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Darum geht es
David (Johan L. Heinstedt), ein beim schwedischen Militär angehender Meteorologe, besucht in seinem Urlaub seine Mutter, um ihr bei ihrem bevorstehenden Umzug zu helfen. Dabei stolpert er über die Unterlagen seines verstorbenen Vaters. Da David bis heute nicht die Wahrheit über dessen Ableben kennt, fährt er auf eine einsame Insel in der Barentssee und hofft, das Geheimnis dort lösen zu können. Doch als er in seinem Leuchtturm auf dieser Insel den Strom einschaltet, passieren gleich mehrere bizarre Dinge auf einmal. Mit Sarah (Hanne Mathisen Haga) meldet sich eine mysteriöse Frau über das Funkgerät, er sieht Lichter und Spuren, die nicht zu ihm oder ihr passen und er findet ein Höhlensystem. Dieses birgt Geheimnisse und eine Verbindung, mit der weder David noch Sarah rechnen.
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Review

SHADOW ISLAND wurde im Rahmen des Fantasy Filmfest 2023 gezeigt. Der Film verspricht von der Idee ein klaustrophobisches Szenario und erinnert nicht zuletzt durch den Leuchtturm und die verlassene Insel an Robert Eggers DER LEUCHTTURM. Das Setting bietet sich für einen Thriller auch klar an. Die Insel ist weit vom Festland entfernt, es ist stürmisch, immer düster und trotzdem fühlt sich Johan L. Heinstedt beobachtet. Aber der Film kann seine Chancen nicht wirklich nutzen, ist erzählerisch zu langsam und verstrickt sich in so vielen Twists, dass das Publikum am Ende mehr Fragen als Antworten hat.

Erdrückende Langeweile

Trotz der kurzen Laufzeit von 90 Minuten dauert es circa eine Stunde, bis endlich etwas nennenswertes passiert und die Handlung vorangetrieben wird. Davor konzentriert sich der Film auf Landschaftsaufnahmen, Verfolgerperspektiven und Funkgespräche zwischen Johan L. Heinstedt und Hanne Mathisen Haga. Das alles passiert in solch einem langsamen Tempo, dass Zuschauende das Gefühl bekommen, dass der Film mindestens zwei Stunden geht und immer wieder gegen ihre Müdigkeit ankämpfen müssen oder auf ihr Smartphone schauen wollen.

Nach der ersten Stunde explodiert der Film förmlich und erschlägt das Publikum mit einer schwindelerregenden Menge an Twists, Enthüllungen und Rückblenden, dass M Night Shyamalan neidisch werden könnte. Es passiert zu viel auf einmal, Entdeckungen können nicht verarbeitet sowie analysiert werden und Johan L. Heinstedt geht trotz militärischer Ausbildung unüberlegt und unlogisch vor, obwohl er nicht unter Druck steht. Das sorgt zwar für ein actionreiches Finale, aber unsere Fragen werden nicht nur nicht beantwortet, sondern wir werden mit noch mehr von diesen unbeantworteten Fragen zurückgelassen.

Schwarz wie die Nacht

Die Bilder von SHADOW ISLAND sind durchgehend sehr dunkel gehalten. Es ist eigentlich immer bewölkt und mit fortlaufen des Films wird das Wetter immer schlechter und dunkler, bis der Film sein Szenario letztlich komplett in Keller und Höhlen verfrachtet. Für ein Kinoerlebnis ist das ein beliebter Trick, da damit eine immer näher werdende Bedrohung signalisiert wird. Aber für eine Sichtung im Heimkino sollte dies beachtet werden, da dunkle Filme hier nochmal etwas dunkler wirken.

Der Soundtrack hat klar erkennbar Inspiration von Größen wie Hans Zimmer oder Ludwig Gorrannson, erdreistet es sich aber nicht, diese nur zu kopieren. Eigentlich hätte dieser sogar ein Lob verdient, aber er passt nicht in das Szenario. Die Musik ist für die Szenen, die sie untermauert zu überdramatisch und unpassend. Wenn Johan L. Heinstedt zum Beispiel einen geheimen Mineneingang findet, braucht es keine bassige Musik, die an die Flughafenszene aus TENET erinnert.

Charakterliche Bindung ist fragwürdig

Die charakterliche Verbindung zwischen Johan L. Heinstedt und Hanne Mathisen Haga ist interessant und eine der größten Stärken des Films. SHADOW ISLAND spielt hier mit dem klaustrophobischen Inselsetting. Immer wieder sind die Beiden regelmäßig auf die Fähigkeiten der anderen Person angewiesen und merken dabei schnell, dass sie mehr als nur nutznießerische Gefühle füreinander hegen. Wir können das gegenseitige annähern der Protagonist*innen verstehen und erfreuen uns, den beiden bei der gemeinsamen Entwicklung beizuwohnen zu dürfen. Gerade Hanne Mathisen Hagas Charakter bietet eine interessante Tiefe und sorgt dafür, dass das langsame Erzähltempo etwas erträglicher wird.

Die beklemmende Atmosphäre wirkt sich auf das Publikum eben durch die Bindung zu den Protagonist*innen positiv aus. Es fühlt sich in gewissen Situationen genauso beobachtet und bangt um die Schicksale der Beiden. Immer wieder gibt es Szenen, in denen der der Strom ausfällt und die Zuschauenden Angst davor haben, wenn Hanne Mathisen Haga oder Johan L. Heinstedt dann nur mit einer Taschenlampe bewaffnet in den nächsten Raum gehen.

Warum die Nato-Thematik

Obwohl der Film 2019 gedreht wurde, wird in diesem immer wieder ein möglicher NATO-Beitritt durch Schweden in Radiointerviews thematisiert und es sind vereinzelt Eurofighter und militärische Transportschiffe zu sehen. Es wird aber nicht ersichtlich, ob der Film das damals noch fiktive Szenario kritisieren oder unterstützen will. Es bringt die Geschichte nicht voran und lebt nur durch die Tatsache, dass Schweden aufgrund Russlands Angriffskriegs gegen die Ukraine jetzt der NATO beitreten will.

Fazit

SHADOW ISLAND weckt durch sein klaustrophobisches Inselszenario hohe Erwartungen, die aber nicht eingehalten werden können. Trotz der kurzen Lauflänge zieht sich der Film viel zu lange und es dauert ewig, bis etwas Spannendes passiert, wodurch das Finale viel zu kurz kommt und dieses auch mehr Fragen als vorher hinterlässt. Dem Film ist sein Enthusiasmus zwar anzumerken, aber dieser kann die benannten Probleme nicht kaschieren. Thriller-Fans sollten dann doch lieber zu Filmen wie DER LEUCHTTURM greifen.

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Originaltitel Shadow Island
Kinostart 22.4.2023
Länge: 90 minuten
Produktionsland Sweden
Genre: Thriller
Regie Johan Storm
Producer Erik Ljung | Andreas Gyllström | Johan Storm | Niklas Bergwall
Cast Johan L. Heinstedt, Hanne Mathisen Haga, Magnus Roosmann, Anderz Eide, Joel Wallón

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