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Die Volksrepublik Benin gilt noch als sehr junger Staat. 1975 wurde sie gegründet und befindet sich zwischen Nigeria und Togo im westlichen Teil Afrikas. Rund 100 Jahre zuvor befand sich am selben Ort noch das etwa 260 Jahre alte Königreich Dahomey, welches nur kurze Zeit später von französischen Truppen erobert und als Teil von Französisch-Westafrika eingegliedert wurde. Gezo und sein Sohn Glele waren die letzten Könige, die das Land noch freiheitlich regierten. Für eben jene Unabhängigkeit kämpfte eine recht ungewöhnliche Armee, welche sich teilweise aus Frauenregimenten zusammensetzte, die allgemein als Agojie bezeichnet wurden und sich aus unverheirateten Frauen zusammensetzten.

The Woman King Filmstill

The Woman King ©2022 Sony Pictures

LETZTENDLICH SIND WIR DEM UNIVERSUM EGAL Produzentin Maria Bello erfuhr von dieser Historie auf ihren Reisen durch Westafrika und war so fasziniert davon, dass sie im gemeinsamen Schaffensprozess mit Cathy Schulman schließlich mit Viola Davis in Kontakt trat und ihr die Idee des Films pitchte. Davis, die zuvor unter anderem in THE SUICIDE SQUAD zu sehen war, war sofort angetan und befeuerte den Entwicklungsprozess in dem Gina Prince-Bythewood schließlich die Regie übernahm und damit das fast ausschließlich weibliche Team komplettierte.

Darum geht es

Eigentlich sollte Nawi zwangsverheiratet werden, doch als rebellisches junges Mädchen weigert sie sich strikt dagegen. Als unverheiratete Frau bekommt sie die Möglichkeit ihr schreckliches Leben hinter sich zu lassen und den Agojie beizutreten und damit ihrem Land zu dienen. Das harte und kräftezehrende Training bringt sie an den Rand ihrer Fähigkeiten, doch gleichzeitig findet sie im Kreise der anderen auch eine neue Familie. Doch ihr rebellischer Starrsinn bringt sie immer wieder in Schwierigkeiten und sie muss mühselig lernen, dass sie nicht mehr die hilflose Einzelkämpferin ist, sondern nun als Teil ihrer Kampftruppe den Teamgedanken leben muss. Gemeinsam stehen sie einem schwierigen Feind gegenüber, denn General Oba Ade ist gewillt, das Königreich Dahomey zu versklaven und zu unterdrücken, um im Handel mit den Portugiesen das eigene Vermögen zu vergrößern. Wie sollen die Agojie diese Übermacht nur in die Knie zwingen?

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Rezension

THE WOMAN KING ist noch gar nicht so recht gestartet, da bekommen wir bereits erste Vibes von STAR WARS vermittelt, denn mittels Laufschrift wird uns ein grober Umriss der historischen Rahmenbedingungen vor Augen geführt. Ob die Art und Weise dabei wirklich sinnvoll gewählt ist, ist sogleich fraglich, denn eben jene Fantasyassoziation sorgt dafür, dass die Handlung zunächst als nicht real eingestuft wird und lange Zeit der Eindruck aufrecht erhalten bleibt, dass es sich um eine Scheinhistorie handelt. Doch egal ob real oder unwirklich, greift Prince-Bythewood hiermit eine interessante Geschichte auf, die trotz US-amerikanischer Produktion einmal den vollen Fokus auf die afrikanische Lebensweise legt und sich voll und ganz der weiblichen Stärke widmet. Somit fällt der Film schon an dieser Stelle deutlich ins Auge, da endlich einmal nicht die weiße männliche Betrachtungsweise zentralisiert wird.

