Review Fakten + Credits


Darum geht es
Die Meterologie-Studentin Kate (Daisy Edgar-Jones) hat sich nach einer traumatischen Begegnung mit einem Tornado vor fünf Jahren, bei dem sie bis auf Javi (Anthony Ramos) all ihre Freunde verlor, nach New York zurück gezogen und beobachtet Stürme nur noch hinter dem Monitor. Doch dieser hat neue Technik, die einen 3D-Scan eines Tornados ermöglichen soll. Das Einzige, was seinem neuen Team aus Experten fehlt, ist die Sturmjägerin Kate.

Diese lässt sich dazu zu überreden, dem Storm Par-Team eine Woche zu helfen und macht damit automatisch die Bekanntschaft mit dem Tornado-Wrangler Tyler Owens (Glen Powell), welcher auf YouTube-Livestreams ein Spektakel mit Tornados bietet. Da dieser kein verklemmter Wissenschaftler von Storm Par ist, kommt dieser Kate schnell näher und ermutigt sie, genauer über Storm Par, den Co-Chef Scott (David Corenswet) und Investoren Marshall Briggs (David Born) zu recherchieren.

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Review

TWISTERS ist eine Fortsetzung zum Film TWISTER aus dem Jahre 1996 und reiht sich damit in eine Riege von Filmen wie TOP GUN: MAVERICK, BEVERLY HILLS COP: AXEL F oder die Serie COBRA KAI ein, die nach etlichen Jahren ein Legacy-Sequel sind und gleichzeitig wie ein Remake wirken, da sie bekannte Stationen der Vorgänger wirken. TWISTERS geht sogar einen Schritt weiter und wirkt schon fast wie ein Soft-Reboot, da die einzigen Gemeinsamkeiten mit TWISTER die namensgebenden Tornados und die Wettermaschine Dorothy sind.

Hillbillys mit ‘nem YouTube-Kanal

TWISTERS versucht zwar dem Publikum Daisy Edgar-Jones als die Hauptdarstellerin zu präsentieren, aber sobald Glen Powell erscheint, setzt sich dieser durch sein charmantes Auftreten als der wahre Protagonist der Handlung durch, lässt sie aber als zweite Hauptdarstellerin koexistieren, ohne dass diese durch seine aus TOP GUN: MAVERICK oder WO DIE LÜGE HINFÄLLT bekannte Ausstrahlung untergeht. Sie setzt sich durch schnippisches Verhalten durch und lässt ihn nicht zu schnell an sich heran, wodurch eine angenehme Chemie zwischen beiden Darstellenden entsteht.

vor einem Trümmerhaufen aus Metallteilen unter freiem Himmel steht eine junge Frau in kurzer Jeans und gelber Jacke, dreck- und blutbeschmiert

Twisters © Warner Bros./Universal Pictures/Amblin Entertainment

Das Kräftemessen auf Augenhöhe trifft jedoch nicht auf den restlichen Cast zu. Gerade Anthony Ramos trifft es in TWISTERS am schwersten. Er und sein Team werden durch Glen Powell und seine Kolleg*innen Dani (Kathy O’Brian), Dexter (Tunde Adebimpe) und Lily (Sasha Lane) in den Schatten gestellt, wenn nicht sogar ersetzt. Anthony Ramos wird aber auch nicht zum Comic-Relief-Charakter, da diese Rolle schon der Journalist Ben (Harry Hadden-Peton) übernimmt. Antagonist darf er aber trotz Tornados jagen für das gewinnorientierte Storm-Par-Team.

Harry Hadden-Peton ist aber nicht nur der Comic-Relief-Charakter von TWISTERS, sondern spiegelt gleichzeitig die Sicht der Zuschauenden weiter, welche die Tornado-Wrangler zwar fasziniert, aber auch ein bisschen argwöhnisch begutachten. Gleichzeitig kommt er dem Publikum entgegen, welches wahrscheinlich kaum aus Meteorologen besteht und lässt sich Begriffe wie „Deckel“ oder die Entstehung eines Tornados erklären, ohne dass es erzwungen wirkt, da dies als Recherche für seinen Artikel zu deuten ist.

Recyclingvorbild

TWISTERS ist eine Fortsetzung ohne wirklichen Bezug zum Vorgänger, arbeitet aber bekannte Storyelemente von diesem wie schon ein TOP GUN: MAVERICK stationsweise ab. Sei es die Protagonistin, die ein Trauma von Tornados hat, zwei Teams an Tornadojägern, von denen eins wegen der Leidenschaft und das andere Team wegen Gewinnen arbeitet, Zwillingstornados oder eine Sache, die man für die Forschung und das Allgemeinwohl in einen Tornado bekommen will.

Ironischerweise hat Glen Powell in beiden Legacy-Sequels eine entscheidende Rolle, auch wenn die Rolle in TWISTERS umfangreicher ist. Aber das ist nicht die einzige Gemeinsamkeit zum Fliegerass-Film mit Tom Cruise. Denn TWISTERS kann durch durchdachte Umstrukturierungen sowie bessere Effekte beim Publikum mehr punkten als TWISTER. Das Trauma ist greifbarer, als im Vorgänger, die Teams konkurrieren zwar, harmonieren aber auch und das Sequel verzichtet auf eine erzwungene Liebesgeschichte, ohne dabei auf eine leicht flirtende Dynamik zwischen Daisy Edgar-Jones und Glen Powell zu verzichten.

ein Mann im Hemd, langer Hose und Cap und eine Frau im T-Shirt und Jeans stehen nebeneinander mit dem Rücken zur Kamera, vor ihnen baut sich auf flacher Landschaft ein Tornado auf

Twisters © Warner Bros./Universal Pictures/Amblin Entertainment

Karikatur oder Lokalstolz? Beides!

