Review
TRANSFORMERS ONE ist als Reboot des Franchise zu verstehen. Schluss mit den farblosen Decepticons, Zeitsprüngen, Logiklöchern oder Fokus auf menschliche Charaktere. Es soll endlich wieder um Transformers sowie Cybertron gehen und dabei den Weg zu den Wurzeln zurück finden. Doch hat sich die Marke zu sehr verrannt, oder wird TRANSFORMERS ONE seinem Anspruch an sich selbst gerecht?
Mut zur Farbe!
Nach den tristen, grauschwarzen Decepticons sowie den dunkelfarbig gehaltenen Autobots der Michael-Bay-Filme zeigt sich TRANSFORMERS ONE von seiner besten Seite. Die farbenfrohen sowie verspielten Designs sind ein Segen für das Publikum. Seien es die animalischen Quintessons oder eben Transformers, welche sich nicht mehr so leicht in Autobots sowie Decepticons unterscheiden lassen. TRANSFORMERS ONE wirkt wie die alte Serie gepaart mit modernen Elementen.
Hasbro hat endlich Mut zur Wahrheit und verpasst den Bots einen metallischen Glanz, der an Spielzeug erinnert, was natürlich die Nostalgie älterer Fans bedienen soll und zeitgleich das Ende für vom Pentagon finanzierte militärische Designs oder Markenautos bedeutet. Stattdessen können Zuschauende sich in TRANSFORMERS ONE über futuristisch verspielte Designs freuen.
Eine schmerzhafte Freundschaft…
Dass zwischen Orion Pax und D-16 eine besondere Bindung besteht, ist sofort zu merken. Die Freundschaft zwischen den Protagonisten ist herzlich greifbar und rührt das Publikum in besonderen Momenten. Beispielsweise, wenn Orion Pax nach der Flucht aus dem Archiv für D-16 einen Sticker von seinem absoluten Helden Megatronus Prime hat und damit die Zukunft der beiden Helden voraussagt.
Umso tragischer, dass die Zuschauenden von TRANSFORMERS ONE wissen, dass diese innige Freundschaft früher oder später auseinander brechen wird. Dies deutet sich durch den moralischen Fall von D-16, welcher durch die Farbe seiner Augen visuell dargestellt wird, an. Während bei den Transformers blaue Augen üblich sind, hatte Pax bester Freund von Anfang an gelbe Augen, was seine Unsicherheit verdeutlicht, während seine Augen beim Zweifel am System Orange und schlussendlich zur Transformation in Megatron Rot werden.
… aber
Megatrons Wandel geschieht zu schnell und wirkt auf die Rezipienten zu erzwungen. Das liegt nicht zuletzt daran, dass sich Regisseur Josh Cooley und die Drehbuchautoren Andrew Barrer sowie Gabriel Ferrari für TRANSFORMERS ONE zu viel vorgenommen haben. Der Fall von D-16, ein Verräter Cybertrons und der Krieg gegen die Quintessons sind zu viel auf einmal, wodurch die Szenerie nicht selten abgehetzt wirkt und die Story sowie Charaktere nicht genug beleuchtet werden.
Hinzu kommt, dass die Story von TRANSFORMERS ONE für das geschulte Auge vorhersehbar ist, wodurch Twists nicht überraschen. Dadurch wirkt der Film länger, als er eigentlich ist und das Publikum wird immer wieder aus Langeweile zum Blick auf das eigene Handy animiert. Für Kinder – der Hauptzielgruppe – kann es natürlich anders aussehen. Gerade diese dürften nochmal mehr Spaß an TRANSFORMERS ONE haben, als das erwachsene Publikum
Das Erbe des Bayverse
B-127 (Keegan-Michael Key) geht den Zuschauenden mit seiner quasseligen Art so sehr auf die Nerven, dass diese sich den Michael-Bay-Bumblebee zurück wünschen. In einem humorvollen, kindgerechten TRANSFORMERS ONE, in dem bereits Orion Pax und D-16 für treffende Witze sorgen, braucht es keinen Comic-Relief-Character, welcher schlechte Gags in der Masse eines Maschinengewehrfeuers erzählt.
Hinzu kommt, dass sich TRANSFORMERS ONE nicht von den Klischees des Bayverse lösen kann. Kämpfe in Slow Motion, pathetisch-kitschige Reden sowie moralische Belehrungen finden auch im Animationsfilm statt, wenn auch nicht so aufgesetzt, wie unter der Fittiche von Michael Bay. Dennoch darf das typische „I am Optimus Prime“ auch hier nicht fehlen. Ja, das ist der letzte Satz vor dem Abspann. Und ja, der Film hat eine Post-Credit-Szene.
Von Atmos zu Influencern
Im englischen O-Ton kommt die Blu-ray zwar mit einer Dolby Atmos Spur, aber das macht sich nur im Score von Brian Tyler sowie vereinzelten Actionszenen bemerkbar. In den meisten Szenen ist der Raumklang nicht wirklich beeindruckend, was aber auch daran liegt, dass TRANSFORMERS ONE dialoglastig ist und an großer Action spart.
In der deutschen Synchronfassung sprechen die Influencer Phil Laude, Dilara, Rumathra und Chefstrobel die Charaktere B-127, Airachnid (Vanessa Liguori), Shockwave (Jason Konopisos-Alvarez) und Soundwave (Jon Bailey). Man entschuldigt es damit, dass es bis auf B-127 nur kleine Sprechrollen sind, aber in Fortsetzungen werden eben diese Rollen wichtiger für die Handlung. Und es ist den Influencern bei den Dialogen anzumerken, dass sie nicht aus der Synchronbranche kommen. Hier wäre es wünschenswert gewesen, die Arbeit den Profis oder angehenden Synchronsprechenden zu überlassen.
Fazit
Die bisherigen Transformers-Filme – besonders TRANSFORMERS: AUFSTIEG DER BESTIEN – waren für mich immer ein Guilty Pleasure. TRANSFORMERS ONE gab die Hoffnung auf ein Reboot, welches sich ernster nimmt, aber gleichzeitig humoristische Unterhaltung sowie eine strukturierte Erzählung bietet. Eine Grundlage wurde oberflächlich geschaffen, hat aber ein Statement gesetzt. Jetzt müssen Fortsetzungen sich beweisen, falls welche erscheinen. Denn finanziell sieht es zumindest nach einem Ableben der Bots aus, da TRANSFORMERS ONE alles andere als ein Kassenschlager war.
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Originaltitel | Transformers One |
Kinostart | 11.9.2024 |
Länge: | 104 minuten |
Produktionsland | United States of America |
Genre: | Animation | Science Fiction | Abenteuer | Familie |
Regie | Josh Cooley |
Executive Producer | Zev Foreman | B.J. Farmer | Matt Quigg | Brian Goldner | Valerii An | Bradley J. Fischer | Steven Spielberg | Olivier Dumont | Greg Mooradian |
Producer | Michael Bay | Tom DeSanto | Don Murphy | Aaron Dem | Lorenzo di Bonaventura | Mark Vahradian | Cyrus Shaki-Khan |
Visual Effects | Frazer Churchill | Alex Prichard |
Musik | Brian Tyler |
Cast | Chris Hemsworth, Brian Tyree Henry, Scarlett Johansson, Keegan-Michael Key, Jon Hamm, Steve Buscemi, Laurence Fishburne, Vanessa Liguori, Jon Bailey, Jason Konopisos-Alvarez, Evan Michael Lee, James Remar, Isaac C. Singleton Jr., Steve Blum, Jinny Chung, Josh Cooley, Dillon Bryan |
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