Doch der ED-209 ist fehlerhaft und kann erstmals nicht weiterentwickelt werden. Das ist die Chance für Bob Morton (Miguel Ferrer), der seinen Vorgesetzten das RoboCop-Programm vorstellt. Der Haken: er braucht einen freiwilligen Menschen, der sich in einen Cyborg verwandeln lässt. Doch da die Polizisten nach dem Tod Eigentum von OCP sind, wird der kürzlich von Gangsterboss Clarence Boddicker (Kurtwood Smith) erschossene Alex Murphy (Peter Weller) das unfreiwillige Versuchskaninchen und muss jegliche Erinnerung an sein Leben aufgeben.
Review
ROBOCOP ist ein Science-Fiction-Film von Kultregisseur Paul Verhoeven, in dem dieser diverse Gesellschaftskritiken geschickt verpackt. Aufgrund dieser sowie der expliziten Darstellung der Gewalt war der Film für die Kontrollgremien in Deutschland zu brutal, weshalb in den deutschen Kinos 1988 nur eine geschnittene Version lief und ROBOCOP erst Ende 2013 vom Index gestrichen wurde. Knapp elf Jahre später veröffentlicht Capelight Pictures mit der ALIVE AG den Film in Kinofassung sowie Director’s Cut neu in 4K.
Eine Kampfansage an das moderne Hollywood
ROBOCOP ist trotz einiger Mängel herausragend gealtert. Zwar ist erkennbar, dass es sich bei dem ED-209 um Stop-Motion handelt und seine abgefeuerten Raketen über „unsichtbare“ Seile gezogen werden, aber das hat dennoch seinen eigenen Charme und ist alles andere als negativ zu betrachten. Denn Effekte wie Mündungsfeuer, Einschusslöcher, Explosionen sowie rauchende Waffen bleiben überzeugend und wirken auch heute noch einwandfrei, da sich beim Design dieser Gedanken gemacht wurden. So sticht ROBOCOP moderne CGI-überladene Filme wie sein 2014er Remake mühelos aus.
Doch nicht nur die Optik, sondern auch die Action von ROBOCOP kann vielen Filmen abseits von JOHN WICK oder TOP GUN: MAVERICK ein Beispiel sein. Übersichtliche Bilder, hitzige Schießereien, präziser Humor und ein Hauch von Revolverhelden sorgen für eine fesselnde Unterhaltung. ROBOCOP darf sich auch verrückte, teils überspitzte Szenen erlauben, die dem Publikum in anderen Filmen zu viel wären, da das Setting des von Verbrechen verseuchten Detroit der Nährboden des Wahnsinns ist.
Antagonist mit Charme
Das Gefühl des Wahnsinns wird von den Antagonisten ROBOCOPs untermauert. Diese sind zwar einfach nur Böse und tragen nichts Gutes in sich, aber dem Film gelingt hier etwas, wo Actionfilme wie JOHN WICK: KAPITEL 4 oder THE BEEKEEPER scheitern. Denn die Bande um Kurtwood Smith, Ray Wise, Paul McCrane, Calvin Jung und weiteren hat ihren eigenen Charme, ist verrückt und harmonisiert wie eine echte Gangsterbande. Die Truppe ist eine Mischung aus jugendlicher Rebellion, Gewissenlosigkeit und eiskalten Kalkül.
Doch das Detroit von ROBOCOP wirkt nicht nur wegen den Antagonisten sondern auch dank des restlichen Cast lebendig. Sein es Dan O’Herlihy, Ronny Cox und Felton Perry als gerissene Bosse von OCP oder Robert DoQui sowie Michael Gregory als Polizisten der Stadt. Sie alle schlüpfen in ihre Rollen und gehen in diesen auf, weshalb sich das Szenario für Zuschauende so greifbar anfühlt.
