Review
Wer sich auf Social Media herumtreibt, kam sicherlich schonmal mit Astrologie in Berührung, oder glaubt selbst an die Bedeutungen von Sternzeichen und Horoskopen. Solange das Verfolgen von Astrologie nur interessenhalber geschieht, ohne das Gesagte für bare Münze zu nehmen oder in die Esoterik-Schiene abzurutschen, ist es auch harmlos. Doch Sony Pictures, Screen Gems und die Regisseure sowie Drehbuchautoren Spenser Cohen und Anna Halberg dachten sich, dass Horoskope sowie Sternzeichen eine dunkle Seite haben müssen und schufen mit TAROT: TÖDLICHE PROPHEZEIUNG einen Horrorfilm, in dem verfluchte Tarotkarten ihr Unwesen treiben.
Mit 30 der Quell ewiger Jugend?
TAROT: TÖDLICHE PROPHEZEIUNG möchte dem Publikum zwar verklickern, dass es sich bei den Protagonisten um Jugendliche erreicht, die gerade ihre Volljährigkeit erreicht. Das fällt aber schwer zu glauben, da Harriet Slater 29 Jahre, Humberly Gonzales 32 Jahre, Wolfgang Novogratz sowie Jacob Batalon 27 Jahre und Adain Bradley 26 Jahre alt sind. Damit sind die Darstellenden alle fast 30 Jahre alt oder haben das Alter schon erreicht und das ist ihnen anzusehen. Es ist zu erkennen, dass hier keine Teenager, sondern reife Erwachsene sitzen.
Jacob Batalon ist die einzige Ausnahme und wirkt, als ob er von SPIDER-MAN: NO WAY HOME direkt zu TAROT: TÖDLICHE PROPHEZEIUNG hinüber geschoben wurde, was durch die Tatsache, dass beides Sony-Produktionen sind, passen würde. Er spielt letztlich denselben Comic-Relief-Charakter, wobei sein Auftreten in dem Tarot-Horror gar nicht passen will. Er ist eine überdrehte, Drogen konsumierende Version von Spideys Sidekick, welche durch ihre hibbelige Art Unbehagen bei den Rezipienten auslöst.
Hinzu kommt, dass die Gruppe an Freunden den Zuschauenden von Anfang an unsympathisch sind. Das liegt an deren unglaubwürdigen Verhalten, Dialogen, welche nicht unrealistischer sein könnten und das Talent, dass sie auf die billigsten Horrorklischees hereinfallen. TAROT: TÖDLICHE PROPHEZEIUNG erzeugt bei den Rezipienten kein Mitgefühl für die Gruppe, wodurch deren Tode nicht nur bedeutungslos sind, sondern auch keine Emotionen erzeugen. Das Geschehen wird teilnahmslos verfolgt.
Geht es noch dunkler? Ich sehe noch was!
Zugleich kann TAROT: TÖDLICHE PROPHEZEIUNG keine Spannung aufbauen oder Schocker bei den Toden erzeugen, da der Film seltsam gedreht wurde. Das Design der Monster ist eigentlich interessant und erinnert Kenner nicht zuletzt an das Horrorspiel Dead By Daylight, doch der Film will das nicht nutzen, da das Bild dunkel ist und das Publik selbst ohne äußere Lichteinflüsse kaum etwas erkennt und sich über das nervige Klischee der Handytaschenlampe freut, damit wenigstens ein bisschen Licht ins Dunkel gebracht wird.
Des Weiteren wurde TAROT: TÖDLICHE PROPHEZEIUNG nicht besonders gefilmt und traut sich nicht, mit dem Publikum zu spielen. Klar, es kann nicht jeder Horrorfilm das Rad neu erfinden, aber wenn sich schon auf Alfred Hitchcock und Suspense berufen wird, sollte der Kameramann Elie Smolkin wie der moderne Horrorschocker LONGLEGS darauf zurückgreifen. Stattdessen setzt die Kamera auf statisches Center-Framing, ohne dabei an MAD MAX: FURY ROAD zu erinnern, Schnittgewitter und Wackelfahrten, welche sich nicht gut mit einer dunklen Umgebung vertragen.
