzustellen: russische Filme überraschen mich mehr und mehr und mehr. So langsam werde ich richtiger Fan dieser modernen und frischen Art, die zwar dem Hollywood-Vorbild nachempfunden scheint, aber gleichzeitig auch versucht eine völlig neue Herangehensweise zu finden. Auch der hiesige Film schafft es wieder mich voll in seinen Bann zu ziehen. Nicht nur, dass ich mich nicht mit dem Fechten identifizieren kann, obwohl der wohl einzige Fechtfilm der letzten 10 Jahre sogar als Banner in meiner Wohnung hängt, auch tue ich mich häufig schwer mit recht oberflächlichen Figurencharakterisierungen. Dieser Film vereint jedoch beides und trotzdem schafft es Regisseur Bordukov die Aufmerksamkeit gebannt auf die Handlung zu lenken. Mit einem unfassbar hohen Erzähltempo jagt er geradezu durch die Thematik hindurch und präsentiert uns eine äußerst mitreißende Sportwelt, die an prominente cineastische Vorbilder Amerikas erinnert. Um Schwächen zu offenbaren bleibt tatsächlich kaum Zeit, außer als doch endlich mal ein wenig Figurentiefe nachgeholt werden soll. Abseits davon bekommen wir ein enormes Konvolut an Handlung präsentiert, die alle Emotionen ansprechen kann und dabei noch unheimlich gut aussieht und klingt. Da bekomme ich glatt noch einmal Lust den Film jetzt einzulegen und nochmal zu schauen! Eine dicke Empfehlung für alle, die sich mit Sportfilmen jeglicher Art identifizieren können!

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Rivalinnen - Duell auf der Klinge

Rivalinnen – Duell auf der Klinge ©2021 Koch Films

Originaltitel Na ostrie (На острие)
DVD/Blu-ray – Release 25.03.2021
Länge ca. 115 Minuten
Produktionsland Russland
Genre Drama | Sport
Verleih Koch Films
FSK
FSK 12

FSK 12 ©FSK


Regie Eduard Bordukov
Drehbuch Eduard Bordukov | Aleksandr Egorov | Igor Gordashnik | Mikhail Kakuberi | Anton Sheenson | Anna Sobolevskaya
Produzierende Mikhail Degtyar | Elena Glikman
Kamera Mikhail Milashin
Schnitt Aleksandr Koshelev | Ekaterina Pivneva

Besetzung Rolle
Svetlana Khodchenkova Aleksandra Pokrovskaya
Stasya Miloslavskaya Kira Egorova
Sergey Puskepalis Gavrilov
Aleksey Barabash Konstantin
Kirill Degtyar Mark
Sofya Ernst Nina Pogodina
Hilda Karmen Alina Rybnikova
Evgeniy Sytyy Kiras Vater
Kristina Kucherenko Margarita

 

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