Review Fakten + Credits


Tiger Stripes Filmstill

Tiger Stripe ©Weydemann Bros

Wir haben TIGER STRIPES im Rahmen des 37. Fantasy Filmfest gesichtet.

Als wären die körperlichen Veränderungen und der mentale Stress, die mit dem Beginn der Pubertät das bis dato von kindlicher Unschuld geprägte Denken ans Limit der Belastbarkeit treiben, nicht schon schwer genug! Man möchte sich gar nicht erst ausmalen, wie diese alles auf den Kopf stellende Zeit ohne führsorglichen Beistand zu überstehen sein mag. In einem mehrheitlich muslimischen Land wie Malaysia, in dem sexuelle Aufklärung gemäß den Gesetzten der Scharia mit der Verleitung zum vorehelichen Geschlechtsverkehr gleichgesetzt wird und sowohl in den Schulen als auch im Elternhaus als Tabuthema betrachtet wird, ist man als heranwachsende Frau zunächst einmal auf sich alleine gestellt. So ergeht es auch der jungen Zaffan, die sich im malaysischen Coming-of-Age-Horrorfilm TIGER STRIPES mit ihrer ersten Regelblutung eine groteske Verwandlung vollzieht!

Darum geht es

Zaffan (Zafreen Zairizal) fühlt sich wie ein Monster! Bis vor kurzem führte sie noch ein unbeschwertes, kindliches Leben, Seite an Seite mit ihren Mitschülerinnen einer Mädchenschule im ländlichen Malaysia und wenig später schon wird sie wie Aussätzige behandelt. Zaffan hat sich verändert. Ihr kindlicher Körper wachst langsam zu dem einer jungen Frau heran. Mit dem Einsetzten ihrer ersten Periode geht es plötzlich ganz schnell und selbst ihre Freundinnen wenden sich von ihr ab, schließlich gilt die weibliche Menstruation als Lockmittel für allerhand gruseliger Geister und Dämonen. Alleingelassen mit ihren beängstigenden Entwicklungen, schotet sich das Mädchen mehr und mehr von ihrer Umwelt ab, während ihr Körper einfach nicht aufhören will sich zu verändern – und das auch noch weit über das hinaus, was man als menschlich bezeichnen kann…

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Rezension

Der Horror des Erwachsenwerdens – nicht besonders innovativ, aber treffsicher! Dass sich die beängstigenden, mit dem Erwachsenwerden einhergehenden körperlichen Veränderungen hervorragend als Leitmotiv für außergewöhnliche Horrorgeschichten eignen, haben Regisseurinnen wie Julia Ducournau (RAW), Lisa Brühlmann (BLUE MY MIND) oder Hanna Bergholm (HATCHING) in jüngster Vergangenheit bereits eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Nach der Stigmatisierung des sexuellen Erwachens und der in diesem Fall nicht nur sprichwörtlichen Fleischeslust in RAW, der Orientierungslosigkeit in BLUE MY MIND und dem gesellschaftlich anerzogenen Streben nach Perfektion in HATCHING, hat sich die malaysische Regiedebütantin Amanda Nell Eu einem weiteren, in ihrem Heimatland weitverbreitetem Problem des Heranwachsens angenommen. Als von der Pubertät überrumpeltes Mädchen in einem streng muslimischen Dorf in Malaysia erfährt Zaffan weder Aufklärung noch weibliche Unterstützung. Stattdessen unterfüttern wilde Schauergeschichten von Dämon, die dem Geruch Menstruationsblut folgen und Abgrenzung ihre Ängste.

Tiger Stripes Filmstill

Tiger Stripe ©Weydemann Bros

Ehe sich Amanda Nell Eu der surrealen Metamorphose ihrer Protagonistin widmet und dabei dem Thema Body Horror mit einem fast schon kindlichen Blick begegnet, nimmt sich die malaysische Regisseurin zunächst viel – oder besser gesagt, ein wenig zu viel – Zeit, das Leben innerhalb der kleinen Dorfgemeinschaft zu porträtieren. Zwischen Tradition und Moderne – religiöse Lehren treffen hier auf TikTok Shorts – entspinnt sich so langsam eine Hetzjagd gegen die zunehmend abstraktere Züge annehmende Zaffan, ohne dabei jedoch einen echten Sog zu erzeugen. Abgesehen von den dröhnenden Klängen der treibenden Synthesizer, entpuppt sich TIGER STRIPES dabei als recht gemächliche, fast schon zähe Angelegenheit. Durch die grotesken, vom Trash nicht gerade weit entfernten Make-Up- und Spezial-Effekten bleibt dem Publikum darüber hinaus der Zugang zum echten Horror verwehrt. Das macht TIGER STRIPES letztlich zu einem interessanten Gleichnis über das Erwachsenwerden mit ansprechender Kinematografie und großem Verständnis für die Sorgen heranwachsender Frauen im Zusammenhang mit religiösem Fanatismus, aber lediglich zu einem mäßig gelungenen Horrordrama.

FazitStilisierter Negativfilm mit roter Ziffer 6

Eine kafkaeske Transformation hin zur Weiblichkeit! Mit dem malaysischen Genrehybriden TIGER STRIPES offenbarte das 37. Fantasy Filmfest einen skurrilen Mix aus Coming-of-Age-Drama und surrealem Bodyhorror. Während Amanda Nell Eus Spielfilmdebüt als Parabel für die ungewisse Reise des Erwachsenwerdens viele spannende Aspekte vereint und dabei sowohl gesellschaftsrelevante als auch traditionell bedingte Missstände offenlegt, ist TIGER SPRITES als Horrorfilm nur bedingt geglückt.

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Review Fakten + Credits


Originaltitel Tiger Stripes
Kinostart 19.10.2023
Länge: 95 minuten
Produktionsland France
Genre: Drama | Horror
Regie Amanda Nell Eu
Producer Ellen Havenith | Pierre Menahem | Fran Borgia | Patrick Mao Huang | Yulia Evina Bhara | Foo Fei Ling | Juliette Lepoutre | Jonas Weydemann
Kamera Jimmy Gimferrer
Musik Kasimyn | Ican Harem
Cast Zafreen Zairizal, Deena Ezral, Piqa, Shaheizy Sam, June Lojong, Khairunazwan Rodzy, Fatimah Abu Bakar, Bella Rahim

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