Review Fakten + Credits


Rezension

Tim Burtons Fortsetzung von BEETLEJUICE erinnerte Julius Grimm vermutlich dran, wie gut ihm der Gag über die mit Nummern-System geregelte behördliche Aufnahme ins Jenseits gefällt. So verfasste er für sein komödiantisches Kino-Debüt ZWEIGSTELLE mit Fabian Krebs und Bernd Blaschke einen kompletten Film um einen solchen Verwaltungsapparat für Verstorbene. Zu letzten zählt das junge Figuren-Quartett, das sich nach einem absurden Autounfall im titelgebenden Ausläufer des Totenreichs wiederfindet. Dort erwarten sie zwei überlastete Sachbearbeiterinnen, ein übermotivierter Abteilungsleiter und Rainer Bock als göttlicher Hausmeister.

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Letzter wird zeitweilig zum Vorarbeiter der passiven Protagonistin Resi genannt Nulli (Sarah Mahita). Sie erwischte es mit ihrer pragmatischen besten Freundin Sophie (Nhung Hong), dem unsicheren Philipp „Fipsi“ (David Ali Rashed) und der selbstbewussten Mel (Beritan Balci) just auf dem Weg von einer offiziellen Beerdigung zu einer inoffiziellen. Beide gelten Resis an Krebs verstorbenem Fast-Ex Michi (Julian Gutmann), mit dem sie aus Schuldgefühlen dann doch nicht Schluss machen wollte. Klar, dass die Beiden einander wiedersehen und Resi die versäumte Trennung nachholen muss.

Ebenso vorhersehbar ist die Abschwächung der pessimistischen Prämisse, die eine ganze Handvoll junger Menschen dahinrafft. Derlei romantisierende Rückzugsmanöver ist die eigentliche Crux der derivativen Klamotte. Der halbherzige Humor will rabenschwarz sein, dümpelt aber in einer generischen Grauzone. Ein zusätzlicher Spaßkiller ist der moralinsaure Klerikalismus des Szenarios, das Atheismus mit ethischer Egalität gleichsetzt. Wer keiner Religion anhängt, endet im Nichts, das allerdings gelegentlich technische Ausfälle hat. In derlei braven Behördenwitzen versandet die Möchtegern-makabere Klamotte, deren gesamter Humor auf eine Pointe hinausläuft. Und nicht einmal die ist gut.

ein junger Mann im weißen Unterhemd an einem Tisch sitzend, den Kopf auf den aufgestützten rechten Arm gestützt

Zweigstelle ©2025 Weltkino | WennDannFilm GmbH | Luis Zeno Kuhn

Fazit

Die blasse Farbpalette, kastige Kameraaufnahmen und Retro-Kostüme sind offenbar von Wes Anderson abgekupfert, das galgenhumorige Grundkonzept von Tim Burton. Mit eigenen Ideen hat es Julius Grimm offenbar nicht so. Verständlich angesichts der zwischen abgeschmackt und abgestanden changierenden Gags seines Behörden-Klamauks, dessen eindimensionales Szenario in eine Parade thematisch verbundener Sketche zerfällt. Das junge Ensemble gibt den seichten Charakteren immerhin etwas Charme und die Hintergrundmusik von Roy Bianco & Die Abbrunzati Boys bringt ironisches Flair. Doch der Overkill bayerischer Biederkeit ist mehr todlangweilig als zum Totlachen. 

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Originaltitel Zweigstelle
Kinostart 9.10.2025
Länge: 98 minuten
Produktionsland Germany
Genre: Komödie
Regie Julius Grimm
Cast Sarah Mahita, Rainer Bock, Nhung Hong, David Ali Rashed

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