RoboCop und Wing(wo)man
Am meisten ist das Publikum jedoch von Nancy Allen als Polizistin Anne Lewis begeistert. Sie ist nicht nur die direkte Kollegin von Murphy, sondern erkennt ihn auch im Namensgebenden RoboCop wieder, ist für ihn zur Stelle und hilft ihn bei der Erinnerung an das menschliche Ich. Dabei verkommt Nancy Allen aber nicht zur Damsel in Distress, sondern ist gleichgestellt, überzeugt durch Raffinesse als Ausgleich zur Stärke und ist der emotionale Anker sowie die gute Seele von ROBOCOP.
Das spielt Peter Weller als namensgebenden RoboCop in die Hände. Denn ohne eine benötigte Hilfe wär dieser für die Zuschauenden nicht interessant genug, gar zu übermächtig. Gleichzeitig hilft Nancy Allen Peter Weller dabei, seine menschliche Seite besser zu transportieren, denn den Part als Roboter verkörpert er dank passender Mimik und Gestik treffender als den Part des Alex Murphy. Das kann aber auch daran liegen, dass sein Auftritt als Streifenpolizist auffallend kurz ist.
Die Verhoeven-DNA
Von Beginn an ist zu spüren, dass ROBOCOP von Paul Verhoeven ist. Die DNA seiner Filme findet sich sofort in Score, Hang zu praktischen Effekten sowie der Gesellschaftskritik, welche mal wieder leicht missverstanden werden könnte, wieder. Gerade STARSHIP TROOPERS ist ein Film, welcher dem Publikum bei der Sichtung von ROBOCOP immer wieder ins Gedächtnis ruft. Jedoch ist der Film um den Robo-Polizisten bodenständiger.
Denn ROBOCOP ist heute – besonders nach der Wiederwahl von Donald Trump und dessen Wunsch, Elon Musk im Kabinett zu haben – aktueller denn je. Es scheint so, als ob Paul Verhoevens dystopisches Detroit der Vorbote für die ganzen USA ist. Denn wenn Großkonzerne und Superreiche die Politik leiten und Institutionen wie Polizei verwalten, fällt die eigentliche Bevölkerung hinten rüber. So muss sich die Polizei die Kritik, dass man die Reichen, aber nicht die Massen schützt, gefallen lassen.
Teuer aber oho
Mit einem Preis von 40 Euro ist das Mediabook fünf Euro teurer als gewohnt, aber dafür gibt es insgesamt vier Discs, von denen zwei 4K und die anderen beiden herkömmliche Blu-Rays sind. Die Film-Discs kommen mit Original 2.0 Stereo Sound, gemasterten 5.1 sowie einer Dolby Atmos Tonspur daher, wobei letztere nur auf Englisch verfügbar ist. Jedoch überzeugt das Mediabook mit einem treffenden Design sowie einer Einordnung der Gesellschaftskritiken von ROBOCOP durch Kulturjournalistin Kathrin Horster.
Fazit
ROBOCOP ist wunderschön gealtert, trifft immer noch treffend den politischen sowie kapitalistischen Zeitgeist und präsentiert das Geschehen als eine bitterböse Satire. Die Action ist ein echtes Highlight und profitiert von den praktischen Effekten sowie den charmanten Darstellenden. Wer die Filme von Paul Verhoeven sowie Sci-Fi-Filme im Retro-Zukunft-Style liebt, sollte definitiv einen Blick wagen.
Wie hat Dir der Film gefallen?
Originaltitel | RoboCop |
Kinostart | 17.7.1987 |
Länge: | 102 minuten |
Produktionsland | United States of America |
Genre: | Action | Thriller | Science Fiction |
Regie | Paul Verhoeven |
Executive Producer | Jon Davison |
Producer | Arne Schmidt | Edward Neumeier |
Kamera | Jost Vacano |
Musik | Basil Poledouris |
Cast | Peter Weller, Nancy Allen, Dan O'Herlihy, Ronny Cox, Kurtwood Smith, Miguel Ferrer, Robert DoQui, Ray Wise, Felton Perry, Paul McCrane, Jesse D. Goins, Del Zamora, Calvin Jung, Rick Lieberman, Lee de Broux, Mark Carlton, Edward Edwards, Michael Gregory, Freddie Hice, Neil Summers |
Wie hat Dir der Film gefallen?
Hinterlasse einen Kommentar