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Langreview Kurzkritik English Version Fakten + Credits


Das Genre der romantischen Komödie ist eines der ältesten im Sektor Film. Über Generationen hinweg begeistern sich die Menschen für unterhaltsamen Herzschmerz, was wohl damit zu begründen ist, dass das Publikum die Möglichkeit erhält aus der bitteren, kalten und oftmals lieblosen Realität in rosarote Parallelwelten zu flüchten, die einerseits die inneren Bedürfnisse nach Nähe, Herzlichkeit und Zweisamkeit befriedigt und andererseits auch ohne große Analysen und Hinterfragungen auskommt und damit ein leichtes und abwechslungsreiches Programm liefert. Dennoch wird diese Art von Filmen seit einigen Jahren immer wieder für tot erklärt und tatsächlich gibt es seit rund 15 Jahren nur noch wenige erfolgreiche Produktionen. In den Top 10 der umsatzstärksten Streifen 2022 findet sich nicht ein Film aus diesem Spektrum und in den Top 20 der erfolgreichsten Romcoms, sind lediglich drei Streifen, die nach 2009 entstanden sind, von denen zwei Werke lediglich auf dem chinesischen Markt punkten konnten.[1]

Ticket ins Paradies Still

Ticket ins Paradies ©2022 Universal Studios

Neben NOTTING HILL, ALLES EINE FRAGE DER ZEIT, DAS APPARTEMENT und VERGISS PARIS ist es vor allem PRETTY WOMAN welcher als Aushängeschild für herzlich gute Unterhaltung steht und 1990 die Karriere von Julia Roberts so richtig anfeuerte. Seither wurde sie vom britischen Magazin Empire in die Liste der 100 größten Filmstars aller Zeiten aufgenommen und führte lange Zeit auch das Ranking der bestbezahlten Schauspielerinnen an. Actingpartner George Timothy Clooney steht dem jedoch in nichts nach und hat sich als Produzent, Regisseur, Drehbuchautor und Schauspieler einen Stammplatz bei den Oscars® gesichert. Auch gemeinsam stand das Duo bereits vier Mal vor der Kamera: GESTÄNDNISSE – CONFESSIONS OF A DANGEROUS MIND, MONEY MONSTER und OCEAN’S 11 & 12 haben gezeigt, dass das Duo hervorragend miteinander harmoniert und teasern daher mit TICKET INS PARADIES einen vielversprechenden Genrevertreter an.

Darum geht es

Es ist Lilys großer Tag. Heute findet die Abschlusszeremonie an ihrer Universität statt und sie steht kurz davor einen großen und wichtigen Schritt in ein neues Leben zu machen. Dabei dürfen zwei Personen natürlich auf keinen Fall fehlen: Ihre sie über alles liebenden Eltern. Dabei gibt es jedoch einen kleinen Haken, denn Georgia und David haben sich früh scheiden lassen und meiden seither jegliche gemeinsamen Aktivitäten und giften sich zu jeder nur denkbaren Möglichkeit an. Was beide noch nicht wissen: Nur wenige Monate später würden sie zwanghaft viel Zeit miteinander verbringen müssen, denn Lily lernt auf ihrer anschließenden großen Reise ihren Traummann kennen und lässt das Ex-Ehepartner zur Hochzeit antanzen. Doch wie soll das nur gut gehen?

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Rezension

Regisseur Ol Parker hat sich der Widergeburt der Romcom verschrieben und bereits mit seinen vorherigen Regiearbeiten EINE HOCHZEIT ZU DRITT, NOW IS GOOD – JEDER MOMENT ZÄHLT sowie dem zweiten Teil von MAMMA MIA gezeigt, dass er ein Händchen für schnulzige Romantik und herzliche Geschichten hat. All diese Fähigkeiten verteilt er nun großzügig in seinem neuen Film TICKET INS PARADIES, der von ihm in Zusammenarbeit mit Daniel Pipski extra für das Schauspielduo Julia Roberts und George Clooney geschrieben wurde. Laut eigenen Aussagen gab es keinen Plan B, wenn die Wunschbesetzung nicht geklappt hätte und dies ist auch deutlich spürbar, da die Figuren in anderer Besetzung wohl niemals diese Dynamik hätten entwickeln können. Clooney und Roberts harmonieren grandios und treten wie das perfekte unperfekte Ehepaar auf, welches noch lange nicht eingerostet, steif oder gar morbide ist.

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Ticket ins Paradies ©2022 Universal Studios

Scharfzüngige Dialoge sorgen dafür, dass wir ein regelrechtes Gagfeuerwerk erhalten, welches phasenweise so sehr auf uns einprasselt, dass wir kaum noch aus dem Schmunzeln herauskommen. Dabei handelt es sich jedoch nicht selten um durchgeskriptete Einzeiler, die zwar ihren Charme haben und immer wieder das volle Spektrum der toxischen und böswilligen Kommunikation ausschöpfen, gleichzeitig aber auch vielseitig aus anderen Filmen bekannt sind und nur wenig hinreißende Pointen anbieten. Dennoch sollte lobenswert erwähnt werden, dass Parker fast vollständig ohne vulgären, grotesken, klamaukigen und Slapstick artigen Humor auskommt und lediglich mit konfrontativen Schlagabtäuschen eine amüsante Atmosphäre provoziert.




