Für jene, denen die aktuelle Fantasywelle mit Eventserien wie DER HERR DER RINGE: DIE RINGE DER MACHT und HOUSE OF THE DRAGON noch nicht genug ist und für jene, die sich nach neuen erwachsenen Animationsfilmen oder überhaupt nach Verfilmungen mit eigenwilliger, vor Farben nur so strotzender Optik sehnen, gibt es mit dem neusten Heimkinostart von Plaion Pictures Endes Monats Nachschub. THE SPINE OF NIGHT ist ein animiertes Fantasyspektakel, welches jene Zielgruppen aufhorchen lassen sollte, auch wenn der Film nicht ohne Probleme in eine fremde, magische Welt entführt.
Darum geht es
Erschöpft schleppt sich die Zauberin Tzod durch eine verschneite Landschaft. Ihr Ziel: eine magische blaue Blume, die nur äußerst selten blüht. Bewacht wird diese von einem alten Ritter, dem sie ihre und die Geschichte der Blumenmagie erzählt. Ihr Leidensweg ist geprägt von tyrannischen Herren, dessen finsteren Schergen und heiligen Orden …
Rezension
Würde eine Mindmap zum Thema Phantastische Stoffe erstellt werden, würden sich die meisten Storyelemente von THE SPINE OF NIGHT ohne Zweifel darin wiederfinden lassen. Magische Blumen, Götterwesen, Hexen, uralte Mächte, der Kampf des Guten gegen das Böse – geliefert wird (auch aufgrund einer rückblickenden Episodenstruktur) sehr viel Input. Eine Welt mit diversen Völkern, Orten, Lebensweisen, die angerissen, aber auch nicht tiefgreifender ausgestaltet werden, als wäre der Film das Best-Of einer Dark-Fantasy-Welt, die umfassend genug für eine ganze Miniserie ist.
Ähnlich skizzenhaft verharren die Figuren in bedeutungsschwangeren Monologen. Schematisch fügen sie sich in die oberflächlichen Strukturen der Welt ein und können nur selten ihrer Einseitigkeit entkommen. Gutes und Böses ist in der Geschichte klar gezeichnet, Entwicklungen sind in der sprunghaften Erzählung nur bedingt möglich. Auch das stilistische Abheben der Figuren vom malerisch detaillierten Aquarell-Hintergrund verleiht den oft leicht bekleideten Charakteren nur wenig Eigenständigkeit oder Tiefsinn. Nicht zuletzt beeinflusst von der eigenen Mystik und Spektakelsucht treten die menschlichen Akteure deutlich in den Hintergrund oder schlagen sich im Vordergrund die Köpfe ein.
House of Blood
An expliziten Gewaltszenen fehlt es THE SPINE OF NIGHT nicht. Menschen werden in etlichen Fehden erstochen, geköpft und zerteilt. Gewalt unterschiedlichster Art ist der blutrote Faden, welcher unter Gore-Fans gelegentlich für große Augen sorgen, die Geschichten aber nur mühselig beisammen halten kann. Erzählt wird häufig und wortwörtlich Schlag auf Schlag, aber wenig wirksam und eindringlich. Dafür sorgt erneut der Animationsstil, mit teils stakkatoartigen Bewegungsabläufen und Gewaltexzessen, die in ihrer Explizität ausgereizt und strapaziert werden.
Dabei reihen sich durchaus interessante Gedankengänge in die blutdurchtränkte Historie ein, die gegenüber der mystischen Lore deutlich zurückstecken. Die Eroberung von Sümpfen und die Ausrüstung mit Kriegsmaschinerie etwa skizzieren den Zwiespalt von Natur und Industrie, gekonnter und eindrücklicher ausgeführt hat das jedoch beispielsweise Studio-Ghibli-Klassiker PRINZESSIN MONONOKE. Im Gegensatz dazu fehlt es THE SPINE OF NIGHT trotz starker Optik an einer mitreißenden Erzählung. Ein Überschuss an Storybits, die zum Großteil schematischen Figuren und auch die episch vorgetragene, letztlich jedoch sehr generische Musik verzerren das Potential.
Fazit
THE SPINE OF NIGHT ist überladene, explizit animierte Fantasykost. Episch bebildert, aber auch altbekannt und schwulstig. Ein Film mit sprunghaft erzählter Geschichte, dem bei all seinem Gemetzel eine packende Geschichte oft verloren geht.
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