Review Fakten + Credits


Darum geht es
Ein kurzer Aufenthalt in der Heimat führt Eric zurück zu seinen beiden Schwestern. Während die jüngere Maggie am liebsten die gemeinsamen Erinnerungen aufleben lassen möchte, hält sich Rachel im Umgang mit ihrem Bruder zurück. Unausgesprochene Dinge und heimliche Vorhaben stellen die Harmonie der Geschwister auf eine Probe.

Review

Treffen sich drei Geschwister zum Mittagessen. Einer von ihnen ist Eric, der Spaßvogel, früher wie heute. Zumindest verraten das seine wiederholten Versuche, die Stimmung zwischen den jungen Erwachsenen mit Imitationen aufzulockern. Für die von Produzent und Scott Pilgrim-Darsteller Michael Cera gespielte Bruderfigur ist das kleine Familientreffen anfangs nur ein weiteres Kreuz auf seiner To-Do-Liste. Nur zögerlich tastet sich Erics Handlungsstrang, nur auf den ersten Blick rein amüsanter Vorbau, um die Geschichte ins Rollen zu bringen, an die Facetten seines Charakters heran. Schade, dass ausgerechnet sein verdecktes Pokerspiel durch wiederholtes Aufgreifen anderen Vertiefungen die Spielzeit nimmt. Dabei ist die durch das eigene Ego zum Verlängern des Aufenthalts gezwungene Figur dann viel interessanter, wenn sie sich in der Interaktion mit ihren Schwestern öffnen und sich unausgesprochenen Vorwürfen stellen muss.

Wie etwa denen von Rachel, die älteste Schwester des sehr gut harmonierenden Dreiergespanns, deren Entwicklung seit Kindheitstagen wohl am stärksten heraussticht. Ihre gegenwärtigen Lebensumstände werden ebenso grob abgetastet wie die ihres Bruders, äußern sich jedoch in ihrer Reife und in ihren nachvollziehbar aufgestauten Emotionen noch einmal deutlich eindringlicher. Aufgewühlt geraten Bruder und Schwester nach einer Staubsauger-Fehde aneinander und liefern sich Wortgefechte, in denen Michael Cera und Hannah Gross ihr einprägsames Schauspiel ebenso wirkungsvoll demonstrieren können wie auf den ruhigen Spaziergängen. Rachels Konfrontationen legen das leise, tragische Handlungspotential des lang getrennten Geschwistertrios offen, welches THE ADULTS in schnörkelfreien Bildern und ohne die Begegnungen zu einem drastischen Höhepunkt zu stilisieren, nur im Ansatz ausspielen kann.

Und dann wäre da noch Maggie, diejenige, die gern all das in die Gegenwart zurückholen möchte, für das sie ihre Geschwister als Kind geliebt hat: das Singen, gemeinsam Späße machen, Zeit miteinander zu verbringen. Mit ihrer lebendigen und ungemein enthusiastischen Performance nimmt Sophia Lillis viele der Szenen, in denen sie herumalbert, schweigt oder die Vergangenheit aus ihren Geschwistern zu schürfen versucht, für sich ein. Insbesondere im Zusammenspiel mit Rachel und Eric entfacht Lillis Figur ein ehrliches, unheimlich vertrautes und eingängiges Beisammensein. Auf selber Augenhöhe wie zu ihren älteren Geschwistern begegnet der THE ADULTS Maggies Seite der Geschichte zwischen College-Abbruch und Selbstständigkeit, lässt tiefsitzenden Herausforderungen wie Panikattacken jedoch nur als Randerscheinungen zu.

Vielleicht ist es der kurzen Zeitspanne der Erzählung geschuldet, dass viele Facetten des Geschwistergespanns nur angerissen bleiben, dass sich keine emotionale Charakterstudie entwickelt und sich auch ein unausweichlicher Veränderungsprozess nur andeutet. Die mitunter seichte Thematisierung hilft der in geerdeten Bildern leichtfüßigen Inszenierungsweise, jedoch wenig dabei, die Nuancen in den Geschwisterdynamiken, in Kommunikationsschwierigkeiten oder den einzelnen Figurenporträts zu betonen. THE ADULTS entwirft drei verschiedene Versionen des Erwachsenseins, perfekt ist keine von ihnen. So wie der Film.

FazitStilisierter Negativfilm mit roter Ziffer 6

Trefflich gespielte Geschwister-Zusammenkunft zwischen Nachbarschaftspoker, Vergangenheitsimitationen und alten Familienwunden. THE ADULTS streift die familiären und individuellen Probleme des kleinen Figurenensembles, ohne sie jedoch immer in seiner unverkrampften Erzählweise und den bodenständigen Bildern gewissenhaft zu durchzudringen.

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