Hier bin ich die Jägerin, nicht die Beute.The Woman King

The Woman King Filmstill

The Woman King ©2022 Sony Pictures

Stattdessen werden wir sowohl visuell als auch akustisch in eine Welt entführt, die den meisten Europäer*innen fremd sein dürfte und daher einige aufregende und faszinierende Elemente zu bieten hat. Neben einem grandiosen Kostümbild, welches zumindest ansatzweise versucht zeitgenössische Trachten zu imitieren und einem Score, der moderne Klänge mit afrikanischen Vibes verknüpft, bekommen wir vor allem auch einen Cast, der nicht nur aus überbezahlten amerikanischen Stars besteht, sondern in den Nebenrollen auch immer wieder mit Auftritten von südafrikanischen Schauspielenden glänzt. Zwar sollte ein solches Lob noch immer vorsichtig genossen werden, da mit Sicherheit auch ein deutlich größerer afrikanischer Castanteil möglich gewesen wäre ohne qualitative Einschränkungen hinnehmen zu müssen, doch sind zumindest Ansätze eines breiten aufgestellten Teams schon erwähnenswert.




Game of Thrones

Die großen Ziele der Regisseurin hinsichtlich der Entwicklung eines Vorzeigefilms für die Stärkung von PoC-Frauen in internationalen Produktionen, sind deutlich erkennbar, verlieren sich dabei aber ein wenig im Bestreben einen Film zu schaffen, der beweist, dass Männer nicht zwingend in allen Actiondramen die Hauptrollen verkörpern müssen. Auch wenn dies in weiten Teilen gut gelingt, verliert THE WOMAN KING leider an anderer Stelle massiv an Glaubwürdigkeit und Sinnhaftigkeit. Statt ein starkes und epochales Werk zu schaffen, welches bei einer Laufzeit von rund 135 Minuten erwartbar wäre, verliert man sich doch wieder nur in einem unterhaltsamen Geseiere, welches kein Gefühl findet für die richtige Taktung der eigenen Erzählung und gleichzeitig auch nur eine Geschichte niederrattert, wie wir sie bereits hunderte Male gesehen haben. Somit durchleben wir eine Tortur, die an THE NORTHMAN erinnert und somit das Fass der Sklaverei und Volksunterdrückung wieder weit aufreißt.

The Woman King Filmstill

The Woman King ©2022 Sony Pictures

Auch wenn die Hauptdarstellerinnen ihren Figuren die richtige Energie verleihen, so fällt es bis zum Schluss schwer zu glauben, dass solch banale Trainingseinheiten aus spindeldürren Frauen mächtige Kriegerinnen formt. Während die mimische Arbeit der Darstellerinnen teilweise wirklich fantastisch ist und zeigt, was für grandiose Schauspielerinnen sich hinter den Rollen verstecken, wird schon an den viel zu zercutteten Kampfsequenzen deutlich, dass hier nur sehr bedingt körperliche Stärken für aufregende Choreografien gefordert sind. Stattdessen wird dem Publikum weiß gemacht, dass die Kriegerinnen problemlos mit der männlichen Kraft mithalten können und diese sogar übertreffen, was in Ausnahmefällen zwar der Fall sein mag, aber in der Regel schon biologisch schwer erreicht werden kann. Statt also auf die Vorzüge wie der leichtfüßigen Beweglichkeit, Schnelligkeit oder einer übermäßigen Kampfintelligenz zu setzen und damit eine sinnige Story zu schaffen, bedient sich das Team eher unrealistischen Wunschvorstellungen. Schade.

Stilisierter Negativfilm mit roter Ziffer 6Fazit

In einem viel zu langen Film bekommen wir somit zwar eine aufregende und unterhaltsame Geschichte präsentiert, die sowohl optisch als auch im Score fantastisch ist und die schauspielerischen Talente der Stars bestens in Szene setzt, letztlich aber weder als historisch wertvoll noch als inszenatorisch herausragend bezeichnet werden kann. Somit kann lediglich festgehalten werden, dass THE WOMAN KING für einen abenteuerlichen Kinoabend durchaus gut geeignet ist und sich somit knapp vor dem jüngst erschienen BEAST einreiht, aber dennoch bedeutungslos bleibt.

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