Die alten Geschichten werden wieder rausgeholt

Dabei lässt nicht nur die Art der Scherze sondern auch die gesamte Geschichte schnell erahnen, dass Parker für mindestens einen Teil der MAMMA MIA-Reihe verantwortlich ist, denn im Grunde erhalten wir ein noch heller strahlendes Abbild des Musicals, gepaart mit inhaltlichen Elementen von AFTER THE WEDDING. Auch wenn der musikalische Anteil deutlich geringer ausfällt und sich lediglich auf das Einspielen einiger bekannter Songs der jüngeren Popkultur konzentriert, sind doch viele Parallelen schnell erkennbar. Gnadenlos reist das ganze Projekt 20 Jahre in die Vergangenheit der Filmgeschichte und kramt stilistische Mittel hervor, die schon längst in der Mottenkiste verschwunden waren. Insbesondere die Gleichgültigkeit der Aneignung fremder kultureller Gebaren ist im Angesichts der gegenwärtigen Diskussionen um die Darstellung indigener Völker nicht zu übersehen und könnte in Deutschland einen empfindlichen Nerv treffen, auch wenn das Produktionsteam zusichert, dass dargestellte Zeremonien von Profis der balinesischen Kultur abgesegnet wurden.

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Ticket ins Paradies ©2022 Universal Studios

Abseits davon nimmt TICKET INS PARADIES eine äußerst privilegierte Perspektive ein und präsentiert uns eine rundum verzuckerte Welt, in der Geld und Status keinerlei Rolle spielen. Stattdessen ist das Leben der gesamten Familie so perfektionistisch, wie auch die makellosen und farbenfrohen Bilder die wir immer wieder an den Kopf geworfen bekommen und welche nahezu alle Elemente einer Romantik-Checkliste erfüllen. Seien es die unzähligen Sonnenuntergangsszenarien, tiefblaue Gewässer oder traumhafte Landschafts- und Urlaubsbilder, die teilweise tatsächlich auf Bali gedreht wurden – es gibt keinen Moment, der nicht in Hochglanz strahlt. Dem gegenüber ist es fast schon verwunderlich, dass diese Aufnahmen mit durchanimierten Tieren gespickt werden, die ganz und gar nicht der modernen VFX-Qualität entsprechen.

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Ticket ins Paradies ©2022 Universal Studios

Das ist alles nur geklaut…

Auch auf aufregende Handlungsentwicklungen braucht das Publikum nicht zu hoffen. Stattdessen ist die Story bereits nach nur wenigen Minuten erraten und weicht zu keinem Zeitpunkt vom Schema F ab. Es fühlt sich regelrecht so an, als wäre man in einen großen Topf mit Zuckerguss gefallen, welcher schließlich auch noch mit Glitzerstaub gepudert wird, damit auch der Letzte Kinogast in die Fänge des Films gerät. Insbesondere Paul, der von Lucas Bravo verkörpert wird, dient lediglich als MacGuffin und sorgt dafür, dass notwendige Konflikte eingestreut werden, die die Story davon abhalten, dramaturgisch in der totalen Versenkung zu landen. Selbst Kaitlyn Dever, bei der eine gewisse Wichtigkeit suggeriert wird, bleibt vollkommen gesichtslos und uninteressant und steht im Schatten von Roberts und Clooney, die beide wiederum vom Regisseur und Schnitt zu sehr gemaßregelt wurden, was die Abspannsequenzen deutlich zeigen.

Fazit

Trotz vieler Kritik, die sich in dieser Filmbetrachtung wiederfindet, ist TICKET INS PARADIES ein Werk, welches einen angenehmen Kontrast zu den vielen überladenen Alternativen im Kino bietet. Ol Parker besinnt sich zurück auf frühere filmische Werte und schickt uns auf eine kinematographische Zeitreise, die vor allem abseits der heutigen jugendhaften Generationen funktionieren wird. Eine unbeschwerte und leicht verdauliche Zeit ist die Folge, in welcher die Zuschauenden dazu animiert werden, nichts zu hinterfragen und blind in eine verblümte Story abzutauchen, die wir zwar schon viel zu oft gesehen haben, aber dennoch irgendwie mal wieder nötig hatten. Es ist schwer dem Film etwas Böses zu unterstellen – stattdessen sollte er wohl einfach kopflos genossen und als Hommage an die vielen tollen damaligen Filme betrachtet werden.

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Quelle

[1] All Time Worldwide Box Office for Romantic Comedy Movies, The Numbers, abgerufen am 07.09.2022