TWISTERS Darstellung von Oklahoma und dessen Bevölkerung sowie die Wahl aus Country- und Popsongs sind gerade im Vergleich zum gezeigten Stadtbild von New York ein amüsanter Mix aus Karikatur, stolzer Eigendarstellung gepaart mit der Selbstironie von Glen Powell. Dabei ist es keine überhebliche heroische Darstellung des Landlebens, sondern vielmehr das Aufzeigen eines gleichwertigen aber doch komplett unterschiedlichen Lebensstils zu Großstädten.

Die Leute wirken schroffer, vielleicht sogar für Städtler verrückt, sie fahren in Tornados, sind Rodeo-Cowboys und können trotzdem erfolgreich studiert haben, was der Charakter von Glen Powell beweist. Das spielt entgegen vieler Behauptungen nicht automatisch Republikanern in die Hände, da nicht jede Person auf dem Land diese wählen muss. Dann müsste ja ein Roadmovie durch den ländlichen Bereich Deutschlands ebenfalls konservativen Strömungen in die Hände spielen. Der Vergleich ist hanebüchen, da sich Leben auf Stadt und Land eben unterscheiden.

Klimakiller Tornado

Auch, wenn der Vorwurf republikanischer Lobgesänge nicht stimmt, so muss sich TWISTERS die Kritik gefallen lassen, dass der Klimawandel stillschweigend unter den Teppich gekehrt wird. Einzig Kates Mutter Cathy (Maura Tierney) äußert sich zu höheren Saatgutpreisen, steigenden Überschwemmungen und Stürmen. Aber der Film formuliert das so, als ob die Tornados daran Schuld hätten und Daisy Edgar-Jones die einzige Rettung sei. Kritik am menschlich erzeugten Klimawandel ist kein Hindernis für unterhaltsame Blockbuster, was Filme wie DEADPOOL 2 beweisen.

eine von Trümmern und heruntergestürzten Ästen übersäte Straße, im Hintergrund steht ein Krankenwagen, während ein weiteres Fahrzeug auf der Seite liegt, Menschen haben sich versammelt, im Vordergrund steht eine junge Frau, die in Richtung Kamera blickt

Twisters © Warner Bros./Universal Pictures/Amblin Entertainment

Jetzt gibt es was auf die Ohren

Doch auch trotz fehlender Klimakritik ist TWISTERS ein Besuch im Kino wert, was einerseits daran liegt, dass der Film komplett auf 35MM Analogfilm gedreht wurde und sich somit von der Masse an digital gefilmten Blockbustern abhebt. Andererseits überzeugt der Sound, für den sich die Produzenten wie Steven Spielberg und Regisseur Lee Isaac Chung extra Lucasfilm und Skywalker Sound dazu geholt haben, da die Firmen für eindringliche, bombastische Klänge bekannt sind.

Dadurch ist TWISTERS eine akustische Wucht und die Tornados sowie Stürme wirken dank der dröhnenden, pfeifenden Klänge noch bedrohlicher und bietet Potential für echte Gänsehaut. Gepaart mit den Effekten bekommt das Publikum dadurch das Gefühl, es befinde sich selbst in einem Sturm. Nur an einer Stelle können visuelle Effekte nicht überzeugen und das CGI ist klar erkennbar, aber diese Szene ist essentiell für das Finale und es ist fraglich, ob diese Szene anders visualisierbar wäre.

Fazit

TWISTERS ist der Sommerblockbuster schlechthin und überrascht das Publikum mit einem Dreh auf 35MM Analogfilm, was für Blockbuster eine Seltenheit und eher durch Regisseure wie Quentin Tarantino und Paul Thomas Anderson bekannt ist. Neben dem authentischen Look überzeugt der Film mit wuchtigen Sounds sowie einen typisch charmanten Glen Powell. Storytechnisch orientiert sich TWISTERS zwar an seinem Vorgänger, traut sich aber zugleich mehr, wobei der Film in kritischen Momenten noch mehr Biss vertragen hätte. Wer aber nonstop-Unterhaltung, Flucht vor der Sommerhitze oder den nächsten Katastrophenfilm will, trifft mit TWISTERS die richtige Wahl.

 

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Originaltitel Twisters
Kinostart 10.7.2024
Länge: 123 minuten
Produktionsland United States of America
Genre: Action | Abenteuer | Thriller
Regie Lee Isaac Chung
Executive Producer Thomas Hayslip | Steven Spielberg | Ashley Jay Sandberg | Pete Chiappetta | Andrew Lary | Anthony Tittanegro
Producer Frank Marshall | Patrick Crowley | Helen Medrano
Kamera Dan Mindel
Visual Effects Jason Porter | Ben Snow | Florian Witzel
Musik Benjamin Wallfisch
Cast Daisy Edgar-Jones, Glen Powell, Anthony Ramos, Brandon Perea, Maura Tierney, Harry Hadden-Paton, Sasha Lane, Daryl McCormack, Kiernan Shipka, Nik Dodani, David Corenswet, Tunde Adebimpe, Katy O'Brian, David Born, Paul Scheer, Laura Poe, Austin Bullock, Stephen Oyoung, Alex Kingi, Chris Adrien

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