Eine Kartenlegung für das Drehbuch
TAROT: TÖDLICHE PROPHEZEIUNG hat keine nennenswerte Handlung, sondern nur eine Aneinanderreihung von Szenen, um Gruselmomente und Tode zu ermöglichen. Dabei wirkt der Film so abstrus, dass der Verdacht aufkommt, das Drehbuch selbst ist durch das Legen verfluchter Tarotkarten entstanden. Durch die Belanglosigkeit zwischen den Toden entsteht bei den Zuschauenden Langeweile, der Blick zum Handy ist verlockend und es ergibt sich die Zeit, um über unlogische Dinge wie die zwei Stunden Autoentfernung vom Unicampus zum Studentenwohnheim nachzudenken.
In der Hoffnung etwas zu retten, was nicht mehr zu retten ist, setzt TAROT: TÖDLICHE PROPHEZEIUNG auf die altbewährte Mottenkiste der Horrorfilme und benutzt somit Horrorelemente, die auch zart besaiteten Menschen keinen Schrecken mehr einjagen. Polternde Geräusche, donnernde Türen, kreischende Dämonen, flackernde Lichter und vorhersehbare Jumpscares sind nichts neues und bieten keinen Nervenkitzel. Wenn sich doch mal ein Jumpscare verirrt und das Publikum schockt, kann dieser Grusel nicht nachhallen und verpufft gleich wieder.
Zu hoch gesetzt
Die Extras der Blu-Ray von TAROT: TÖDLICHE PROPHEZEIUNG bieten bis auf Outtakes und ein selbstbeweihräucherndes Interview nichts weiter und erinnern eher an PR-Material auf YouTube. Jedoch ist das Interview der eine Schritt Marketing zu viel. Zwar erfährt das Publikum, dass die Regisseure vorher den Kurzfilm BLINK gedreht haben, den es leider nicht als weiteres Extra, sondern nur auf YouTube gibt, das war es aber an spannenden Hintergrundinformationen.
Danach wird darüber geredet, wie aufwändig, spaßig, spannend und intensiv der Dreh war, was sogar glaubhaft ist, jedoch ist ein Vergleich mit den Drehs der MISSION-IMPOSSIBLE-Reihe und zuletzt MISSION: IMPOSSIBLE DEAD – RECKONING TEIL EINS hanebüchen, da in diesen Drehs durchdachte Choreografien der Fokus sind, welche TAROT: TÖDLICHE PROPHEZEIUNG nicht vorzuweisen hat. Da hilft es auch nicht, wenn die Regisseure sich mit dem Genie von Alfred Hitchcock sowie Steven Spielberg vergleichen und ihre Begründung mit Schlagworten ausschmücken, um imposanter zu wirken. Das macht unsympathisch.
Fazit
TAROT: TÖDLICHE PROPHEZEIUNG ist wie bereits durch Trailer erwartet nicht das neue Highlight der Horrorwelt und die Erwartungen waren durch die Tatsache, dass es keine Pressevorstellung gab, niedrig. Jedoch ist das Sony-Gruselkabinett auch kein totaler Griff ins Klo, was trotzdem nicht für den Film spricht, da Filmfans die Idee mit einer Mordkette an Jugendlichen oder verfluchten okkulten Gegenständen bereits oft genug und besser gesehen haben. An sich wäre der Film noch gut genug für eine Unterhaltung für nebenbei auf einer Party, wenn die Regisseure nicht so großkotzig hoch gestapelt und sich mit Legenden der Filmbranche verglichen hätten. Dadurch entsteht ein fader Nachgeschmack, durch den der Film kritischer zu betrachten ist.
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Originaltitel | Tarot |
Kinostart | 1.5.2024 |
Länge: | 92 minuten |
Produktionsland | United States of America |
Genre: | Horror |
Regie | Spenser Cohen | Anna Halberg |
Executive Producer | Scott Strauss | Andrew Pfeffer | Spenser Cohen | Anna Halberg |
Producer | Scott Glassgold | Leslie Morgenstein | Elysa Koplovitz Dutton |
Kamera | Elie Smolkin |
Visual Effects | Luca Saviotti | Jindřich Červenka |
Musik | Joseph Bishara |
Cast | Harriet Slater, Adain Bradley, Avantika, Jacob Batalon, Humberly González, Wolfgang Novogratz, Larsen Thompson, Olwen Fouéré, Sunčica Milanović, Alan Wells, Joss Carter, James Swanton, Staša Nikolić, Anna Halberg, Cavin Cornwall, Lucy Ridley, Felix Leech, Vahidin Prelić, Dunja Pavlović, Višnja Obradović |
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