Review Fakten + Credits


Kurzreview

aus dem Programm der 75. Internationalen Filmfestspiele von Berlin

Immer wieder verflüchtigen sich Striche oder auch ganze Bilder in Naomi Noirs ruhelosen Kurzfilm MOTHERS CHILD – in Form von Gedanken hängen sie hier und dort, vor allem aber am erwachsenen Sohn, den die Hauptfigur Mary wegen seiner körperlichen und geistigen Behinderung allein unterstützt und pflegt. Eine Aufgabe, die ihren Alltag unaufhaltsam bestimmt und nahezu keine anderen Gedanken, nicht mehr als automatisierte Bewegungen zulässt. Alles um Mary herum verliert an Konturen, ihre Wohnung wirkt wie leergefegt, nur ein Kreuz an der nackten Wand. Wie die Gedanken der Hauptfigur kreisen auch die 2D- und 3D-Animationen sowie analoge Wasserfarben nur um Ausschnitte eines Alltags aus anschwellenden und schrumpfenden Formen. Sie münden in surrealistischen Bilderströmen, die tief in die Psyche der Alleinerziehenden eindringen.

Aus den wandelnden Farben sticht wiederholt ein greller Ton hervor: das Rot der Fingernägel. Ein perfektes Detail an einem sich durch und durch in Bewegung befindenden Körper, ein kleines Selfcare-Tüpfelchen. Ein einzelnes. Der Rest passt sich dem flexiblen, bedingungslose Liebe und absolute Erschöpfung bergenden Alltag an, insbesondere die Augen, die wiederholt zentrales Element der eindrucksvollen malerischen Bildern sind. Telefongespräche und ein Schlund aus Bürokratie engen den Alltag der Hauptfigur immer weiter ein, die unter wabernden und hallenden Gedanken und surrealen Bildverschränkungen unterzugehen droht. Einen richtigen Ausweg gibt es in Naomi Noirs persönlicher wie einschnürender Kurzfilmstudie nicht: es bleibt nur in einem Meer aus klingelnden Telefonen zu ertrinken. Oder einfach, das Babyphone fest umklammert, eine Weile einzuschlafen.

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Originaltitel Mother's Child
Kinostart 15.2.2025
Länge: 9 minuten
Produktionsland Netherlands
Genre: Animation
Regie Naomi Noir
Cast

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